Foto: KFC/Carsten Kuhn

Gesundheitsexperten laufen Sturm
KFC bringt den Gratis-Softdrink-Refill in die Schweiz

Toller Mehrwert für die Kunden oder schädlich für die Volksgesundheit? Oder beides zugleich? Die US-Güggelikette KFC lässt Kunden ihre Softdrinkbecher kostenlos wieder auffüllen.
Publiziert: 17.12.2018 um 00:14 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2018 um 10:26 Uhr
Konrad Staehelin
Konrad StaehelinWirtschafts-Redaktor

Kentucky Fried Chicken (kurz KFC, dt.: Frittiertes Poulet aus dem US-Bundesstaat Kentucky) soll für gesundes Essen stehen. Das hat zumindest der Deutschland-Österreich-Schweiz-Chef von KFC, Marco Schepers (43), am Donnerstag zu BLICK gesagt.

Anlässlich der Eröffnung der Filiale in Volketswil ZH, der vierten in der Schweiz, zeigte er sich überzeugt: «Weil unsere Würzmischung so gut ist, braucht man fast keine Sauce. Die meisten Kalorien beim Fleischessen kommen sowieso von der Sauce.»

All dies kann man glauben oder nicht. Aber die Softdrinks, die ein grosser Teil der Kunden zum Güggeli schlürft, sind in grosser Menge unbestritten ungesund. KFC schenkt Pepsi-Cola, die zuckerlose Variante Pepsi Max, das Fanta-Pendant Mirinda, das Citro-ähnliche 7 Up und Wasser aus.

In Volketswil ZH und Mendrisio TI hat es im KFC solche Softrink-Maschinen. Hier im Bild: eine Maschine in einem Burger-King-Lokal.
Foto: shutterstock
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Ähnlich wie im Migros-Restaurant

Da erstaunt es, dass die Kunden bei der «gesunden» Fast-Food-Kette im Fixpreis für ihr Menü für kostenlose Refills mitbezahlen. Das bedeutet, dass sie ihren Becher an der frei zugänglichen Soda-Station so oft wieder auffüllen dürfen, wie sie wollen.

Die Stationen funktionieren gleich wie im Migros-Restaurant – drunterhalten, drücken –, bloss muss man bei der Migros fürs Rauslassen jedes Mal extra bezahlen. Das Gratis-Angebot gibts in den KFC-Filialen Volketswil und Mendrisio TI, jedoch nicht in jenen im Shoppyland Schönbühl BE und am Bahnhof Genf.

Schweizer konsumieren sowieso schon zu viel Zucker

Kostenlose Refills? Da denkt manch einer an übergewichtige Amis. Das Gratis-Nachschenken ist in den USA in vielen Restaurants Standard.

Dort gilt es denn unter Gesundheitsfachleuten auch als klare Sache, dass die Praxis zum massiven Fettleibigkeitsproblem im Land beiträgt. Ein halber Liter Softdrink zum Hauptgang, einer zum Dessert und noch einer für den Heimweg. Wer sagt schon Nein, wenn er etwas gratis haben kann?

Jetzt kommt also die Schweiz dran. In den acht Kunden-Kantinen des Einrichtungshauses Ikea gibts zwar schon Gratis-Refills. Ebenso in den Migros-Chickerias der Ostschweiz und im Kanton Zürich. KFC dagegen will in zehn Jahren 50 Restaurants im ganzen Land betreiben. Das ist eine andere Hausnummer.

Wichtig zu wissen: In den letzten 25 Jahren hat sich der Anteil der adipösen, sprich fettleibigen, Menschen in der Schweiz auf elf Prozent verdoppelt. Mit ein Grund ist, dass die Schweizer pro Kopf 110 Gramm Zucker pro Tag vertilgen (BLICK berichtete). Ein dicker Teil davon stammt aus Süssgetränken. Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt bei 50 Gramm.

KFC: «Konsument kann selber entscheiden»

Die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz sieht den Auffüll-Import aus den USA darum kritisch: «Süssgetränke sind keine Durstlöscher, sondern werden nur ab und zu und in kleinen Mengen empfohlen», schreibt ein Sprecher. Stattdessen solle der Konsum von Mineralwasser gefördert werden. 

Eine KFC-Sprecherin schreibt auch: «Der Konsument kann selber entscheiden, ob er sich ausgewogen ernähren möchte und deshalb beispielsweise Mineralwasser vorzieht.» Es ist unwahrscheinlich, dass viele Kunden dies tun werden.

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