Der Chef von GE Schweiz nach dem Job-Massaker im Aargau
«Ich weiss, dass ich noch einen Job habe»

Michael Rechsteiner ist seit den 90er-Jahren im Kraftwerksgeschäft tätig und bei GE verantwortlich für die Einheit Power Service in Europa sowie mitverantwortlich für die Strategie und das operative Geschäft. Er ist überzeugt, nun ein langfristig erfolgreiches Kraftwerksgeschäft in der Schweiz zu schaffen.
Publiziert: 07.12.2017 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:40 Uhr
Harry Büsser

Der US-Konzern General Electric (GE) geht mit der Sense durch die Schweiz: Er streicht im Kraftwerksgeschäft weitere 1400 Stellen. Betroffen sind die Aargauer Standorte Baden, Birr und Oberentfelden. In den letzten zwei Jahren haben die Amerikaner 2400 Stellen vernichtet. Fast jeder zweite Job im Schweizer Geschäft ist weg. Der kriselnde Koloss GE ist in der ganzen Welt am Sparen. In Europa kommt aber kein anderes Land so stark unter die Räder wie die Schweiz. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe bis Ende 2018 eine Jobgarantie ausgehandelt, sagt GE-Schweiz-Chef Michael Rechsteiner zu BLICK.

Warum schaut die Schweiz tatenlos zu? Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann konnte die GE-Bosse nicht vom Kahlschlag abbringen. Er wisse nicht, wie Macron verhandelt habe, sagt Schneider-Ammann. Er sei aber überzeugt, dass die Schweiz der bessere Industriestandort sei als Frankreich. Den jetzt Betroffenen ist das ein schwacher Trost. «Hunderte Familien werden traurige Weihnachten verbringen», sagt der Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann.

BLICK: General Electric entlässt 1400 Mitarbeiter in der Schweiz. Sie selber bleiben? 
Michael Rechsteiner:
Ich gehe heute Abend nach Hause, und ich weiss, dass ich noch einen Job habe. Aber die Sorgen der Betroffenen gehen mir natürlich auch sehr nah.

«Ich gehe heute Abend nach Hause und ich weiss, dass ich noch einen Job habe. Aber die Sorgen der Betroffenen gehen mir natürlich auch sehr nah», sagt der GE-Chef Michael Rechsteiner.

Sicher.
Ich bin verantwortlich für die Einheit Power Service in Europa, mitverantwortlich für die Strategie und das operative Geschäft. Ich werde auch in dieser Funktion bleiben.

Andere Mitarbeiter werden eine bedrückte Weihnachtszeit erleben. Warum kommunizieren Sie so kurz vor Weihnachten?
Die Unsicherheit bei den Mitarbeitern war gross, wir haben gespürt, dass sie möglichst schnell informiert werden wollten.

Gibt es Betreuungsmassnahmen für die Mitarbeiter?
Es wird einen Sozialplan geben. Beim letzten Stellenabbau konnte für 90 Prozent der betroffenen Mitarbeiter eine neue Stelle gefunden werden. 

Welche Abteilungen sind betroffen?
Die Abteilungen Neuanlagen im Bereich Gasturbinen, die Dampfturbinentechnologie und das Servicegeschäft bleiben auch in Baden. In Birr und Oberentfelden bleiben die Produktionsstätten mehrheitlich erhalten.

Wo werden Stellen gestrichen?
Betroffen sind Bürostellen und Administrationsjobs in Birr und Oberentfelden sowie wenige Produktionsmitarbeiter. In Baden werden Administration, Bürojobs und gut qualifizierte Mitarbeiter betroffen sein.

Warum werden in der Schweiz viel mehr Mitarbeiter entlassen als in Frankreich?
Als GE das Geschäft von Alstom in Frankreich übernommen hat, wurde vertraglich abgemacht, dass GE dort bis Ende 2018 keine Stellen abbauen darf.

Sie haben jetzt noch 3100 Mitarbeiter bei GE Power in der Schweiz. Müssen sie weitere Entlassungen befürchten? 
Wir sind überzeugt, dass diese Vorschläge uns erlauben, ein langfristig erfolgreiches Kraftwerksgeschäft in der Schweiz zu schaffen.

Auch im Bereich von Gasturbinen?
Die Projekleitung- und abwicklung von Gas- und Kombikraftwerken bleibt in der Schweiz. Ebenso die Reparatur und die Produktion von Komponenten für Gasturbinen. Im Gasturbinengeschäft werden wir sogar leichtes Wachstum sehen.

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