Deutsche Pendler berichten
«Seit ich in der Schweiz arbeite, schwelge ich im Luxus»

Für Grenzgänger aus Deutschland biete die Schweiz die perfekte Work-Life-Balance, schreibt der «Spiegel». Pendler mit einem Land für guten Lohn, einem fürs billigere Leben – dieses System funktioniere für Grenzgänger «insgesamt mehr als gut». Basel? Sei «Sehnsuchtsort».
Publiziert: 10.08.2023 um 03:01 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2023 um 15:53 Uhr

Paradies Schweiz? Offenbar für immer mehr Europäer, die täglich über die Grenze pendeln, um in der Schweiz zu arbeiten. Wegen des höheren Lohnniveaus und offenbar auch besseren Arbeitsbedingungen ziehe es vor allem Deutsche in die Schweiz, berichtet der «Spiegel». Deutsche Grenzgänger verdienen in der Schweiz fast die Hälfte mehr als in ihrer Heimat. Nach Berichten sind auch die Arbeitsbedingungen besser.

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«Finanziell ist es super, ich verdiene doppelt so viel wie meine Mutter, die ebenfalls als Pflegerin in einer Notaufnahme in Deutschland arbeitet»
Eine Pflegerin zum «Spiegel»
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In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Grenzgänger aus Deutschland in die Schweiz fast verdoppelt. In Basel ist knapp ein Fünftel der Beschäftigten bereits Grenzgänger. Rund 65'000 Deutsche überqueren unter der Woche täglich zweimal die Grenze zwischen der Schweiz und ihrem Heimatland. Mehr als 380'000 EU-Bürger insgesamt aus Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich gehen dem gleichen Arbeits- und Lebensmodell nach. Das Gehalt erhalten sie in Franken, fast alle Ausgaben sind in Euro.

Zollstelle Basel/Weil am Rhein: Für deutsche Grenzgänger ein «Sehnsuchtsort», so der «Spiegel» über Basel, wo Pendler aus Deutschland fast das Doppelte ihrer Löhne in der Heimat verdienen können.
Foto: KEYSTONE
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«Würde diesen Job in Deutschland nicht machen»

Eine Pflegerin aus der Region Freiburg im Breisgau erzählt: «Finanziell ist es super, ich verdiene doppelt so viel wie meine Mutter, die ebenfalls als Pflegerin in einer Notaufnahme in Deutschland arbeitet.» Auch die Wertschätzung für die Pflege sei in der Schweiz grösser, das Verhältnis zwischen Ärztinnen und Pflegern weniger hierarchisch und es herrsche weniger Zeitdruck. «In Deutschland würde ich nicht in diesem Job arbeiten, die Bedingungen sind zu schlecht.»

Auch das Leben eines 29-jährigen Pendlers, der in einem Massagestudio in Basel arbeitet und ebenfalls aus Freiburg pendelt, hat sich grundlegend verändert. Obwohl er nur drei Tage in der Woche arbeite, verdiene er fast 3000 Euro brutto: «Seit ich in der Schweiz arbeite, schwelge ich im Luxus und denke über keinen Euro nach, den ich ausgebe.»

Basel nennt der «Spiegel» einen «Sehnsuchtsort»: «Wer hier arbeitet, aber in Deutschland wohnt, profitiert von den hohen Gehältern der Schweiz und den vergleichsweise niedrigen Preisen daheim.» Auch Mangel an Schweizerdeutsch-Kenntnissen sei keine Barriere. Die 35-jährige Pflegerin arbeitet seit 15 Jahren in der Schweiz. Nur einmal sei sie von einem Patienten blöd angeschnauzt worden, weil sie kein Schwyzerdütsch spreche. Im Alltag klappe das Zusammenleben gut.

«Perfekte Work-Life-Trennung»

Weil das allgemeine Preisniveau in der Schweiz weit höher ist als in Deutschland, kehren die meisten Pendler abends in ihre Heimatorte zurück, wo das Leben günstiger ist – Orte, die aber auch mit Abwanderung zu kämpfen haben, was Fachkräftemangel noch verstärke.

Arbeiten in der Schweiz, wohnen im Heimatland – für Grenzgänger scheine das System trotz Herausforderungen zu funktionieren. Nicht zu unterschätzen seien jedoch die bürokratischen Herausforderungen. Der Aufwand zur Regelung von Steuern, Rente, Sozialversicherung und Kindergeld für Grenzgänger könne kompliziert sein.

«Insgesamt funktioniert das System für die Grenzgänger mehr als gut», so das «Spiegel»-Fazit. «Ein Land fürs Arbeiten, eines fürs Wohnen – die perfekte Work-Life-Trennung. Viel Zeit und Freiheit, weil dazwischen eine Grenze ist, die den Lohn wachsen und die Preise schrumpfen lässt. Und die sogar Träume wahr machen kann.» (kes)

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