Der YAHOOndert-Hack
«Tausende Schweizer sind betroffen»

Es ist der grösste Datenklau in der Geschichte des Internets: eine halbe Milliarde Yahoo-Konten wurde geknackt. Was bekannt ist – und was nicht.
Publiziert: 26.09.2016 um 08:39 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:26 Uhr
Moritz Kaufmann

1. Warum dauerte es so lange, bis der Datenklau bekannt wurde?
Ende 2014 verschafften sich Hacker Zugang zu mindestens einer halben Milliarde Yahoo-Konten, unter anderem erbeuteten sie E-Mail-Adressen. Erst am Donnerstag informierte der US-Internet-Konzern in einem dürren Statement. Was in der Zwischenzeit geschah? Weiss niemand. Yahoo gab bisher nicht bekannt, wann es den Angriff entdeckt hat. Im August versuchten Internet-Kriminelle, Kontodaten von Yahoo-Kunden zu verkaufen. Ob die beiden Fälle zusammenhängen, wurde ebenfalls nicht öffentlich. Für den Schweizer IT-Experten Guido Rudolphi (54) jedoch ist klar: «Yahoo hätte viel früher informieren müssen. Was sich die Firma hier geleistet hat, ist ein Riesenskandal!»

2. Wie viele Schweizer Yahoo-Konten sind betroffen?
Genau lässt sich das nicht sagen.Yahoo gehört zu den Internetpionieren; viele User richteten sich dort ihre erste E-Mail-Adresse ein. Deshalb wurden jetzt auch viele Konten gehackt, die gar nicht mehr in Gebrauch sind. Doch, so Guido Rudolphi: «Es dürften Tausende Kunden in der Schweiz betroffen sein.»

3. Wer steckt hinter dem Hack?
Yahoo schreibt in der Mitteilung vom Donnerstag von einem «staatlich gesponserten Akteur». Sprich: von Hackern, die einer Regierung nahestehen oder von ihr bezahlt werden. Um welches Land es sich handeln könnte, ist aber völlig ­unklar. Russische oder chinesische Hacker, die dem Militär unterstellt sein sollen, geraten immer wieder in Verdacht, US-Websites angegriffen zu haben. 2014 wurde die IT der Filmproduktionsfirma Sony Pictures geknackt – vermutlich von nordkoreanischen Spezialisten. Für Rudolphi ist klar: «Da steckt eine extrem hohe kriminelle Energie dahinter.»

Yahoo-CEO Marissa Mayer im Januar 2014 an einer Branchenmesse in Las Vegas (Nevada, USA).
Foto: Reuters

4. Was kann ich jetzt tun?
Sollten Sie ein aktives Yahoo-Konto besitzen, müssen Sie schleunigst ihr Passwort und ihre Sicherheitsfragen neu aufsetzen. «Wenn Ihnen ihre Daten etwas wert sind, dürfen Sie nicht bequem sein», mahnt Rudolphi. Er rät, E-Mails zu verschlüsseln und allenfalls den Anbieter zu wechseln. «Es gibt durchaus E-Mail-Anbieter, die hohen Wert auf Sicherheit legen.» Beispielsweise die in der Schweiz beheimatete Protonmail.

5. Was bedeutet der Skandal für Yahoo?
Es könnte teuer werden, sogar existenziell bedrohlich. In den USA formieren sich Sammelklagen. Yahoo habe viel zu spät informiert, so der Vorwurf. Gleichzeitig steht der Verkauf des von Marissa Mayer (41) geführten Konzerns an das amerikanische Telekom-Unternehmen Verizon vor dem Abschluss. Gut möglich, dass die Übernahme nun ins Stocken kommt – oder komplett abgesagt wird, wenn die finanziellen Schäden bekannt sind.

6. War das erst der Anfang?
«Das war nicht der letzte grosse Hack», sagt Guido Rudolphi. Der Fall Yahoo zeige, dass die grossen Internetfirmen auf Datensicherheit wenig geben: «Sicherheit ist für sie primär ein Marketing-Instrument.»

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