Auch Alte sind willkommen
Polizei macht Kehrtwende im Inseratestreit

Schon jetzt haben es viele ältere Personen schwer, einen Job zu finden. Nun schaltet auch noch die Stadt Zürich eine Stellenausschreibung, in der gewisse Bewerber ausgeschlossen sind. Dann kommt alles anders.
Publiziert: 10.06.2020 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2020 um 17:04 Uhr
Franziska Scheven

Die Stadt Zürich macht eine Kehrtwende im Streit um ein Stelleninserat für einen Bussenverteiler. Ein Mini-Shitstorm im Netz hat zur neuen Stimmungslage geführt. Genauer: Die Intervention zweier Politiker.

Was ist passiert? Die Geschichte beginnt mit einer gedruckten Annonce. Ganz klassisch auf Papier. Inhalt: Die Stadtpolizei sucht neue Bussen-Verteiler. Die Bedingung: nicht älter als 58 Jahre. «Wir suchen einen Teilzeitmitarbeitenden für die Kontrolle des ruhenden Verkehrs», heisst es im Wortlaut. «Sie sind 30- bis 58-jährig, besitzen das Schweizer Bürgerrecht oder die Niederlassungsbewilligung C und haben ihre gesamte Schulzeit in der Schweiz absolviert.»

Jetzt wird FDP-Politiker und Unternehmer Ruedi Noser aktiv. Er fotografiert die Papier-Annonce und teilt sie auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. «Liebe ⁦@stadtzuerich⁩, warum schreibt ihr diese Stelle nur bis zu einem Maximalalter von 58 Jahren aus?», schreibt er .

Gesucht: Personen mit Deutschkenntnissen, Aufenthaltsbewilligung und einem Alter zwischen 30 und 58 Jahren.
Foto: Screenshot_tweet
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Dann steigt Nationalrätin Jacqueline Badran auf den Zug auf. «Das wären ideale Jobs für ü58 oder wieviele Jahre Einarbeitungszeit braucht es für diesen Job?», twittert sie. Beide Wortmeldungen lösen ein relativ grosses Echo aus.

Belastung zu hoch

Die Polizei bleibt zunächst aber hart. Eine erste Stellungnahme gegenüber BLICK liest sich so: «Ab 58 Jahren gibt es bei uns schon die Möglichkeit in den Ruhestand zu gehen», sagt ein Sprecher. «Ausserdem müssen die Bussen-Verteiler viel auf der Strasse unterwegs sein und gewisse Anstrengungen aushalten können».

Der Erfahrungswert zeige: Die Belastbarkeit von Über-58-Jährigen sei nicht mehr stark genug. «Wir wollen transparent sein», so der Sprecher. «Wenn jemand über 58 ist, dann macht das in dem Beruf keinen Sinn mehr».

Es vergehen 24 Stunden. Im Hintergrund klingen die Telefone, schliesslich gibt die Polizei auf Twitter bekannt, dass auch Bewerbungen von Über-58-Jährigen akzeptiert werden. «Wir haben die Unterhaltungen in den Sozialen Medien rund um unser Stelleninserat aufmerksam mitverfolgt und mitdiskutiert», heisst es. «Die im Inserat angegebenen Anforderungen sind, der heute bereits gelebten Praxis folgend, als Richtwerte zu verstehen.»

Und dann folgt das, was letztlich ein Triumph von Noser und Badran ist: «Für Bewerbende gilt präzisierend folgendes: Idealalter: 30-58 (...). Kommende Ausschreibungen werden entsprechend angepasst.»

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