CEO und VR-Präsident weg
US-Investoren räumen bei Selecta auf

Die amerikanische Investorengruppe KKR räumt massiv auf beim Verkaufsautomaten-Betreiber Selecta. Mit einem rigorosen Sparprogramm soll der ehemalige IPO-Kandidat fit gemacht werden.
Publiziert: 26.05.2020 um 23:23 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2020 um 08:05 Uhr
Stefan Barmettler («Handelszeitung»)

Make the day work, lautet der Werbspruch vom Schweizer Automatenverpfleger Selecta. Das Tagwerk ging für Topführungskräfte allerdings nicht in Eintracht zu Ende, sondern mit einem Knall.

Am Dienstag wurden der Konzernchef und der VR-Präsident unsanft verabschiedet, und zwar mit sofortiger Wirkung, wie in einer internen Mitteilung steht, welche der Handelszeitung vorliegt. Doch nicht nur die beiden Schlüsselmanager David Hamill und David Flochel gehen von Bord, weiter Abgänge sollen bevorstehen, heisst es.

KKR zeigt sich ungeduldig

Damit nimmt die jüngste Firmenchronik eine nächste dramatisch Wendung. Als Hauptakteur wirbelt die amerikanische Investmentgesellschaft KKR. Diese ist vor 5 Jahren – voller Mut und Ambitionen – bei Selecta eingestiegen, doch glücklich wurden die Amerikaner bislang nicht.

Selecta-Automat vor dem Hauptsitz in Kirchberg BE.
Foto: Keystone

Jetzt scheint ihre Geduld erschöpft, deshalb greifen sie selber mit aller Kraft ins Steuer. Als neuer exekutiver VR-Präsident agiert nun der New Yorker Finanzfachmann Joe Plumeri und als neuer CEO übernimmt Christian Schmitz das Ruder.

Plumeri ist Berater bei KKR, der Deutsche Schmitz war früher bei Boston Consulting und McKinsey tätig, schliesslich heuerte er vor zwei Jahren bei KKR an. Vor einem Monat wechselte er in den Selecta-Verwaltungsrat, jetzt steigt er gar zum Konzernchef auf.

Der Börsengang ist geplatzt

Selecta hat den Hauptsitz in Kirchberg BE und beschäftigt weltweit 9000 Mitarbeitende, der Umsatz beträgt 1,7 Milliarden Franken. Anfänglich hatte KKR einen Börsengang in der Schweiz im Visier.

Diesen aber bliesen die Amerikaner letzten Oktober überraschend wieder ab; angeblich hatte man im letzten Moment gemerkt, dass der Snack- und Kaffee-Automatenbetreiber nicht reif sei für einen grossen Sprung. Zudem drückt seit Jahren eine immense Schuldenlast, was die Firma nicht attraktiver macht.

Homeoffice lässt den Umsatz schmelzen

Aktuell bereitet dem Management das Homeoffice-Regime von Europas Firmen viel Kopfzerbrechen. Die potenziellen Kunden sitzen zu Hause und fallen bis auf Weiteres komplett aus.

Entsprechend ist der Umsatz im ersten Quartal um über 12 Prozent eingebrochen, die Betriebsmarge gar um 58 Prozent. In der Folge ist die Anleihe um 65 Prozent abgeschmiert. Die Rating-Agenturen können der traditionsreichen Firma aktuell auch nicht allzu viel abgewinnen. Ihr Outlook: negativ. Mit einem rigorosen Sparprogramm will das Duo Plumeri/Schmitz jetzt Gegensteuer geben.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

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