«Schwer erreichbar und die Steuerhölle der Schweiz»
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«Steuerhölle»:Darum ist Val-de-Travers die schlechteste Gemeinde der Schweiz

Das «Handelszeitung»-Ranking 2024
Die besten und schlechtesten Gemeinden der Schweiz

Wo ist die Lebensqualität hoch und die Versorgung gut? Wo sind die Steuern tief? Wo lebt es sich in Sicherheit? Blick präsentiert das grosse und schweizweite Gemeinderanking der «Handelszeitung» – wie schneidet deine Gemeinde ab?
Publiziert: 19.09.2024 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2024 um 11:47 Uhr
Carmen Schirm-Gasser

Meggen LU ist die attraktivste Gemeinde der Schweiz. Das zeigt das Gemeinderanking der Handelszeitung, das einzige grosse Gemeinderanking der Schweiz. Dafür wurden rund 1000 Gemeinden vom Beratungsunternehmen Iazi untersucht – und damit all jene, die mehr als 2000 Einwohnerinnen und Einwohner zählen.

Alle Faktoren, die bei einem Entscheid für einen Wohnort von Bedeutung sind, wurden herangezogen – insgesamt sind das 51. Dazu zählen die Höhe der Steuern, die Immobilienpreise, die Sicherheit, die Lage der Gemeinde, deren Angebot an Schulen, Betreuungseinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten. Die Datengrundlage bilden überwiegend öffentliche Statistiken sowie Immobilienpreismodelle der Iazi AG.

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Auf Platz zwei konnte sich die Nidwaldner Gemeinde Hergiswil behaupten. Auf Platz drei findet sich mit Oberkirch erneut eine Gemeinde aus dem Kanton Luzern. Die Erstplatzierten vom vergangenen Jahr – Zug und Cham ZG – wurden auf die Plätze vier und fünf verwiesen. Unter den Top zehn finden sich Gemeinden aus den Kantonen Luzern, Nidwalden, Zug, Zürich und Schwyz.

Die beste Gemeinde der Schweiz: Meggen im Kanton Luzern.
Foto: Tourismus Meggen
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Städte verlieren – die zehn schlechtesten Gemeinden der Schweiz

Die grossen Städte fielen im Vergleich zum Vorjahr zurück. Zürich belegt Rang 54 (Vorjahr: 45.), Basel Platz 486 (Vorjahr: 93.) und Bern Rang 491 (Vorjahr: 199.). Die Gründe dafür sind vor allem im Bereich Wohnen und Arbeit zu suchen, unter anderem in einer stark reduzierten Wohnbautätigkeit, schlechteren Erschwinglichkeit, höherer Arbeitslosigkeit und weniger Firmengründungen.

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Schlusslicht des Ratings ist die Neuenburger Gemeinde Val-de-Travers. Sie löste die Solothurner Gemeinde Mümliswil-Ramiswil ab, die mehrere Jahre hintereinander auf dem letzten Platz landete – und dadurch Berühmtheit erlangte. In Val-de-Travers bezahlt man die höchsten Steuern der Schweiz. Die Gemeinde mit 10'550 Einwohnern ist verkehrstechnisch schlecht erreichbar, strukturschwach und verfügt über wenige Arbeitsplätze vor Ort.

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«Der Haupthebel für eine Toplage einer Gemeinde sind tiefe Steuern, die Nähe zum Zentrum und ein See», sagt Studienautor Donato Scognamiglio (54), Co-Gründer und VR-Mitglied des Immobilienspezialisten Iazi. Das sei quasi das Dreieck des Glücks. «Was der Jura nicht geschafft hat, haben die Innerschweizer Kantone umgesetzt: eine erfolgreiche Steuerpolitik.»

Das Erfolgsrezept von Meggen LU

Die Gemeindepräsidentin von Meggen, Carmen Holdener – sie wurde kürzlich als erste Frau in Meggen in dieses Amt gewählt – ist erfreut über dieses Ergebnis. «In Meggen zu wohnen, wird von den meisten als Privileg angesehen». Doch nicht nur Reiche und Privilegierte lebten hier. Die Bevölkerung sei gut durchmischt, es gebe ein vielfältiges Dorfleben mit gelebten Traditionen und einer bunten Vereinskultur. Sie selbst ist 1999 der Liebe wegen von der Stadt Bern nach Meggen gezogen. Die Menschen hier empfindet sie als kontaktfreudiger, das Leben viel weniger anonym als in der Bundesstadt. «In Meggen läuft man durch das Dorf und wird auf der Strasse gegrüsst.»

Über fünf Kilometer zieht sich Meggen entlang der «Zentralschweizer Goldküste». Grosszügige Grünflächen durchziehen das Dorf, eingebettet zwischen stattlichen Herrschaftshäusern, imposanten Villen und vereinzelten Bauernhäusern. Über alledem thront inmitten eines Weinbergs das Schloss Meggenhorn – eine Touristenattraktion und beliebte Hochzeits-Location gerade für asiatische Gäste. Nebst Postkartenidylle lockt die Gemeinde mit 7700 Einwohnerinnen und Einwohner mit rekordtiefen Steuern die Reichen an.

Hier leistet man sich ein eigenes Steueramt

Auf Platz 2 der Liste steht Hergiswil. Die Nidwaldner Gemeinde ist verkehrstechnisch gut gelegen, die Lage zwischen Pilatus und Vierwaldstättersee ermöglicht zahlreiche Freizeitaktivitäten. Selbst einen Skilift gibt es noch im Dorf. Freilich ist dieser aufgrund des Schneemangels in den vergangenen Jahren nur noch selten geöffnet. Skirennfahrer Marco Odermatt (26) hat dort als kleiner Junge die ersten Schwünge auf der Piste geübt. Die Steuern sind rekordtief, wovon nicht nur Einheimische profitieren. Gerade im vergangenen Jahr zogen deshalb vermögende Norweger ins Dorf.

«Wir halten die Steuern in Hergiswil konstant tief», sagt Daniel Rogenmoser, Gemeindepräsident von Hergiswil. «Das ist wichtig für gewisse Steuerzahlende, damit sie über einen längeren Zeithorizont mit ähnlich hohen Steuern planen können». Zudem leiste man sich ein eigenes Steueramt, mit allen Kosten, die daran hängen – auch wenn Begehrlichkeiten des Kantons bestünden, diese lieber zentralisiert zu verwalten. «So haben wir einen direkten Draht zu unseren Kundinnen und Kunden, und sie haben stets die gleiche Ansprechperson vor Ort. Das wird sehr geschätzt.»

Tiefste Steuern der Schweiz

Die erste Zürcher Gemeinde im «Handelszeitung»-Ranking ist Zollikon mit Rang 6. Die Bevölkerung der Gemeinde umfasst zurzeit 13’500 Menschen und wächst seit Jahren, ungeachtet der steigenden Immobilienpreise. Damit auch die Steuerkraft, die mittlerweile bei 6500 Franken pro Einwohnerin und Einwohner liegt. Die Gemeindekasse ist dank der vielen vermögenden Bürger und Bürgerinnen randvoll. Per Ende 2023 weist Zollikon ein Nettovermögen von 102 Millionen Franken aus.

«In den vergangenen Jahren konnte jeweils ein höherer Überschuss erzielt werden, als geplant war», sagt Gemeindepräsident Sascha Ullmann. «Unsere gesunden Finanzen sind ein Freiheitsgrad, der uns hilft, eine gute Infrastruktur und gute Angebote zu gewährleisten.»

Auf Rang 7 liegt Freienbach im Kanton Schwyz. Hier findet man die tiefsten Steuern der Schweiz. Knapp 17’000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt die Gemeinde, bestehend aus fünf Dörfern mit eigenständigem Charakter. In Freienbach und Pfäffikon haben sich vorwiegend Finanzdienstleister und Gewerbebetriebe niedergelassen, die mit rund 15’000 Arbeitsplätzen beinahe für jeden Einwohner und jede Einwohnerin eine Arbeitsstelle bieten. «Freienbach bietet SBB», nennt es Gemeindepräsident Guido Cavelti. «Es ist schön, aufgrund der einmaligen Lage am See, drei Bädern und zwei Inseln auf gemeindeeigenem Gebiet. Es gibt Business hier, sowie Berge in unmittelbarer Nähe der Haustür.»

Gemeinderanking der «Handelszeitung»

Für das Gemeinderanking der «Handelszeitung» hat das Beratungsunternehmen Iazi rund 1000 Gemeinden untersucht – und damit all jene, die mehr als 2000 Einwohnerinnen und Einwohner zählen. Dabei wurden alle Faktoren, die bei einem Entscheid für einen Wohnort von Bedeutung sind, herangezogen. Alle Infos und das gesamte Ranking findest du hier.

Handelszeitung

Für das Gemeinderanking der «Handelszeitung» hat das Beratungsunternehmen Iazi rund 1000 Gemeinden untersucht – und damit all jene, die mehr als 2000 Einwohnerinnen und Einwohner zählen. Dabei wurden alle Faktoren, die bei einem Entscheid für einen Wohnort von Bedeutung sind, herangezogen. Alle Infos und das gesamte Ranking findest du hier.

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