«Beide Märkte sind für die Schweiz unverzichtbar»
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Swissmem zum Taiwan-Zwist:«Beide Märkte sind für die Schweiz unverzichtbar»

Eskalationsgefahr Taiwan-China
Schweizer Unternehmen wollen nicht entscheiden müssen

Der Besuch Nancy Pelosis (82) in Taiwan schürt die Sorgen vor einer möglichen Eskalation des China-Taiwan-Konflikts. Auch Schweizer Firmen befürchten nun, sich dann für einen Markt entscheiden zu müssen.
Publiziert: 03.08.2022 um 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2022 um 13:47 Uhr

USA oder China? Derzeit sind die Spannungen zwischen den beiden Mächten so stark spürbar wie seit langem nicht. Die USA unterstützen Taiwan, das um seine Unabhängigkeit von China bangt. Sollte der Taiwan-China-Konflikt eskalieren, hätte dies weitreichende Folgen – auch für Schweizer Unternehmen.

«Das Eskalationspotenzial ist real. Dies ist schlecht für die Schweizer Exportwirtschaft, weil die USA der zweitwichtigste und China der drittwichtigste Exportmarkt sind. Und beide sind unverzichtbar», sagt Stefan Brupbacher (54), Präsident von Swissmem, dem Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM).

Die USA machen 14 Prozent am Export der Schweizer MEM-Industrie aus. Nach China werden 7 Prozent der Waren exportiert. Hinzu kommt, dass zahlreiche Schweizer Firmen auch in den USA und China Standorte unterhalten oder Waren von dort beziehen.

Der Besuch Nancy Pelosis (82) in Taiwan facht die Diskussion über eine mögliche Eskalation des China-Taiwan-Konflikts an.
Foto: keystone-sda.ch
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Entkoppelung von China und den USA

Sollten die Spannungen weiter zunehmen, wäre eine Entkoppelung zwischen der US-amerikanischen und der chinesischen Wirtschaft wahrscheinlich. «Dann hätte unsere Industrie nicht überall mehr die gleichen rechtlichen Bedingungen, dadurch würde der Export massiv schwieriger», so Brupbacher. «Es kann sein, dass unsere Unternehmen widersprüchliche Gesetzeslagen vorfinden und dadurch nicht mehr gesetzeskonform sein können.» In der Konsequenz könnte sich der Druck auf Schweizer Firmen verstärken, sich für den US-amerikanischen oder den chinesischen Markt entscheiden zu müssen.

Ähnliche Befürchtungen hegt auch die Schweizer Uhrenindustrie. «Ich hoffe natürlich nicht, dass ein solches Szenario eintritt», sagt Jean-Daniel Pasche (66), Präsident des Verbands der schweizerischen Uhrenindustrie. «Es ist unmöglich, einen solchen Entscheid zu treffen. Nicht nur in der Uhrenindustrie, sondern in der Gesamtwirtschaft.»

Handel mit Taiwan gefährdet

Zudem könnte bei einer militärischen Eskalation der Handel mit Taiwan fast ganz einbrechen, wie es derzeit in der Ukraine der Fall ist. Taiwan ist der fünftgrösste Absatzmarkt der Schweiz in Asien und der 26. weltweit. 2021 betrug das Handelsvolumen mit Taiwan 3,7 Milliarden Franken. «Die Auswirkungen hängen allerdings von dem tatsächlichen Umfang der Eskalation und deren Wirkungen auf die Wirtschaft in Taiwan ab», so Pasche.

Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft exportieren Schweizer Unternehmen vor allem chemische und pharmazeutische Produkte, Uhren, Maschinen und Elektronik auf die Insel. Wichtigste Importgüter sind Computer, Chips und Velos.

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