Der Kampf um die begehrten Air-Berlin-Slots ist schon im vollen Gange
«Die Preise fürs Fliegen werden steigen!»

Billigflieger Air Berlin liegt am Boden. Der Lufthansa-Konzern steht bereit, um die lukrativsten Slots an den Flughafen zu übernehmen. Der Konsument schaut in die Röhre, ist Pricing-Experte Hans R. Vogel überzeugt.
Publiziert: 13.09.2017 um 10:33 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:54 Uhr
Marco Latzer

Der Niedergang der Air Berlin wirkt sich auch auf Schweizer Flugreisende aus: Der deutsche Billigflieger verfügt in Zürich, Basel und Genf über attraktive Start-Slots. Die Swiss und ihr Mutterkonzern stehen in den Startlöchern, um Linien zu übernehmen. Für Pricing-Experte Hans R. Vogel (74) ist das ein Alarmsignal: «Der Marktanteil des Lufthansa-Konzerns könnte in Deutschland auf 86 Prozent steigen, in der Schweiz liegt er schon heute bei 70 Prozent. Das nennt man eine marktbeherrschende Stellung!»

Passagiere müssen tiefer in die Tasche greifen

Auf der Verliererseite steht in diesem Fall klar der Konsument. Mit dem Wegbrechen der Günstig-Alternative Air Berlin wird der Konzern auf einigen Strecken damit zum Monopolisten. «Das heisst nichts anderes, dass Passagiere mittelfristig mit steigenden Preisen rechnen müssen. Easyjet oder Ryanair können beim Untergang der Air Berlin nicht in die Bresche springen», erklärt Vogel. Tatsächlich können die Preisdifferenzen bei einem gebuchten Hin- und Rückflug schnell einmal Hunderte Franken betragen. Besonders betroffen davon sind Geschäfts- und Handelsdestinationen wie Frankfurt a. M., Düsseldorf oder Hamburg.

Wir bleiben dem Flieger weiterhin treu

Hans R. Vogel ist überzeugt, dass trotzdem nur die wenigsten dem Flieger den Rücken kehren werden. «Die breite Masse wird nicht auf Bahn oder Bus umsteigen. Das Flugzeug bleibt in den meisten Fällen alternativlos.» Denn: Zugverbindungen sind ebenfalls teuer und Billigbus-Angebote vielerorts erst am Entstehen. Kommt dazu, dass die Reise ans Ziel bei Anbietern wie Flixbus wesentlich länger dauert als im bequemen Flieger. «Es braucht viel, bis die Kosten-Nutzen-Rechnung auch für ein breites Publikum aufgeht», so Vogel. Zumal sich für Ferienreisende in nächster Zeit wenig ändern dürfte, da diese andere Konditionen hätten. Immerhin: Günstige Charter-Flüge in den Süden via Reisebüro seien von der Air-Berlin-Krise nicht betroffen.

Die Air Berlin verfügt in Zürich, Basel und Genf über attraktive Start-Slots.
Foto: dpa
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Rechnet mit steigenden Preisen: Hans R. Vogel ist Pricing-Experte für den Luftverkehr.
Foto: Zvg

Turbulente Zeiten im Flug-Business

Trotzdem sind die Auswirkungen auf den europäischen Flugverkehr möglicherweise massiv. «Es ist ein Riesenchaos – und niemand weiss, was genau passiert», sagt Vogel, der an der Schweizer Tourismushandelsschule doziert. «Lufthansa könnte eine Kettenreaktion für Preiserhöhungen auslösen!» Zumal auch unklar ist, wie es mit anderen maroden Airlines wie beispielsweise Alitalia weitergehen wird.

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