Franken bald noch stärker?
So schlägt Europas Populismus auf unser Portemonnaie

Europa wählt, die Schweiz zittert mit. Denn kämen durch die zahlreichen Entscheidungen auf dem Kontinent Unruhestifter an die Macht, würde der Franken noch stärker, als er sowieso schon ist, heisst es in einer neuen Studie.
Publiziert: 09.03.2017 um 23:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:53 Uhr
Konrad Staehelin

Das Jahr 2016 war politisch turbulent. Der Sturm könnte Ende April weiter wüten. «Die Wahlen in Frankreich stellen das grösste Risiko für Europa dar», heisst es in einer neuen Analyse der Credit Suisse (CS). Die Grossbank beschreibt darin die Risiken der bevorstehenden Wahlen für die Wirtschaft.

Mitte-Newcomer Emmanuel Macron (39) ist Favorit, ein Sieg von EU-Feindin Marine Le Pen (48) wirkt im Moment unwahrscheinlich. Aber so sah es vor dem Brexit – dem Austritt Grossbritanniens aus der EU – oder dem Triumph von Donald Trump (70) in den USA auch aus.

Exportwirtschaft würde leiden

Das geht auch die Schweiz etwas an. Denn Europas Populisten könnten uns aufs Portemonnaie schlagen! Gewinnen die rechten Aussenseiter, legen die Investoren weltweit ihr Geld noch mehr im Schweizer Franken an.

Laut einer Studie der Credit Suisse könnte ein Erfolg des Niederländers Geert Wilders (l.) auch finanzielle Auswirkungen auf die Schweiz haben. Mehr Unsicherheit verbreitet der Italiener Beppe Grillo (m.). Das grösste Risiko geht von der Französin Marine Le Pen (r.) aus.
Foto: BILDMONTAGE BLICK

Unsere Währung würde noch stärker. Mit 1.07 ist der Franken heute schon stark überbewertet. CS-Ökonom Claude Maurer (42) schätzt: «Wir erwarten für den schlimmsten Fall Parität.» Ein Franken wäre einen Euro wert!

Zwar würden für die Schweizer Bevölkerung damit der Einkauf in Deutschland und die Ferien in Italien günstiger.

Aber die Situation wäre gefährlich. CS-Maurer: «Die Schweizer Wirtschaft ist sehr widerstandsfähig. Trotzdem würde wohl die Exportwirtschaft leiden, viele müssten um ihre Jobs zittern. Und das Risiko für Negativzinsen würde noch höher, auch für Kleinsparer.»

Schweiz gleich Stabilität

Die Nationalbank versucht heute schon krampfhaft, mit Negativzinsen und Devisenkäufen die Attraktivität der Schweiz für Anleger zu mindern.

Diese lieben die Schweiz und den Franken wegen der Stabilität. Hier ist Geld sicher. Anderswo dagegen droht nach den Wahlen das Chaos. Los geht es am Mittwoch in den Niederlanden, wo Rechtspopulist Geert Wilders (53) zwar kaum an die Macht kommt, aber die Regierungsbildung erschweren könnte. Die Folge wäre Unruhe an den Märkten. Fünfeinhalb Wochen später wählen die Franzosen.

Und auch in Italien stehen nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi (42) vielleicht bald Neuwahlen mit Chaos-Potenzial an. Protest-Kandidat Beppe Grillo (68) ist einer der aussichtsreichsten Kandidaten. Einzig in Deutschland stehen mit Sozialdemokrat Martin Schulz (61) und auch Angela Merkel (62) beide gewichtigen Kandidaten für Stabilität.

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