Die Generation Z überholt Babyboomer im Schweizer Arbeitsmarkt
So können Schweizer Firmen bei jüngeren Arbeitnehmenden punkten

4 Tage pro Woche arbeiten, um 17 Uhr Feierabend machen und ständig verreisen – die Vorurteile gegen junge Arbeitnehmende sind gross. Nun sind sie den Babyboomern am Arbeitsmarkt zahlenmässig erstmals voraus. Firmen tun gut daran, sich auf die Generation Z einzustellen.
Publiziert: 25.04.2023 um 00:46 Uhr
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Als ob der Fachkräftemangel nicht genug wäre, stehen den Arbeitgeber künftig auch besonders anspruchsvolle Arbeitnehmende gegenüber: die Generation Z. Diese Generation zwischen 1997 und 2012 Geborenen stellt gemäss neuen Prognosen des Bundes in der Schweiz ab diesem Jahr mehr Arbeitskräfte als die Babyboomer mit Jahrgängen zwischen 1946 und 1964.

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Wollen die Unternehmen nicht bald mit noch happigerem Personalmangel konfrontiert sein, sollten sie sich rasch auf die Bedürfnisse der Generation Z einstellen.

Mehr Lohn alleine reicht nicht

Das Ködern mit höheren Löhnen etwa funktioniert bei ihr nur bedingt. Eine internationale Untersuchung des Beratungsunternehmens Deloitte kam zum Schluss, dass die Generation Z den Lohn bei der Jobauswahl weniger stark gewichtet als jede Generation vor ihr.

Die Generation Z stellt im Schweizer Arbeitsmarkt ab diesem Jahr mehr Arbeitskräfte als die Babyboomer. (Symbolbild)
Foto: Shutterstock
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Den Eindruck bestätigt der Schweizer Arbeitsmarktexperte Tino Senoner (62). Der Chef der Vermittlungsplattform Dynajobs sagt: «Der Lohn muss schon mehr als 20 Prozent höher sein, damit jemand deswegen den Job wechselt.»

Kinderkrippen und flexible Arbeitszeit

Entscheidender sei etwa die Vereinbarkeit von Job und Familie: «Es braucht Kinderkrippen in der Nähe sowie Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort», erklärt Senoner. Zudem wollen die Schweizer immer weniger Stunden pro Woche arbeiten. Dank Effizienzgewinnen schafft man heute aber auch mehr Arbeit in kürzerer Zeit. Dem Vorurteil, die Generation Z sei arbeitsscheu, erteilt Babyboomer Senoner jedenfalls eine Absage: «Das stimmt nicht!» Er fordert stattdessen mehr Verständnis zwischen den Generationen.

Gewinnen werden Unternehmen, die sich dem digitalen Wandel nicht versperren. «Angehörige der Generation Z sind die ersten richtigen Digital Natives. Sie haben das Handy nicht erst im Studium kennengelernt, sondern sind damit gross geworden», erläutert Andreas Beerli (38), Ökonom an der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Eine Untersuchung des Jobportals Glassdoor aus den USA zeigt denn auch, dass Tech-Firmen für jüngere Arbeitnehmende besonders attraktive Arbeitgeber sind.

Kampf gegen Klimawandel oder für Gleichstellung

Für Schweizer KMU ist es nicht leicht, punkto technologischer Agilität mit Google & Co. mitzuhalten. Doch auch für sie sieht Arbeitsmarktexperte Tino Senoner Chancen, bei der Generation Z zu punkten. Etwa indem sie ihren Angestellten mehr Freiheiten geben oder für sich für deren Werte einsetzen. Der Kampf gegen den Klimawandel oder für die Gleichstellung kann für jemanden aus der Generation Z bei der Jobwahl ausschlaggebender sein als der Lohn.

«Ich sehe gerade bei Unternehmen mit traditionellen Patrons, dass sie das Problem erkannt haben und nach Lösungen suchen», sagt Senoner. Und betont: «Der Generationenwechsel, der jetzt stattfindet, ist der wichtigste seit sehr langer Zeit.» Denn bis 2030 wird der demografische Wandel den Fachkräftemangel in der Schweiz noch verschärfen. Senoner: «Ein Unternehmen kann es sich gar nicht mehr leisten, dass ihm die Leute davonlaufen.»

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