Schweizer Tourismus verliert wegen Corona über 10 Milliarden Franken
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Schwarzes Jahr für Hotels &Co.Schweizer Tourismus verliert wegen Corona 10 Milliarden

Schwarzes Jahr für Hotels und Feriendestinationen
Schweizer Tourismus verliert wegen Corona über 10 Milliarden Franken

Düstere Prognosen für den Schweizer Tourismus. Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich erwartet, dass der Branche dieses Jahr 10 Milliarden Franken fehlen. Nach der leichten Erholung im Sommer und Herbst bremst die zweite Corona-Welle die Nachfrage wieder aus.
Publiziert: 27.10.2020 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2020 um 17:56 Uhr
Claudia Gnehm

Die zweite Corona-Welle überschattet die zaghafte Erholung des Schweizer Tourismus. Wegen steigenden Infektionszahlen und Reisebeschränkungen rechnen die Ökonomen der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH damit, dass die Übernachtungszahlen europäischer Touristen diese Wintersaison ein Drittel unter dem Vorjahr liegen.

Gäste aus Fernmärkten wie China und USA dürften diesen Winter weitgehend ausbleiben, wie die KOF zu ihrer Prognose am Dienstag mitteilte. Dadurch sinken die Logiernächte in der Wintersaison um rund 30 Prozent gegenüber 2019.

Inlandnachfrage als Lichtblick

Gleichzeitig warnt KOF-Ökonom Jan-Egbert Sturm (51): «Leider wird unser negatives Alternativszenario immer wahrscheinlicher – mit der Pandemie, die sich deutlich heftiger zurückmeldet und grossen Einschränkungen von Sektoren.» In diesem Szenario brächen die Logiernächte in der Wintersaison um die Hälfte des Vorkrisenniveaus ein.

Düstere Aussichten für den Schweizer Tourismus: Die Konjunkturstelle KOF der ETH Zürich prognostiziert der Branche einen Umsatzeinbruch von 10 Milliarden Franken.
Foto: keystone-sda.ch
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Die erwartete Bilanz für das Tourismusjahr 2020 ist düster: Obwohl die Feriennachfrage der Schweizerinnen und Schweizer im Sommer «äusserst kräftig» gewesen sei, konnte sie nicht für den Einbruch der Logiernächte der Auslandsgäste kompensieren. Die Übernachtungszahlen aus dem Ausland lagen 40 Prozent unter dem Vorjahr. In die Schweiz zog es in erster Linie Touristen aus den Nachbar- und Benelux-Ländern.

Nur zögerliche Erholung für 2021 erwartet

Die Covid-19-Pandemie radiere im Tourismusjahr 2020 13,3 Millionen Logiernächte weg, so die KOF-Schätzung. Das entspricht einem Minus von 33,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In städtischen Gebieten fallen die Einbussen allerdings deutlich höher aus als in den Bergregionen.

Die Hotellerie erwarte 2020 einen Umsatzverlust von 1,6 Milliarden Franken. Für die ganze Branche resultiert heuer laut KOF-Prognose ein Umsatzeinbruch von über 10 Milliarden Franken. Besonders ins Gewicht fällt der Rückgang der Ausgaben der Touristen aus dem Ausland. Mit Minus 28 Prozent weitaus den heftigsten Rückgang erleide die Gastrobranche. Es sei auch die Gastronomie, für welche er 2021 noch den höchsten Einbussen (minus 8 Prozent) erwartet.

Preisrutsch bei Hotels

Fest steht: Der Schweizer Tourismus bleibt auch nächstes Jahr unter Druck – die Rückkehr der wichtigen Ferntouristen ist noch nicht absehbar. «Die Nachfrage aus den Fernmärkten dürfte erst nach dem Frühling 2021 wieder langsam anziehen», erwartet Sturm. Die KOF geht für 2021 immer noch mit einem Nachfrageverlust von 6,2 Milliarden Franken gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 aus.

Die Übernachtungspreise der Hotels sind laut KOF-Erhebung heuer zurückgegangen und dürften erst 2022 auf Vorkrisenniveau zurückfinden. Billiger geworden seien auch Pauschalreisen und Flüge. Hier herrscht laut Sturm ein starker Preisdruck. Im Gegesatz dazu seien die Preise in der Gastronomie leicht gestiegen.

Vergleich mit der Finanzkrise

Bei seiner Einschätzung zur Erholung der Gesamtwirtschaft macht KOF-Ökonom Sturm einen Vergleich mit der Finanzkrise. Damals brach die Wirtschaft weniger ein und schaffte es nach sieben Quartalen wieder auf das Vorkrisenniveau zurück. Nach dem massiven Wirtschaftseinbruch im zweiten Quartal 2020, brauche es trotz «deutlicher Erholung» im dritten Quartal nun geschätzte acht Quartale, bis die Wirtschaft auf das Vorkrisenniveau zurückfinde.

Beim pessimistischen KOF-Alternativszenario, wo die Konjunktur von der zweiten Corona-Welle nochmals einen deutlichen Dämpfer erfährt, ist mit einer viel langsameren Normalisierung auf Vorkrisenniveau zu rechnen. «Leider übersteigt die Dauer unseren Prognosehorizont», sagt Sturm. Weiter: «Ein zweiter Schock mit weiteren Lockdowns würde die Wirtschaft lange schwächen, das sollten wir vemeiden.»

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