Designierter VR-Präsident beruhigt Raiffeisen-Regionalfürsten
Lachappelle lobbyiert erfolgreich für sich selbst

Anfang November soll Guy Lachappelle Raiffeisen-VR-Präsident werden. Jetzt weibelt er bei den Regionalpräsidenten um Unterstützung. Denn eine alte BKB-Geschichte trübt indirekt seinen Ausweis.
Publiziert: 10.10.2018 um 12:52 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 13:52 Uhr

Am 10. November soll Guy Lachappelle (57) neuer Verwaltungsratspräsident der Raiffeisen werden. Die Delegierten der Genossenschaftsbank müssen an ihrer ausserordentlichen Versammlung dem zustimmen. Noch ist der 57-Jährige Chef der Basler Kantonalbank (BKB).

Die Nominierung von Lachappelle ist umstritten. Denn ein Verfahren des Eidgenössischen Finanzdepartements nimmt die BKB unter die Lupe. Möglicherweise soll die Bank im Zusammenhang mit ASE-Betrugsfall (es ging um ein Schneeballsystem, bei dem Tausende Geld verloren) ihren Pflichten nicht rechtzeitig nachgekommen sein. Lachappelle als Person ist vom Verfahren nicht betroffen. Raiffeisen-Genossenschaftler aber befürchten, dass die laufenden Verfahren erhebliche Reputationsrisiken bergen.

Lobbying trägt Früchte

Wie der «Tages-Anzeiger» nun heute berichtet, hat Lachappelle erfolgreich bei den Regionalpräsidenten lobbyiert. Am vergangenen Donnerstag stellte er sich deren Fragen. In einem internen E-Mail lobten die «Regionalfürsten» anschliessend, dass es keinen Grund gäbe, an seiner Integrität zu zweifeln. 

Am 10. November soll Guy Lachappelle Raiffeisen-Chef werden.
Foto: Keystone

Auf Anfrage der Zeitung sagte zudem der Präsident des Regionalverbands Nordwestschweiz, Fredi Zwahlen: «Guy Lachappelle hat überzeugend seine Motive dargelegt, warum die BKB sich gegen die Freigabe der internen Untersuchungsergebnisse wehrt.» Daher verdiene er Unterstützung bei seiner Wahl.

Weiter wollten sich die Gesprächsteilnehmer zum Inhalt der Runde nicht äussern. Der «Tages-Anzeiger» berichtet aber mit Berufung auf informierte Kreise, dass Lachappelle mit drei Punkten argumentierte. Unter anderem habe er erklärt, dass die BKB den Anwaltsbericht zum Fall nicht herausgäbe, um Daten ihrer Kunden zu schützen.

Umstrittener Lohn

Laut eines Berichts der «Aargauer Zeitung» von letzter Woche regt sich gegen Lachappelle auch wegen des Lohnes Widerstand. Er soll mit 700'000 Franken pro Jahr rund 200'000 Franken mehr verdienen als sein Vorgänger. Damals war die Rede davon, dass Regionalgenossenschaften einen eigenen Gegenkandidaten prüfen wollten, falls der Verwaltungsrat an Lachappelle festhalte.

Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Bank ihren Kandidaten fallen lässt. Auch die Schweizer Aufsichtsbehörde Finma habe dem Chef der BKB die Gewähr für einwandfreie Geschäftsführung «ohne Wenn und Aber» bestätigt, sagte der Verwaltungsrat vergangene Woche. (jfr)

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