Bund warnt
Pro Jahr fehlen 5000 bis 10'000 Wohnungen

Zuwanderung, weniger Personen pro Haushalt und abnehmende Bautätigkeit: Dem Schweizer Wohnungsmarkt droht eine massive Verknappung. Mieter müssen sich auf deutliche Mieterhöhungen einstellen.
Publiziert: 05.11.2022 um 17:53 Uhr

Die Suche nach einer bezahlbaren Mietwohnung wird immer mehr zur Tortur. Wer an halbwegs attraktiver Lage eine Wohnung besichtigt, steht rasch mit Dutzenden oder gar Hunderten anderen Bewerbern in Konkurrenz. Eigentümer werden mit Bewerbungen überhäuft und nehmen ihre Wohnungsinserate oft bereits nach ein oder zwei Tagen von den Immobilienportalen herunter.

Martin Tschirren (51), Chef des Bundesamts für Wohnungswesen, rechnet damit, dass die Schweiz auf eine «Wohnungsknappheit» zurast, wie er im Interview mit der «Handelszeitung» sagt.

Massive Zuwanderung, kleinere Haushalte

Dafür gibt es vor allem drei Gründe: Einerseits nimmt die durchschnittliche Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner pro Haushalt stetig ab. Immer öfters wird eine Wohnung nur noch von einer Person bewohnt. Auf der anderen Seite nimmt aber auch die Bautätigkeit deutlich ab. Gerade institutionelle Investoren haben mit den steigenden Zinsen wieder mehr Alternativen, wie sie ihr Geld gewinnbringend anlegen können. Und dann wäre da noch ein massiver Anstieg der Zuwanderung.

Gemäss Martin Tschirren, Chef Bundesamt für Wohnungswesen, fehlen pro Jahr 5000 bis 10'000 Wohnungen.
Foto: keystone-sda.ch
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Allein in diesem Jahr sollen gemäss Bund 100'000 Menschen in die Schweiz zuwandern. Zusätzlich rechnet der Bund damit, dass die Schweiz bis Ende Jahr 120'000 Flüchtlinge aus der Ukraine beherbergen will. Anfänglich leben diese meist in Unterkünften des Bundes oder vorübergehend bei Privatpersonen. Bleiben sie länger in der Schweiz, werden immer mehr von ihnen aber nach einer eigenen Wohnung suchen.

Mieten dürften weiter ansteigen

«Bereits jetzt liegt die Zahl der neu gebauten Wohnungen tiefer als diejenige der neuen Haushalte, die eine Wohnung suchen», sagt Tschirren zur «Handelszeitung». Und die Situation dürfte sich aufgrund der Entwicklung der Baubewilligungen weiter verschärfen. «Die Zahl der sich in Bau befindlichen Wohnungen lassen erwarten, dass uns in den kommenden Jahren 5000 bis 10’000 Wohnungen pro Jahr fehlen werden.»

Die wachsende Wohnungsknappheit dürfte die sowieso schon hohen Mieten in den Zentren in den nächsten Jahren weiter nach oben treiben. In Zürich werden Dreizimmerwohnungen in Neubauten mittlerweile für durchschnittlich 2800 Franken vermietet und das netto, also ohne Nebenkosten.

Und gerade bei den Nebenkosten dürfen sich die Mieter wegen der hohen Energiepreise auf deutliche Erhöhungen gefasst machen. (smt)

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