Darum sind die Parteibonzen scharf auf Syngenta
Chinas Heisshunger

Experten sind nicht überrascht, dass der chinesische Staatskonzern ChemChina Syngenta kauft. Der Deal passt in eine Reihe ähnlicher Übernahmen. Denn Chinas Landwirtschaft muss immer mehr Menschen versorgen.
Publiziert: 04.02.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:18 Uhr
Patrik Berger

China hat ein grosses Problem: 1,4 Milliarden Menschen müssen ernährt werden. Aber immer mehr fruchtbares Land wird überbaut. Die beeindruckenden Zahlen nannte ChemChina-Präsident Ren Jianxin (58) in Basel grad selber: «Wir müssen 22 Prozent der Weltbevölkerung ernähren, haben aber nur noch sieben Prozent der Ackerfläche zur Verfügung.»

Man braucht weder Volkswirtschaft noch Agronomie studiert zu haben, um zu erkennen: Hinter dem Kauf von Syngenta durch den chinesischen Staatsbetrieb ChemChina steckt knallhartes Kalkül. Der Deal wurde von ganz oben abgesegnet, von Präsident Xi Jinping (62) und seinen Parteibonzen.

Wie schon zuvor auch die Übernahmen des französischen Futtermittelherstellers Adisse oder der Agrochemie-Firma Adama aus Tel Aviv. Denn: Die Verbesserung der Nahrungsmittelsicherheit und die Steigerung der Agrarproduktion sind eines der wichtigsten Anliegen im Regierungsprogramm.

ChemChina-Präsident Ren Jianxin (58) erklärt den Deal in Basel.
Foto: AP
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Syngenta soll China helfen

«China interessiert sich für die Entwicklung von gentechnisch veränderten Kulturpflanzen, vor allem von Samen, die den Bauern helfen, den Einsatz von Chemikalien und Düngemitteln reduzieren», sagt Wei Ruan, Chefökonom bei Norinchukin Research Institute in Tokio, zur Agentur Bloomberg.

Syngenta können einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der hoch gesteckten Ziele leisten: «Die Biotechnologie von Syngenta trägt dazu bei, die landwirtschaftliche Produktion in China steigern», glaubt Ruan.

Heisst: ChemChina hat sich Syngenta nicht zuletzt deshalb unter den Nagel gerissen, um vom grossen Wissen der Basler im Bereich Pestizide und gentechnischer veränderter Pflanzen zu profitieren. Und auf einen Schlag den Weltmarktführer in seinen Reihen zu haben. Ein cleverer Schachzug. Nicht nur für die Chinesen. Auch Syngenta kann so auf im wichtigen Markt China Fuss fassen.

Landkauf im Ausland

Zweiter wichtiger Pfeiler im chinesischen Kampf um mehr Anbaufläche und höhere Erträge sind Zukäufe von Ackerland im Ausland. Etwa in Australien oder in Afrika. Der spektakulärste Fall: In der Ukraine will China Ackerland von einer Fläche kaufen, die fast so gross ist wie die Schweiz.

In einem ersten Schritt erhält China Zugriff auf 100'000 Hektar Land, am Ende sollen es drei Millionen Hektar werden. Darauf sollen in den nächsten 50 Jahren für den chinesischen Markt Schweine gezüchtet und Getreide angebaut werden. Mit Dünger von Syngenta.

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