Kennen Sie Flugscham? Der Begriff bezeichnet das Gefühl Flugreisender, die sich über die klimaschädliche Tragweite ihrer Reise bewusst sind, aber dennoch fliegen. Somit schämen sie sich ihres Fluges wegen. Genau darauf zielt das Zugunternehmen Eurostar in seiner neusten Marketingkampagne – und löst damit einen Streit mit Airlines aus!
Eurostar ist ein internationaler Hochgeschwindigkeitszug, dass Fahrten vom Vereinigten Königreich nach Frankreich, den Niederlanden und Belgien anbietet. In französischen Medien hat Eurostar nun Inserate geschaltet. Auf schwarzem Hintergrund steht da: «Natürlich sind die Fluggesellschaften grün…», gefolgt von den Worten: «vor Eifersucht». Dann der Vergleich: Bei einem Flug von Paris nach London «entspricht Ihr CO2-Fussabdruck 14 Fahrten mit dem Eurostar».
«Diva, die heilige Kuh»
In der Aviatik-Branche hat man überhaupt keine Freude an dieser Kampagne. Laut einem Bericht von «AeroTelegraph» beschwerten sich mehrere Airlinechefs über die Kampagne des Zugunternehmens, das dem staatlichen französischen Bahnunternehmen (SNCF) gehört. «Die SNCF in Frankreich ist eine Diva, die heilige Kuh, die man nicht angreifen darf», sagt Pascal de Izaguirre, Präsident der französischen Corsair, stellvertretend.
Er fordert mehr Respekt für die Bemühungen der Airlines, klimaverträglicher zu werden. Tatsächlich haben unzählige Fluggesellschaften in den letzten Jahren ihre Anstrengungen intensiviert, nachhaltiger zu werden. So fliegt beispielsweise die Swiss neu teilweise mit teurerem Öko-Treibstoff. Gleichzeitig forschen die grossen Flugzeugbauer Boeing und Airbus seit längerem an erneuerbaren Energien.
Wasserstoff- oder Elektroflugzeuge sind allerdings noch Zukunftsmusik. Das macht sich Eurostar zunutze. Denn Fakt bleibt vorderhand: Zugreisen sind deutlich nachhaltiger als Flugreisen. (nim)