Discounter zeigt Umbaupläne
Mit diesen Filialen will Denner Aldi und Lidl ausstechen

Denner kündigt an, ab April das neue Filialkonzept in der Schweiz umzusetzen. Blick hatte Gelegenheit, einen Pilotladen zu besichtigen.
Publiziert: 18.12.2022 um 16:35 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2022 um 06:24 Uhr
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Es soll immer noch Leute geben, die noch nie einen Fuss in einen der beiden deutschen Discounter gesetzt haben. Jene, die doch einmal bei Aldi oder Lidl vorbeischauten, dürften erstaunt sein. Dieser Meinung ist sogar Denner-Chef Mario Irminger (57). Seit dem Markteintritt der beiden vor über einem Jahrzehnt habe sich einiges getan. «Discounter sind heute salonfähig geworden», sagt er zu Blick.

Wie im Wohnzimmer sieht es in den hiesigen Tiefpreisfilialen nicht aus, aber der Palettengroove von anno dazumal ist Geschichte. Backstationen für die Selbstbedienung, ein grosser Frischebereich und Self-Checkout-Stationen gehören zum Standard bei Aldi und Lidl – und grösstenteils bald auch bei Denner, wie Irminger im Interview mit dem SonntagsBlick ankündigte. Der Grossumbau der 600 Denner-Filialen startet ab April 2023. Er kostet einen «tiefen dreistelligen Millionenbetrag».

Mehr Platz, mehr Frische, mehr Digitales

Ein erster Pilotladen, den Blick besichtigen konnte, in der Badenerstrasse in Zürich gibt einen Vorgeschmack: Die Kundin steht nach Betreten nicht mehr vor dem Gemüseregal, sondern vor einer langen Backwaren-Bedienwand, die auch warme Produkte für den Sofortverzehr bereithält. Gegenüber lange Kühlregale mit Getränken und anderen Convenience-Produkten.

Mario Irminger: Der Denner-Chef kann die Korken knallen lassen, das Geschäft brummt gerade jetzt vor Weihnachten.
Foto: Philippe Rossier
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Vier Bodenplatten breit: So viel Platz, ausreichend für einen Zwillingskinderwagen, hat es neu in den Gängen. Waren auf Paletten sind kaum mehr zu sehen, viele Gestelle sind auf Rollen, die individuell verschoben und präsentiert werden können. Mehr Gemüse, aber auch pflanzenbasierter Fleischersatz sowie mehr Fischsorten gibt es nun bei Denner.

Ebenfalls ein Novum: digitale Preisschilder. «Sie haben den Vorteil, dass sich Preisänderungen gerade jetzt in Zeiten der Inflation wöchentlich wesentlich effizienter durchführen lassen», sagt Irminger. Dynamisches Pricing, also das Festsetzen von Preisen je nach Nachfrage von Produkten und je nach Tageszeit, sei aber nicht vorgesehen.

Teuerung spielt Discountern in die Hände

Raucherwaren und harter Alkohol wandern im Kassenbereich hinter Plexiglas –weil diese zuletzt zu viel geklaut wurden, wie Denner-Chef Irminger sagt.

Einzig zu den Bezahlautomaten gibt es noch keinen Entscheid. Die ersten umgebauten Filialen setzen weiterhin auf das Zwei-Kassen-System. Anders Aldi und Lidl, die beide zusätzlich auf autonomes Zahlen ihrer Kundschaft setzen.

Dass Denner im grossen Stil umbaut, liegt nicht nur am Vormarsch von Aldi und Lidl in den Innenstädten. Die Discounter rechnen mit einem Kundenzuwachs, ausgelöst durch die anhaltende Teuerung. Denner-Chef Irminger: «Wir sehen, dass jetzt auch der Mittelstand beim Einkauf häufiger auf die Preise schaut und sparen muss.» Inflation, Bevölkerungswachstum durch Migration, mehr Rentnerinnen und Rentner, die auf den Preis schauen müssen, für Irminger ist klar: «Das alles spielt uns Discountern in die Hände.»


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