Die SNB überging den Nötli-Sieger
Eigentlich sollten wir mit Totenköpfen zahlen

Die Schweizerische Nationalbank hat gestern die neue 50er-Note präsentiert. Im Design von Manuela Pfrunder. Eigentlich hätte aber der Grafiker Manuel Krebs auf der Bühne stehen sollen. Ein ehemaliges Jury-Mitglied kritisiert die Nationalbank für ihre Kehrtwende.
Publiziert: 07.04.2016 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 04:28 Uhr
Onur Ogul
Provokativ: Totenkopf auf der 1000er-Note.

Sie sorgten für Furore, die Vorschläge des Grafikers Manuel Krebs (45) für das Design der neuen Banknoten. Seine 2005 im Ideenwettbewerb eingereichten Vorschläge enthielten Motive wie Blutzellen, einen Embryo oder Totenschädel neben einem Goldbarren. Eine Jury mit renommierten Grafikern und Kunstverständigen erklärten ihn zum Sieger.

War das mutige Design den Notenbankern zu unangenehm? Jedenfalls setzte sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) über den Juryentscheid hinweg und gab den Auftrag der zweitplatzierten Manuela Pfrunder (37). Dass die SNB den definitiven Entscheid ohne die Fachjury treffen würde, war von Beginn weg bekannt.

«Krebs war der Beste»

Werner Jeker war damals Vizepräsident der Fachjury, die das Design für die neue Notenserie beurteilte. (Archiv)
Foto: Keystone

Den Entscheid gegen Krebs bedauert der damalige Jury-Vizepräsident Werner Jeker (72) immer noch: «Mit Herrn Krebs hätte die SNB einen international renommierten Gestalter gewonnen. Er war definitiv der Beste.» Der damalige Präsident der Jury, Jean-Christophe Ammann, ist vergangenes Jahr 76-jährig verstorben.

Manuel Krebs hätte den Designwettbewerb für die neuen Banknoten eigentlich gewonnen. Doch die SNB hat ihn wohl wegen seiner provokativen Sujets übergangen.
Foto: Vimeo/A5 Design
1/7

Jeker ist selber ein renommierter Grafikdesigner und Mitgründer von «Les Ateliers du Nord» in Lausanne. Es ist berühmt für seine Kulturplakate und erhielt Aufträge von der Lausanner Metro und Nespresso.

Auch Jeker wurde übergangen

Manuela Pfrunder bei der Präsentation der neuen 50er-Note in Bern
Foto: REUTERS

Der Grafiker erlebte mit dem Fall Krebs ein wahrhaftiges Déjà-vu. So gewann Jeker 1989 den letzten Designwettbewerb für die nun ablaufende Banknotenserie, wurde dann aber auch von der SNB übergangen. Die Nationalbank entschied sich damals für den Drittplatzierten Jörg Zintzmeyer (†61). «Deshalb überraschte mich das Vorgehen der SNB keineswegs», so Jeker.

Die SNB argumentierte 2007 beim Entscheid gegen Krebs, das Design von Manuela Pfrunder sei «besonders geeignet für eine Realisierung». Die Rede war von den Sicherheitsmerkmalen, die eine Note enthalten muss. Das hält Jeker für eine Ausrede. «Auch das Design von Krebs hätte den technischen Anforderungen bestens entsprechen können.»

«Vielfältig» statt «weltoffen»

Nicht nur bei den Designern, auch im Motto machte die SNB eine Kehrtwende. So war der Wettbewerb ursprünglich unter dem Thema «Weltoffene Schweiz» ausgeschrieben. Bei der Präsentation der neuen 50er-Note spricht die Bank aber plötzlich von einer «vielseitigen Schweiz».

SNB-Chef Thomas Jordan (53) sagte an der Präsentation in Bern, es hätte sich als zu schwierig herausgestellt, das ursprünglich gewählte Thema mit einer Notenserie befriedigend zu erfassen. Deshalb, so eine Sprecherin der SNB zu BLICK, habe man zusammen mit Manuela Pfrunder eine Alternative gesucht und diese 2012 gefunden.

Hat der Meinungsumschwung mit dem Abgang des früheren SNB-Präsidenten Philipp Hildebrand (52) zu tun? 2005 war er bereits Mitglied des Direktoriums und hatte ein gewisses Gewicht in der Bank. Zudem galt er als Verfechter einer weltoffenen Schweiz. Nur ein Jahr vor dem Designwettbewerb hielt er am Swiss Economic Forum den Vortrag mit dem Titel «Offene Welt – weltoffene Schweiz». Hierzu schweigt die SNB und sagt lediglich, der Entscheid habe keine politischen Hintergründe gehabt. 

Der ursprüngliche Sieger schweigt

Manuel Krebs selbst möchte sich zum Frischgeld nicht mehr äussern. Der Wettbewerb sei immerhin ein ganzes Jahrzehnt her. Dass seine Ideen weiterhin Anklang finden, zeigt sich in seinen prominenten Arbeitgebern, zu denen etwa Swatch und der Louvre in Paris gehören.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.