Gegen BAG-Regeln verstossen
Firmen verteilen Selbsttests, die nicht zugelassen sind

Die Mobiliar und die St. Galler Kantonalbank haben Selbsttests an ihre Mitarbeitenden verteilt. Das Problem: Diese sind in der Schweiz gar nicht zugelassen. Jetzt stoppen die Firmen die Angestellten-Tests – nur Lidl macht noch weiter.
Publiziert: 14.04.2021 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2021 um 10:00 Uhr
Christian Kolbe und Nicola Imfeld

Eigentlich will die Mobiliar alles richtig machen. Kurz vor Ostern haben die Angestellten ein Paket von der Versicherung erhalten, wie SRF berichtet. Der Inhalt: ein Speichel-Schnelltest für zu Hause der Marke Hotgen. Die Idee: Die Mobiliar-Angestellten sollen, wenn der Bundesrat die Homeoffice-Pflicht aufhebt, gesund und getestet ins Büro zurückkehren können.

Das Problem: Der Hotgen-Speichel-Selbsttest ist in der Schweiz bislang nicht validiert. Das heisst, es ist nicht unabhängig abgeklärt worden, ob der Test die Anforderungen erfüllt.

Das Resultat: Der Test darf aufgrund der fehlenden Überprüfung in der Schweiz gar nicht verkauft werden. Die Frage: Darf ein privates Unternehmen solche Tests trotzdem an seine Angestellten abgeben? Das wollte SRF vom BAG wissen.

In der Schweiz ist bislang nur der Selbsttest von Roche zugelassen, den es seit letztem Mittwoch in den Apotheken gibt.
Foto: Keystone
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Keine Speichel-Selbsttests in der Schweiz

Derzeit seien keine Speichel-Selbsttests in der Liste mit validierten Tests aufgeführt, schreibt das BAG. Das bedeute für Speichel-Schnelltests generell, «dass diese nicht abgegeben werden dürfen».

Es gibt gute Gründe, warum Speichel-Selbsttests in der Schweiz nicht zugelassen sind. Im alltäglichen Gebrauch ist die Zahl der tatsächlich entdeckten Virenträger viel zu gering, um wirklich ein Pfeiler im Kampf gegen Corona zu sein.

Auf Anfrage von Blick schreibt die Versicherung: «Die Mobiliar hat über ihren medizinischen Partner in der Schweiz Selbsttests bezogen, welche in der EU validiert wurden. Das geschah zu einem Zeitpunkt, als in der Schweiz noch unklar war, ob es Schnelltests für zu Hause überhaupt geben wird.»

In guter Gesellschaft

Während der Beschaffung und der Abgabe an die Mitarbeitenden habe der Bund die entsprechende Grundlage mehrfach angepasst, heisst es weiter. Deshalb sei es für die Mobiliar unter den heutigen Voraussetzungen klar, dass «wir bis auf weiteres keine Selbsttests mehr abgeben werden». Was mit den bereits verteilten Selbsttests geschieht, klärt die Mobiliar derzeit mit dem BAG ab.

Der Versicherer ist nicht alleine mit seinem Problem. Auch die St. Galler Kantonalbank hat dieselben fragwürdigen Selbsttests an die Mitarbeitenden verschickt. Das meldet Radio Zürisee. Mittlerweile hat die Bank die Abgabe gestoppt.

Blick weiss: Auch der Discounter Lidl hat an seine Mitarbeitenden je 20 Selbsttests der Marke Joysbio abgegeben, die nicht in der Schweiz validiert worden sind. «Die Selbsttests sind lediglich als ergänzende Massnahme gedacht. Die bestehenden Schutzmassnahmen bleiben selbstverständlich vollumfänglich in Kraft», sagt Lidl-Sprecher Mathias Kaufmann.

Anders als die Mobiliar und die St. Galler Kantonalbank will Lidl die Selbsttests aber nicht unterbinden.

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