Mehr als 800 Schweizer Malediven-Touristinnen und -Touristen hatten jüngst einen unschönen Start in die Ferien: Edelweiss annulliert und verschiebt diverse Flüge, wie Blick am Montag publik machte. Das Chaos dürfte noch Monate anhalten. Und eine Entschädigung für Betroffene ist nicht in Sicht.
Wer das Glück hatte, doch auf die Malediven reisen zu können, wurde mit einer unüblichen Flugroute überrascht. Anstatt von Zürich direkt nach Malé gings über Colombo (Sri Lanka). Der Zwischenstopp wird den Kunden bei der Buchung nicht kommuniziert.
Passagier Thomas Bauer, der über den Blick vom Zwischenstopp erfahren hat, ist genervt: «Wir haben nun extra angerufen. Aber bei Edelweiss kann man uns nicht sagen, ob es via Colombo geht.» Er findet die längere Reisezeit ein Unding: «Man bezahlt schliesslich mehr für einen Direktflug. Bei Edelweiss bedeutet Direktflug aber nicht nonstop!»
So erklärt sich die Edelweiss
Edelweiss bestätigt den Zwischenstopp auf Anfrage. Die Airline zählt neben den Malediven sogar zehn weitere Verbindungen auf, die in der Wintersaison nur noch mit einem Zwischenstopp angeflogen werden. Zum Beispiel gehts von Havanna (Kuba) über Cancún (Mexiko) zurück nach Zürich. Oder wer von Zürich nach Sansibar will, muss eine Pause in Kilimandscharo (Tansania) einlegen. Neun weitere Destinationen werden in der Wintersaison teilweise mit Zwischenstopps bedient.
«Dies erlaubt uns, weiterhin möglichst viele Destinationen direkt zu bedienen und unseren Passagieren eine Reise ohne Umsteigen zu ermöglichen», erklärt Edelweiss-Sprecher Andreas Meier.
Doch warum wird der Zwischenstopp den Kundinnen und Kunden beim Buchungsprozess nicht kommuniziert?
«Aus technischen Gründen können die Flüge in den Systemen derzeit leider noch nicht korrekt angezeigt werden, jedoch sind die Flugzeiten – Abflug respektive Ankunft – korrekt publiziert», sagt Meier. Ein Zwischenstopp würde je nach Route zwischen 50 bis 90 Minuten dauern.
Kann man eine Entschädigung verlangen?
«Diese Zwischenstopps sind auf keinen Fall gängige Praxis», sagt Philippe Strässle (51), Geschäftsführer von Airhelp Schweiz. Solche Extrastopps würden bei den Airlines im Vergleich zu einem Direktflug «massiv höhere Kosten» verursachen. Trotzdem bleibe es im engeren Sinne ein Direktflug, weil der Passagier das Flugzeug unterwegs nicht verlassen müsse, um auf einen anderen Flieger umzusteigen. «Es ist nun halt eben ein Direktflug mit einem Zwischenstopp», sagt Strässle.
Haben die Kunden aber Anspruch auf eine Entschädigung, weil sie nicht transparent informiert werden? Der Fluggastrechts-Experte verneint. «Eine Entschädigung würde nur fällig, wenn der Passagier auf einem Direktflug das Ziel mit einer Verspätung von mehr als drei Stunden erreicht.»
Doch der Fall Malediven sei ohnehin speziell. Weil der Flughafen Starts und Landungen nicht mehr so eng takten will, mussten einige Flüge gestrichen werden. Von «aussergewöhnlichen Umständen» sei die Rede, sagt Strässle.
«Juristisch gesehen, kann die Fluggesellschaft für diese Änderungen nicht haftbar gemacht werden, weil der Grund für die Verschiebungen nicht hausgemacht ist, sondern die Folge ist von einer von der Airline nicht beeinflussbaren Neuerung.»
