Dauerregen und Covid-Flaute
Den Bergbahnen geht das Geld aus

Die Sommersaison fällt ins Wasser, Corona sorgt für Zurückhaltung und die internationalen Touristen bleiben aus: Die Bergbahnen erleben gerade schwierige Zeiten. Im Winter könnte es sogar noch schlimmer kommen.
Publiziert: 15.08.2021 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2021 um 13:49 Uhr

Die Bergbahnen sind in der Krise. Dauerregen, Pandemie und fehlende internationale Gäste sorgen für rückläufige Einnahmen. Die kommende Wintersaison wird jetzt zum Schlüsselmoment.

«Wenn es nochmals einen schlechten Winter gibt, dann wird es finanziell eng», sagt Berno Stoffel, Direktor von Seilbahnen Schweiz, zur «Sonntagszeitung». «Dann müssten viele Bahngesellschaften sich überlegen, das Angebot anzupassen oder zurückzufahren, indem die Öffnungszeiten eingeschränkt, die Saison verkürzt oder weniger wichtige Bahnen später in Betrieb genommen werden.»

Die Situation ist selbst für grosse Bahnen beunruhigend. Bahnen, die bislang ein Vorzeigemodell waren. Etwa beim Titlis, dem Pilatus oder dem Jungfraujoch. Denn sie setzten vor Corona unter anderem auf zahlungskräftige ausländische Gäste. Diese bleiben jetzt aus.

Gondel am Titlis: Der Gipfel in der Innerschweiz setzte stark auf internationale Touristen – ein Problem in der Pandemie.
Foto: ROGER GRUETTER
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Fehlende Mittel für die Zukunft

«Es gibt auch grosse Bahnen mit erheblichen Finanzschwierigkeiten», sagt Stoffel.

Das Problem: Personal, Strom und Unterhalt sind teuer. Dazu kommen grosse Rückstellungen für zukünftige Investitionen. Aber genau diese sind bei vielen Betrieben nicht mehr gesichert. Das zeigt eine Auswertung des Wirtschaftsprofessors Philipp Lütolf.

Nur ein Viertel der vierzig von ihm untersuchten Bahnen erzielten genügend Einnahmen, um die nötigen Investitionen aus eigener Kraft zu finanzieren, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. Bei einem weiteren Viertel war dies infrage gestellt und vom Modernisierungsgrad der Anlagen, der Art der Anlagen oder der Höhe der aktuellen Verschuldung abhängig.

Probleme vor der Pandemie

Die Hälfte der Unternehmen wies gemäss Lütolf schon vor der Pandemie «klar eine ungenügende Kapitalrendite auf», um die Ersatzinvestitionen mit eigenen Mitteln finanzieren zu können. Ausserdem hatte schon damals ein Viertel der Betriebe Schwierigkeiten, mit den laufenden Einnahmen die Zinsen auf das Fremdkapital zu zahlen.

«Die Finanzkraft und die Investitionsfähigkeit der Bergbahngesellschaften werden nach diesem Jahr auf jeden Fall schlechter sein», sagt Lütolf. «Schlimm ist es vor allem dort, wo es veraltete Anlagen gibt und man jetzt nicht mehr genügend in die Erneuerung investieren kann.» (ise)

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