Bschiss beim Corona-Kredit
219 Firmen gaben Dividenden trotz Verbot an Aktionäre weiter

Laut der Eidgenössischen Finanzkontrolle haben im ersten Quartal 2021 219 Unternehmen mit Corona-Bürgschaften gegen das Verbot verstossen, Dividenden auszuschütten. Dabei handelt sich gemäss der Behörde jedoch nicht um ein Massenphänomen.
Publiziert: 06.09.2021 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2021 um 13:53 Uhr

Im ersten Quartal 2021 haben 219 Unternehmen Dividendenzahlungen angemeldet, die zugleich Corona-Hilfe erhielten – und so gegen das damit verbundene Dividendenausschüttungsverbot verstossen. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK).

Die fehlbaren Unternehmen mit einem total zugesagten Bürgschaftsvolumen von rund 50 Millionen Franken meldeten demnach Dividendenzahlungen in Höhe von insgesamt 43,12 Millionen Franken an. Laut der EFK betrugen diese Ausschüttungen in Einzelfällen bis zum Zehnfachen der jeweiligen Solidarbürgschaftszusage.

Seco hat Meldungen bekommen

Insgesamt überprüfte die EFK über 125'000 Datensätze mit einem Bürgschaftsvolumen von 14,55 Milliarden Franken, wie den am Montag publizierten Dokumenten zu entnehmen ist. Die potenziell fehlbaren Unternehmen seien dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zur Abklärung gemeldet worden. Per Anfang Mai reichte der Bund dem Papier zufolge zwanzig Strafanzeigen mit einem Kreditvolumen von rund 5 Millionen Franken wegen missbräuchlicher Kreditverwendung ein.

219 Unternehmen haben laut Eidgenössischer Finanzkontrolle Dividendenzahlungen angekündigt, obwohl sie Corona-Bürgschaftskredite bezogen haben. Damit verstossen sie gegen das Dividendenausschüttungsverbot.
Foto: keystone-sda.ch
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Die EFK nahm auch die Corona-Kurzarbeitsentschädigungen unter die Lupe. Insgesamt analysierte die Kontrollbehörde von März 2020 bis März 2021 über 1,1 Millionen Zahlungen an knapp 160'000 Unternehmen im Umfang von rund 11 Milliarden Franken.

Dabei zeigte sich gemäss Unterlagen, dass knapp 2500 Unternehmen Kurzarbeitsentschädigungen bezogen, während sie sich gemäss Vermerk im Handelsregister in einem Konkurs- oder Liquidationsverfahren befanden. Weitere rund 2700 Betriebe befanden sich in einer Fusionsphase, was das Risiko doppelter Corona-Abgeltungen erhöhte.

Seco solle härter durchgreifen

Zudem stellte die EFK fest, dass die dreimonatige Frist für die rückwirkende Einreichung der Abrechnung durch die Arbeitgeber teilweise nicht eingehalten wurde. Sie empfiehlt dem Seco deshalb, in dieser Hinsicht härter durchzugreifen. Schliesslich analysierten die Finanzkontrolleure die Auszahlung von Corona-Erwerbsersatzentschädigungen. Strafanzeigen gingen aus den bisherigen Abklärungen der Auffälligkeiten keine hervor.

Die EFK überprüft seit Beginn der Corona-Krise die Umsetzung verschiedener Wirtschaftshilfen. Bereits im Frühling 2020 erkannte sie «Hinweise auf Missbrauch» bei den wegen der Corona-Pandemie ausbezahlten Hilfsgeldern und Solidarbürgschaften. Solche Auffälligkeiten seien aber «kein Massenphänomen», betont die Behörde.

In ihrem dritten Zwischenbericht im September 2020 bestätigte die Finanzkontrolle diese Einschätzung. Nach einem genaueren Augenschein in fünf Kantonen forderte die Behörde im November 2020 dann aber «mehr Kontrollen» bei der Gewährung von Kurzarbeitsentschädigungen. (SDA)

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