Fiat und Iveco im Visier
Polizei-Razzia wegen Diesel-Skandal in Arbon TG

Der Diesel-Skandal erreicht die Schweiz. In einer europaweit koordinierten Aktion durchsuchte die Kantonspolizei eine Firma im Kanton Thurgau. Es geht um illegale Abschalteinrichtungen.
Publiziert: 22.07.2020 um 15:49 Uhr
|
Aktualisiert: 23.07.2020 um 09:19 Uhr

Unter dem Verdacht des Diesel-Betrugs nehmen Ermittler in gleich mehreren Ländern die Hersteller Fiat und Iveco ins Visier. Am Mittwoch standen sie zeitgleich an zehn Standorten der Auto- und Lastwagenbauer sowie bei Tochterfirmen in Deutschland, Italien und der Schweiz vor der Tür, wie die federführende Staatsanwaltschaft Frankfurt mitteilte.

Der Verdacht: In diversen Modellen von Fiat und Iveco selbst sowie von Alfa Romeo und Jeep sollen Motoren mit einer illegalen Abgastechnik stecken. Allein in Deutschland geht es den Angaben zufolge um mehr als 200 000 Fahrzeuge, darunter viele Wohnmobile.

Das Verfahren wegen des Verdachts des gewerbsmässigen Betruges richte sich gegen Verantwortliche unter anderem der Konzerne Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und Case New Holland Industrial (CNHi), zu dem Iveco gehört, heisst es auf einer Internetseite der Frankfurter Polizei zu dem Fall. Es gehe um neun namentlich bekannte Beschuldigte, allesamt aus Italien, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Bei Tests auf dem Prüfstand sollen die Schummeldiesel auf einen ökologischeren Modus umschalten.
Foto: PD

Kantonspolizei Thurgau im Einsatz

Fiat Chrysler bestätigte die Durchsuchungen. Man kooperiere umfassend mit den Behörden, sagte ein Sprecher. Darüber hinaus machte er keine Angaben. CNH Industrial äusserte sich in einer Mitteilung ähnlich. Der Nutzfahrzeugkonzern war einst aus der Fusion mit der Fiat-Nutzfahrzeugsparte entstanden.

Durchsucht wurden insgesamt zehn Gewerbeobjekte in Baden-Württemberg und Hessen, darunter der Sitz von FCA Deutschland in Frankfurt, sowie in der italienischen Region Piemont und im Schweizer Kanton Thurgau.

Das bestätigt die Staatsanwaltschaft des Kantons Thurgaus auf Nachfrage von BLICK. «Ja, die Hausdurchsuchung wurde im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft durch die Kantonspolizei Thurgau durchgeführt», sagt ein Sprecher. Und: «Im Kanton Thurgau befindet sich eine Tochtergesellschaft des in Deutschland im Fokus stehenden internationalen Automobilkonzerns.»

Unzulässige Abschalteinrichtung

Man habe Beweismittel zur Abschalteinrichtung an sich, aber auch hinsichtlich der Bewerbung der Fahrzeuge sowie der Verantwortlichkeiten gesucht, hiess es. Koordiniert wurde die Aktion von der EU-Justizbehörde Eurojust.

Die Ermittler haben eine ganze Reihe von Motoren im Visier, die ihrer Ansicht nach über eine unzulässige Abschalteinrichtung verfügen. Eine solche Technik sorgt dafür, dass die Autos die Grenzwerte für den Schadstoff Stickstoffdioxid zwar auf dem Prüfstand einhalten, nicht aber im normalen Betrieb auf der Strasse.

Angaben zu den Fahrzeugmodellen machte die Staatsanwaltschaft nicht. Die genannten Motoren der Baujahre 2014 bis 2019 mit den Abgasnormen Euro 5 und 6 stecken aber in einer ganzen Reihe von Fiat-, Jeep-, Alfa-Romeo- und Iveco-Fahrzeugen vom Kleinwagen bis zum Transporter. Die Ermittler riefen Käufer der betroffenen Fahrzeuge auf, sich bei der Polizei zu melden. (pbe/ise/SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.