Starkregen macht Schweizer Bauern Sorgen
«Das haben wir seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt»

Regen prägt den Sommeranfang in der Schweiz – und setzt den Ernten der Bauern zu. Die Landwirtschaft kämpft mit Pilzbefall. Der oberste Kartoffelproduzent warnt vor einem Ausmass, wie er es seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt habe.
Publiziert: 27.06.2024 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2024 um 11:40 Uhr
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Olivia RuffinerRedaktorin

Der längste Tag im Jahr ist bereits vorüber, doch die Sommergefühle bleiben auf der Strecke. Der Sommeranfang ist gezeichnet von Regen, Regen und nochmals Regen. Darunter leiden nicht nur Freizeit- und Sommeraktivitäten, auch die Landwirtschaft wird beeinträchtigt.

Seit zwei Monaten warten die Bauern auf ein längeres Schönwetterfenster fürs Heuen. Der Boden sollte nämlich zuerst abtrocknen. «Feldarbeiten lassen sich schlecht erledigen, wenn es zu nass ist», sagt Sandra Helfenstein (49), Sprecherin des Schweizer Bauernverbandes (SBV).

Da die Bauern das Gras nicht einfach liegenlassen können, heuen sie auch in kurzen Zeitfenstern. Finanziell gibts deshalb Einbussen: «Das Problem ist dann, dass es Energie braucht, um das noch nicht ganz trockene Heu mit der Heubelüftung zu trocknen», sagt Helfenstein. Auch müsste die eine oder andere Nachtschicht eingelegt werden.

Der viele Regen gestaltet das Heuen schwierig.
Foto: IMAGO/AAP
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Pflanzenschutz wird aufwendiger

Das schlechte Wetter fördert auch den Pilzbefall. «Nasse Jahre sind meist nicht besonders gute Jahre für die Bauern», sagt die SBV-Sprecherin. Konkret bekommen das die Kartoffel-Landwirte gerade zu spüren. Ruedi Fischer (55), Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten, sagt: «Die seit Wochen anhaltende Wettersituation mit Nässe und Temperaturen um die 20 Grad führte dazu, dass sich der Kraut- und Knollenfäulepilz in der Schweiz explosionsartig verbreitet hat. In diesem Ausmass haben wir das seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt!», so der Landwirt, der zusammen mit seinem Bruder einen 65 Hektar grossen Betrieb in Bätterkinden BE bewirtschaftet.

Neben Kartoffeln ist der Pilzbefall aktuell vor allem bei Getreide, Gemüse, Beeren, Obst und Reben ein Problem. Das macht gleichzeitig den Pflanzenschutz aufwendiger. Präsident Fischer hat bereits Massnahmen ergriffen: «Wir sind mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit in Kontakt, dass wir den Schutz der Kartoffeln in den nächsten Wochen aufrechterhalten können.»

Qualität der Ernte gefährdet

Die Witterung in diesem Jahr hat auch Einfluss auf die Ernte. «Mengen und Qualität bleiben meist unterdurchschnittlich», meint die SBV-Sprecherin. Bei den Kartoffeln wird der Ernteertrag wohl eher schlecht ausfallen – wobei Prognosen schwierig sind, wie Fischer ergänzt. Die Späternte erfolgt erst im Herbst.

Wie gross die finanziellen Einbussen für die Bauern am Schluss sind, lässt sich aktuell noch nicht konkret sagen. Das Jahr ist erst zur Hälfte um. Klar ist aber: «Das nasse Wetter ist eine Herausforderung», so Helfenstein.

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