Der neue UBS-Chef kritisiert Nationalbank
«Wegen Negativzinsen wird noch mehr gespart!»

Ralph Hamers wird neuer UBS-CEO. Er ist gegen die aktuelle Geldpolitik und wird wohl versuchen, Nationalbank-Präsident Thomas Jordan von einer Kursänderung zu überzeugen.
Publiziert: 22.02.2020 um 21:09 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2020 um 12:08 Uhr
Regelmässiger WEF-Teilnehmer: Der neue UBS-Chef Ralph Hamers kennt zumindest schon Davos.
Foto: Youtube/ING
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Thomas Schlittler

Ralph Hamers (54), wurde diese Woche als neuer CEO der UBS vorgestellt. Derzeit ist er Chef der holländischen ING-Bank. Am 1. November wird der Niederländer die Nachfolge von Sergio Ermotti (59) antreten.

Bei seiner Präsentation gab sich Hamers zurückhaltend und las vorgefertigte Antworten ab. Den verbalen Hammer liess er zu Hause – entgegen seinem Naturell. Denn eigentlich gilt Hamers als unverblümt. Er ist bekannt als Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt.

Insbesondere die Notenbanken – vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) – hat Hamers immer wieder frontal angegriffen: «Die ultralockere Geldpolitik funktioniert nicht mehr», betonte er auch am WEF gegenüber der «Finan­cial Times» .

Hamers Überzeugung: Negativzinsen beschädigten das Vertrauen der Sparer dermassen, dass sie die Wirtschaft nicht ankurbelten, sondern im Gegenteil bremsten: «Die Verbraucher beginnen, noch mehr zu sparen, um Verluste in ihren Renten auszugleichen.»

Keine weitere Liquidität

Vergangenen Sommer nahm Hamers den mittlerweile pensionierten EZB-Präsidenten Mario Draghi (72) ins Visier. Dieser hatte angekündigt, er sei bereit, den Weg zu ebnen für weitere Zinssenkungen. Hamers kritisierte, dass solche Massnahmen nur geringe Auswirkungen hätten. Die jüngste wirtschaftliche Schwäche sei eher auf geo­politische Unsicherheiten wie den Brexit und Handelsspannungen zurückzuführen – und nicht auf einen Mangel an Krediten. Hamers betonte: «Ich sehe keine unbeantwortete Kreditnachfrage in Europa. Daher muss keine weitere Liquidität bereitgestellt werden.»

In ein paar Monaten kommt der scharfzüngige Holländer in die Schweiz. Hier sind die Negativzinsen mit minus 0,75 Prozent so hoch wie nirgends sonst – und ein Mann präsentiert die Notenbank, der vollkommen überzeugt zu sein scheint, dass diese Massnahme richtig und wichtig sei.

«Im Moment ist der Negativzins für uns unerlässlich», betonte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank Thomas Jordan (57) Anfang Februar in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Er rechne sogar damit, dass der Negativzins noch eine Zeit lang andauern werde.

Auch Ermotti klagt über SNB-Politik

Ein Ende der Negativzinsen ist also nicht absehbar. Trotzdem dürfte in einigen Monaten Hamers auch in Richtung Jordan austeilen. Für diesen ist solche Kritik allerdings nicht ganz neu. Auch Sergio Ermotti, Hamers Vorgänger bei der UBS, beklagte sich bei Gelegenheit gerne über die SNB-Politik. Allerdings erfolglos.

Jordan zeigte zuletzt zwar Verständnis für die Unzufriedenheit der Banken. Gleichzeitig mahnte er aber auch, sich die Auswirkungen einer anderen Geldpolitik auszumalen: «Der Angestellte in ­einem Exportunternehmen ist froh, wenn sein Arbeitsplatz nicht durch ­einen zu starken Franken ­gefährdet wird.» Insgesamt überwiege der Nutzen des Negativzinses eindeutig.

Hamers sieht das anders – wie auch viele Schweizer Sparer. Deren Kritik erreicht die Nationalbank nicht nur in den Kommentarspalten, sondern auch via Briefkasten. «Wir bekommen Post», verriet er kürzlich.

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