Fachkräftemangel brutal
Jede zweite Firma sucht im Ausland nach Angestellten

Sie brummt, die Schweizer Wirtschaft. Und das ist gut so. Weniger gut: Wir haben nicht genug ausgebildetes Fachpersonal im Land. Nun schauen sich Firmen im grossen Stil ennet der Grenze um.
Publiziert: 14.03.2023 um 01:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2023 um 08:58 Uhr
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Vom Grosskonzern über KMU bis hin zu Einzelfirmen: Die Geschäfte kommen nach der Corona-Krise wieder so richtig in Schwung. Sie wollen die Jobs ausbauen. 44 Prozent der Firmen haben dies für 2023 geplant. Bloss: Das braucht Personal. Und das fehlt derzeit Schweizer Firmen. Sämtliche Branchen jammern über den Fachkräftemangel.

76 Prozent der Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Stellen besetzen zu können. Zu diesem Schluss kommt die neuste Beschäftigungsstudie des Personalvermittlers Manpower. Besonders gefragt sind Mitarbeitende in der IT- und Telecom-Branche sowie im Gesundheits- und Energiewesen. Zum Beispiel Spezialisten für Solaranlagen. Auf diesem Gebiet laufen zwar intensive Bemühungen, die Ausbildung im eigenen Land zu intensivieren. Bis diese aber fruchten, dauert es allerdings noch Jahre. Die Nachfrage nach Solaranlagen ist aber jetzt rekordhoch. Was machen?

Tiefe Arbeitslosigkeit

Auf breiter Front setzen Schweizer Firmen auf die grenzüberschreitende Rekrutierung. Jede zweite Firma will laut der Studie in den nächsten zwölf Monaten Fachkräfte aus dem Ausland einstellen. Erst recht bei der tiefen Arbeitslosigkeit in der Schweiz. Nur 26 Prozent der Unternehmen können es sich leisten, auf Personal mit Wohnsitz in der Schweiz zu setzen.

Fachkräfte sind in der Schweiz in praktisch allen Branchen rar.
Foto: Keystone
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Zudem wollen die Firmen, die händeringend nach guten Leuten suchen, sich selbst in ein besseres Licht rücken. 38 Prozent der Unternehmen geben an, die Anstellung durch flexible Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit attraktiver zu machen. Bieten also die Möglichkeit zum Homeoffice, einen längeren Vaterschaftsurlaub oder Jahresarbeitszeit. Jede dritte Firma lockt Talente ganz profan mit Geld.

Kreativität und Teamfähigkeit gesucht

Die Studie von Manpower zeigt aber auch: Unternehmen haben nicht nur Mühe, Angestellte mit technischen Fähigkeiten zu finden. Auch in Sachen Soft Skills ist die Nachfrage gross. Mitarbeitende mit gestalterischen und sozialen Fähigkeiten wie Kreativität, Teamfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Führungspotenzial sind rar auf dem Arbeitsmarkt.

«In der Zeit der digitalen Transformation, die Veränderungen der Arbeitsprozesse und -methoden mit sich bringt, werden Eigenschaften wie Veränderungsbereitschaft, Kreativität und Teamfähigkeit notwendig», sagt Jan Jacob (43), Geschäftsführer von Manpower. «Nur so kann man den Wandel erfolgreich gestalten.»

Jetzt liegt mehr Lohn drin

Dieser Jobmarkt ist ein Traum für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Besser gehts kaum, wenn man den Job wechseln oder mehr Lohn möchte. Und offenbar wollen viele Angestellte in diesem Jahr eine Veränderung, wie eine repräsentative Umfrage des Online-Rekrutierungs-Spezialisten Onlyfy by Xing zeigt. 60 Prozent können sich demnach einen Jobwechsel im 2023 vorstellen.

35 Prozent der 18- bis 29-Jährigen würden dabei nach mehr Lohn fragen, weil sich ihr Stellenwert aufgrund des Fachkräftemangels erhöht hat. Bei den über 50-Jährigen kommt Letzteres bei nur gerade 15 Prozent als Grund infrage.

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