Die Kehrseite des Homeoffice
Mitarbeiter klagen über ständige Erreichbarkeit und keine Pausen

Stress, wenig Einfluss auf die Arbeitszeiten und fehlende Förderung – das sind die häufigsten Klagen am Arbeitsplatz im Homeoffice. Das geht aus einer Auswertung der Gewerkschaft Travail.Suisse hervor. Der einzige Vorteil: mehr Ruhe.
Publiziert: 26.11.2020 um 10:46 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2021 um 12:31 Uhr

Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist panedemiebedingte Arbeit zu Hause ein zweischneidiges Schwert. Zwar schätzen sie die Ruhe, aber sie lassen Pausen ausfallen und sind ständig erreichbar. Verliererinnen der Krise sind Frauen und Gesundheitspersonal.

Stress, wenig Einfluss auf die Arbeitszeiten und fehlende Förderung bei der Weiterbildung sind indessen auch im von der Covid-19-Pandemie geprägten Jahr die häufigsten Klagen am Arbeitsplatz, wie das am Donnerstag präsentierte «Barometer gute Arbeit» des Gewerkschaftsdachverbands Travail.Suisse aufzeigt.

Mehr Ruhe zu Hause

Am Homeoffice schätzen die Beschäftigten neben der Ruhe den wegfallenden Arbeitsweg. Während 2019 noch jede oder jeder Dritte mit den Umwelteinflüssen am Arbeitsplatz unzufrieden war, ist es im Barometer 2020 jeder Vierte.

Viele Schweizer schätzen die Ruhe zu Hause. Andererseits lassen sie Pausen ausfallen und sind ständig erreichbar. Das ergibt eine Auswertung im Rahmen des «Barometer gute Arbeit» der Gewerkschaft Travail.Suisse.
Foto: keystone-sda.ch
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Auf der Kehrseite der Medaille stehen die ständige Erreichbarkeit und ausfallende Pausen. Travail.Suisse erinnert in diesem Zusammenhang an die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber auch im Homeoffice. Und es brauche ein Recht auf Unerreichbarkeit.

Verliererinnen der Krise sind Frauen

Grösstes Problem ist der Stress. Über 40 Prozent der Befragten fühlen sich oft oder sehr häufig von der Arbeit gestresst. Für die Mehrheit von ihnen ist das eine schwere Belastung. 40 Prozent geben an, sie könnten ihre Arbeitszeit kaum selber bestimmen. Beinahe die Hälfte bezeichnet die Weiterbildungsförderung durch die Arbeitgeber als ungenügend.

Während der Pandemie verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen zulasten der Frauen weiter, lautet eine weitere Erkenntnis aus dem Barometer. Beurteilten in früheren Erhebungen Frauen ihren Arbeitsplatz um 1,6 bis 1,8 Indexpunkte schlechter als Männer, verdoppelte sich das im Zeichen des Coronavirus auf 3,3 bis 3,8 Punkte.

Die stärkere Belastung schlug sich vor allem in den Berufen mit hohem Frauenanteil nieder, so im Detailhandel sowie im Sozial- und im Gesundheitswesen. Der Gesundheitssektor erhielt als einzige Branche in allen Bereichen schlechtere Bewertungen als in den Vorjahren. Für Travail.Suisse sind damit bessere Arbeitsbedingungen für das Gesundheitspersonal dringend nötig.

Bessere interne Kommunikation

Das Barometer registrierte indessen auch positive Entwicklungen. So verbesserte sich die interne Kommunikation in der Pandemie. Veränderungen sind demnach rechtzeitig bekannt gegeben worden. Die Information der Arbeitgeberinnen und -geber wurde als ehrlich und vertrauensvoll eingeschätzt. Zudem nahm die Arbeit trotz Krankheit ab.

Travail.Suisse erhebt das Barometer seit 2015 zusammen mit der Berner Fachhochschule. Befragt werden jeweils rund 1500 Erwerbstätige aus allen Regionen der Schweiz. (SDA)

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