Es liegt nicht nur am Geld
Warum alle Schweizer Impfstoff-Projekte scheitern

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat zu Beginn der Pandemie verschiedene Schweizer Impfstoff-Projekte geprüft. Von diesen hat laut Bundesrat keines denselben Entwicklungsstand erreicht wie die besten internationalen Projekte.
Publiziert: 15.03.2021 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2021 um 09:15 Uhr

Obwohl es im Frühjahr 2020 drei vielversprechende Schweizer Impfstoffkandidaten gegen das Coronavirus gab, gibt es bislang keine Produktion eines Schweizer Impfstoffes. Es würden aber Vorbereitungen laufen, damit andere, bereits zugelassene Impfstoffe in der Schweiz produziert werden können, schreibt der Bundesrat in einer am Montag veröffentlichen Antwort auf eine dringliche Interpellation von SP-Nationalrat Fabian Molina (ZH). Die Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech würden bereits heute in der Schweiz hergestellt.

Molina wollte in Zusammenhang mit der Impfstoffknappheit unter anderem wissen, welche Massnahmen der Bundesrat vorsieht, um die Kapazitäten zur Impfstoffproduktion im Inland zu erhöhen.

Komplizierter in der Herstellung

Von den drei Impfstoff-Projekten stammte eines von Immunologe Martin Bachmann vom Inselspital Bern. Er arbeitete mit seinem Team an einem Impfstoff, der sich gegen die Spike-Proteine – die Stacheln – auf der Oberfläche von Sars-Cov-2 richtet. Problematisch war die Komplexität des Impfstoffes. In der Sendung «Puls» des Schweizer Fernsehens sagte Bachmann im Januar, dass sein geplanter Impfstoff viel komplizierter in der Herstellung sei als etwa ein nun geläufiger RNA-Impfstoff.

Keiner der Schweizer Hoffnungsträger hat bisher einen Impfstoff auf den Markt bringen können.
Foto: imago images/Friedrich Stark
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Ein zweiter Impfstoffkandidat scheiterte an der Finanzierung. Der Kandidat des Basler Immunologen Peter Burkhard basierte auf Eiweiss-Nanopartikeln, auf die die Spike-Proteine des Virus «geklebt» worden wären. Das Projekt stellte Burkhard bereits im April 2020 dem Bund vor.

Dort sei er zunächst auf sehr grosses Interesse gestossen, wie er «Puls» sagte. Der Bund habe signalisiert, dass das dafür nötige Geld gesprochen werden könne. Plötzlich sei er aber auf die Bremse getreten. Der Immunologe konnte wegen der fehlenden finanziellen Ressourcen nicht mehr am Projekt weiterarbeiten.

Verfahren hat nicht funktioniert

Der dritte Kandidat kam vom Freiburger Start-up Innomedica von Stefan Halbheer. Er arbeitete an einem Impfstoff, der auf Fetttröpfchen (Liposomen) basiert. Die mit den Spike-Proteinen versetzten Liposome dienten als Impfstoff. Die Produktion war für Juli angekündigt worden. Der erste Impfprototyp habe jedoch nicht weiterentwickelt werden können, weil das Verfahren nicht wie erhofft funktioniert hat, wie er «Puls» sagte.

Zu reden gab in den vergangenen Tagen zudem betreffend Impf-Produktion die Frage, ob der Bundesrat ein Angebot von Lonza für den Kauf einer Fabrik zur Impfstoff-Produktion ausgeschlagen habe. Gesundheitsminister Alain Berset bestätigte am Freitag vor den Medien, dass der Bundesrat vor einem Jahr einen Brief von Lonza erhalten habe. Es sei darum gegangen, dass Lonza von Moderna ausgewählt worden war, Impfstoff zu produzieren.

Investitionen als Problem

Laut Berset ging es dabei aber um Investitionen. Um den Kauf einer Infrastruktur, die Impfstoff produziert, sei es nie gegangen. «Und wenn man in eine Firma investiert, bedeutet dies nicht automatisch, dass man mehr Impfstoff erhält», sagte Berset. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) habe dann mit Moderna/Lonza verhandelt, um Impfdosen zu erhalten, sagte Berset.

Der Nationalrat führt am Mittwoch eine aktuelle Debatte zur Corona-Pandemie. Verschiedene Fraktionen hatten mit dringlichen Interpellationen um eine Diskussion ersucht. Erwartet wird eine generelle Aussprache zu verschiedenen Themen. Gesundheitsminister Alain Berset wird für den Gesamtbundesrat Red und Antwort stehen.

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