Der grosse Lohn-Überblick
Das verdienen Spezialisten in der Schweiz

IT-Chefinnen können 130'000 Franken verdienen. Und in anderen Branchen? Der grosse Lohn-Überblick – aufgeschlüsselt nach Leitungsfunktion.
Publiziert: 09.11.2023 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2023 um 11:48 Uhr
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Stefan Mair
Handelszeitung

Wer bei Lohnverhandlungen erfolgreich sein will, muss seine eigene Leistung realistisch einschätzen können. Aber er muss auch wissen, was auf dem Markt, in dem er tätig ist, gerade bezahlt wird. Wie viel also Branchenkolleginnen und Branchenkollegen auf verschiedenen Leitungsstufen erhalten. Dafür braucht es harte und belastbare Daten. 

Die Compensation-Beratungsfirma Kienbaum und die «Handelszeitung» haben einen Blick auf die Löhne der Spezialistinnen, Spezialisten und Fachkräfte geworfen und veröffentlichen dieses Datenmaterial. Für den vorliegenden «Vergütungsreport» wurden Dutzende Funktionen ausgewertet.

Grundlage für die Daten sind Fragebogenerhebungen bei Unternehmen aller Grössen und Branchen, ergänzt um Daten aus den Beratungsprojekten von Kienbaum. Insgesamt sind 11'146 Positionen auf Seniorebene, 15'932 auf Expertenebene und 6848 Positionen auf Juniorebene in die Analyse eingeflossen. Die Daten stammen aus knapp 1000 Unternehmen in der Schweiz und bilden damit eine verlässliche Basis.

Der Salär-Überblick: Was Fachkräfte in der Schweiz an Durchschnittslohn erhalten.
Foto: Getty Images
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Logistikexperten sind gefragt

Gut bezahlt wird in Schweizer Firmen weiterhin für Berufe im Bereich IT, Vertrieb und Logistik; hier kann auf den unteren Kaderstufen mehr als 130'000 Franken Jahreslohn erreicht werden. Auch Banken, Versicherungen und die Biotech-Branche gehören klassischerweise zu den finanziell attraktiven Branchen und wechseln sich regelmässig an der Spitzenposition ab.

Etwas abgeschlagen im Vergleich sind die Löhne im Bereich Maschinenbau, Anlagenbau und der Bauwirtschaft. Auch die Bereiche Medien, Nahrungsmittelindustrie und Energieversorgung können mit den Branchenspitzenreitern immer weniger mithalten.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

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Was die Lohnanstiege bei Spezialistinnen, Sachbearbeitern und Fachkräften betrifft, waren im letzten Jahr keine grossen Sprünge drin. 

Bei den Spezialisten betrugen die Steigerungen zwischen 1,2 und 1,9 Prozent. Immerhin sind die Steigerungen etwas stärker als in den Jahren zuvor, in denen sie sich grossteils unter 1 Prozent bewegten. 

Grosse regionale Unterschiede

Die grossen Lohnanstiege, die vor allem vor 2009 möglich waren – 3 Prozent und mehr –, haben sich seit vielen Jahren auf niedrigem Niveau eingependelt. Ob dieses Niveau in den nächsten Jahren wieder erreicht werden kann, ist abzuwarten. 

Aber auch im Mittelbau hat die Region, in der gearbeitet wird, einen signifikanten Einfluss auf den Lohn. Spitzenreiter sind die Regionen Zürich, Genf und Basel. Abgeschlagen sind das Tessin, die Ost- und Zentralschweiz.

Die Unterschiede für gleiche Berufsprofile betragen bei den Spezialistinnen und Spezialisten deutlich über 10'000 Franken im Jahr. Bei den Sachbearbeitern, Sachbearbeiterinnen und Fachkräften beläuft sich der Unterschied zwischen dem Tessin und Zürich auf nicht weniger als 20'000 Franken.

Wie viel der Firmenwagen kosten darf

Firmenfahrzeuge werden in der Regel umso häufiger vergeben, je höher die Mitarbeitenden in der Hierarchie angesiedelt sind und je stärker der Vertriebscharakter der Funktion ist. So steht etwa der Hälfte der Topkader ein Firmenfahrzeug zur Verfügung. Auf allen Kaderebenen werden bevorzugt Audis als Firmenfahrzeuge angeschafft. Topkader können ihre Firmenfahrzeuge in 80 Prozent der Fälle auch privat unbegrenzt nutzen.

Die erlaubten Anschaffungskosten für den Wagen eines Topkaders betragen etwa 70'000 Franken. Im unteren Kader erhalten 14 Prozent einen Firmenwagen. Den anderen Mitarbeitendengruppen steht das Firmenfahrzeug ebenfalls überwiegend auch privat unbegrenzt zur Verfügung.

Bei den Spezialisten, deren Löhne in dieser Studie abgebildet sind, ist die Verbreitung der Nutzung eines Firmenwagens deutlich geringer. Bei den Projektleiterinnen haben nur zwischen 5 und 9 Prozent einen Firmenwagen. Bei den Spezialisten für Unternehmensentwicklung nur etwa 2 Prozent.

Die variable Vergütung ist in diesem Segment des Mittelbaus der Firmen deutlich geringer als im Topmanagement. Dennoch können Spezialistinnen mehrere Zehntausend Franken an variablen Zahlungen erhalten. Juniors erhalten meist nicht mehr als 5000 Franken. 

So viel gibts fürs Zugbillet

Die Rückerstattung für Ausgaben zur Ausübung der beruflichen Tätigkeit wird in den meisten Fällen nach Aufwand abgeglichen. Mehr als zwei Drittel aller teilnehmenden Unternehmen sind im Besitz eines anerkannten Spesenreglements. Bei Flugreisen wird unterschieden zwischen Langstreckenflügen und Kurz- und Mittelstreckenflügen.

So kann weniger als 1 Prozent bei Überseeflügen in der First Class fliegen, in der Business Class sind es 15 Prozent, während 85 Prozent die preiswertere Economy Class nutzen. Auf kontinentalen Flügen wird anstatt der Economy Class meistens die Business Class gebucht.

Mit der Bahn fahren bei den Angestellten mit Führungsaufgaben durchschnittlich circa 88 Prozent in der ersten Klasse. Übernachtungen können in 98 Prozent der Fälle nach Beleg abgerechnet werden. Sofern ein Budget vorgegeben ist, liegt der Satz zwischen 100 und 300 Franken pro Tag. Bei der Verpflegung wird in 89 Prozent der Fälle nach Beleg abgerechnet.

Fringe Benefits und Dienstaltersgeschenke

Rund 95 Prozent der befragten Unternehmen bedanken sich bei langjährigen Mitarbeitenden mit einer Treueprämie oder einem Dienstaltersgeschenk für deren Einsatz. Zwischen den einzelnen Ebenen lassen sich keine erheblichen Unterschiede erkennen. In der Regel wird ein erstes Geschenk nach einer Firmenzugehörigkeit von fünf und zehn Jahren gewährt.

Danach erfolgt ein gestaffelter Turnus, der in den meisten Unternehmen fünf Jahre umfasst. In zahlreichen Unternehmen erhalten Mitarbeitende Geld sowie Feiertage als Dienstaltersgeschenk – oder sie können zwischen einem Geldbetrag und einem zusätzlichen Freitag wählen.

In vielen Studien zum Thema wird zudem klar: Arbeitnehmende wünschen sich mehr Transparenz beim Thema Gehalt. Das hat auch Kienbaum in einer Befragung zum Thema erhoben. 71 Prozent der Beschäftigten wünschen sich demnach, dass ihre Firma transparenter mit dem Thema Lohn umgeht.

Transparenz gefragt

Wer nun effektiv bald schon mehr Lohn bekommt und wer nicht, darüber entscheiden immer noch der eigene Leistungsausweis und die finanzielle Tragfähigkeit durch das Unternehmen. Ergänzt mit dem Wissen um Lohnniveaus in vergleichbaren Positionen und Branchen ist man aber gut gerüstet, um in Verhandlungen etwas zu erreichen. Ohne belastbares Datenmaterial aus dem Markt, in dem man tätig ist, ist die eigene Verhandlungsposition schwieriger. 

Getrieben durch Online-Bewertungsportale für Firmen, wo auch die Saläre von Jobprofilen veröffentlicht werden, stehen Unternehmen im Zugzwang, hier transparenter zu werden. 

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