Bund kämpft gegen Lebensmittelbetrug
Dein Paprikapulver könnte mit Staub und Gips gestreckt sein!

Lebensmittelbetrug ist ein Milliardengeschäft – in der Schweiz drohen aber verhältnismässig milde Strafen. Das will das Parlament nun ändern.
Publiziert: 18.12.2022 um 16:25 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2022 um 18:03 Uhr

Dass illegale Drogen wie Cannabis gerne einmal mit günstigen und gefährlicheren Substanzen gestreckt werden, ist bekannt. Das organisierte Verbrechen macht aber auch vor Lebensmitteln keinen Halt. Zwischen Juli 2019 und November 2021 haben die Behörden europaweit 1885 Proben bei Gewürzen entnommen. Die Resultate, über die die «SonntagsZeitung» berichtet, sind ernüchternd: 48 Prozent der Oregano-Proben enthielten verdächtige Substanzen. Beim Pfeffer waren es 17 und bei Kümmel 14 Prozent.

Die Krux: Wegen der langen und komplexen Lieferkette sind Gewürze laut den EU-Behörden besonders anfällig für Betrug. Die Ware geht oft durch viele Hände, bevor sie in den Läden ankommt. Dementsprechend hoch ist das Risiko für Manipulationen.

Ein Beispiel des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sticht besonders ins Auge: die Ergebnisse des vom Bund untersuchten Paprikapulvers. Bei einer verdächtigen Probe Paprika sei zu viel Asche gemessen worden, so das BLV gegenüber der Zeitung. Das deute auf die Beimischung von «Füllmaterial» hin. Als übliches Füllmaterial zählt die Behörde unter anderem Staub und Gips auf.

Das organisierte Verbrechen konzentriert sich immer mehr auf den Lebensmittelbetrug.
Foto: keystone-sda.ch
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Parlament und Bund werden aktiv

Paprikapulver mit Staub und Gips? Das kann nicht gesund sein. Trotzdem sind die Strafen für solche Vergehen in der Schweiz verhältnismässig mild. Maximal 80’000 Franken Busse drohen den Betrügern. Angesichts der hohen Profite – der Lebensmittelbetrug ist ein Milliardengeschäft, ist dieses Strafmass wohl wenig abschreckend.

Das hat auch das Schweizer Parlament erkannt und will zusätzliche Massnahmen gegen Lebensmittelbetrug. Als Zweitrat hat der Ständerat letzte Woche oppositionslos drei entsprechende Motionen aus dem Nationalrat angenommen. Eingereicht hatten die Vorstösse Mike Egger (SVP/SG), Martina Munz (SP/SH) und Sophie Michaud Gigon (Grüne/VD). In den Motionen ging es unter anderem um die Schaffung einer Fachkommission sowie neuer gesetzlicher Grundlagen und einen besseren Informationsaustausch zwischen den Behörden.

Der Nationalrat hatte den Vorstössen schon im Jahr 2021 zugestimmt. Der Bundesrat war mit dem Auftrag einverstanden. Er räumt in einer Stellungnahme zu einer der Motionen Defizite ein: «Lebensmittelbetrug nimmt zu und kann gegenwärtig nicht optimal bekämpft werden.» (nim)

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