Ex-SBB-Chef Andreas Meyer über Lokführermangel
«Ich schäme mich!»

Andreas Meyer, der ehemalige Chef der SBB, übernimmt Verantwortung für den Lokführermangel. Er spricht über die Angst seiner Eltern und seinen Lohn nach dem Rücktritt. Aus seinen Fehlern habe er viel gelernt.
Publiziert: 19.10.2020 um 16:37 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2021 um 15:32 Uhr

Der ehemalige Chef der SBB ist nun Berater. Mit seiner Firma hilft Andreas Meyer (59) Unternehmen zu wachsen. Auf die Zeit bei der SBB blickt Meyer zufrieden zurück. «Vieles ist uns gelungen», sagt Meyer heute gegenüber der «NZZ».

Weniger stolz ist Meyer auf den Lokführermangel. Die SBB haben es nämlich verpasst, genug Lokführer auszubilden. «Ich war nicht direkt zuständig, aber die Versäumnisse sind in meiner Zeit passiert», sagt Meyer. Er trage die Verantwortung. «Ich schäme mich selber auch», so Meyer weiter. Man habe schlichtweg nicht damit gerechnet, dass die Baustellen und der Eventverkehr mit dem damaligen Bestand gar nicht bewältigbar waren.

Der ehemalige Chef der SBB, Andreas Meyer (59), ist nun Berater.
Foto: Siggi Bucher
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Konnte sich kaum wehren

Der Unmut gegenüber Meyer war dementsprechend gross. «Manchmal kam ich kaum damit nach, mich zu wehren,» sagt der 59-Jährige. Auch für seine Eltern sei es schwierig gewesen, mit den Schlagzeilen umzugehen. Es sei nicht selten vorgekommen, dass seine Mutter weinend angerufen habe. Trotz allem bereut Meyer seine Zeit bei den SBB nicht.

Und die Anschuldigungen sind noch nicht vorbei. Besonders Meyers Lohn von 450'000 Franken, den er seit seinem letzten Arbeitstag Ende März bis Ende September bezogen hat, wurde kritisiert. «Ich habe meinen Lohn ja nicht selbst festgelegt», rechtfertigt sich Meyer. Der Job bringe auch grosse Verantwortung und Einschränkungen im Privatleben mit sich.

Daraus lernte Meyer viel

2008 kam es unter Meyer zum ersten Grossstreik der SBB. Es wurde nämlich angekündigt, dass die SBB Cargo in Bellinzona geschlossen wird. Ohne die mühsame Auseinandersetzung wäre das neue Werk laut Meyer nicht entstanden. «Aus dem Fall Bellinzona habe ich viel gelernt. Auch weil ich Fehler gemacht habe», so Meyer zur «NZZ». (lui)

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