Bumerang-Chefs
Wenn der Alte der Neue ist

Sergio Ermotti kommt nach 885 Tagen zu seinem alten Arbeitgeber UBS zurück. Der Rückkehrer ist kein Einzelfall – die Erklärung eines Phänomens.
Publiziert: 29.03.2023 um 19:38 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2023 um 19:39 Uhr
Wegwerfen, auf dass er von selbst zurückkehrt – so funktioniert der Bumerang.
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Es ist ein altes Lied, das die Beatles schon vor über 50 Jahren sangen: «You say, Goodbye and I say, Hello, hello, hello.» Nachdem sich der Tessiner Manager Sergio Ermotti (62) 2020 als CEO der Schweizer Grossbank UBS verabschiedete, begrüsst man ihn dort nun in gleicher Position. Bumerang-Chefs heissen solche Rückkehrer.

Das wohl berühmteste Beispiel ist der Amerikaner Steve Jobs (1955–2011): Nachdem er 1985 das Technologieunternehmen Apple wegen interner Machtkämpfe verlassen hatte, kehrte er 1997 zurück und machte aus dem Krisenbetrieb den wertvollsten Konzern der Welt.

60 Ex-Chefs in 1500 US-Firmen

Bumerang-Chefs sind gar nicht so selten: Eine Studie des Wirtschaftsprofessors Rüdiger Fahlenbrach (49) von der ETH Lausanne belegt, dass bei den 1500 grössten US-Unternehmen über einen Zeitraum von 16 Jahren rund 60 Ex-Chefs zurückkehrten.

Auch in der Schweiz gab es vor Ermotti einige Bumerang-Chefs: Tourismus-Schweiz-Direktor Jürg Schmid (60) kehrte 2010 nach einem Abstecher zu den SBB auf seinen alten Posten zurück; Ypsomed-Gründer Willy Michel (75) gab 2011 nach fünf Jahren ein Comeback als CEO bei der Diabetesfirma.

Anton Affentranger (67) nahm von 2011 bis 2018 erneut Platz auf dem Chefsessel von Implenia, nachdem er den Baukonzern bereits von 2009 bis 2010 geleitet hatte. Und Markus Naegeli (56) ist seit 2018 CEO von Canon Schweiz, eine Position, die er schon von 2007 bis 2015 innehatte.

Neue Besen kehren gut …

Wegwerfen, auf dass er von selbst zurückkehrt – so funktioniert der Bumerang. Insofern ist der Begriff Bumerang-Chef oft gar nicht zutreffend, denn die Unternehmensführer gingen meist freiwillig und wurden nicht rausgeworfen. Andernfalls hätten sie dort verbrannte Erde hinterlassen, was einer Rückkehr im Wege stünde.

Vielmehr sind es emotionale Bindungen, die einen Chef an seine alte Stelle zurückführt – sei es, weil er das Unternehmen gründete wie Willy Michel, sei es, weil er gute Arbeit hinterliess wie Markus Naegeli. Denn bei vielen Firmen hat sich das alte Sprichwort bewährt: «Neue Besen kehren gut, aber die alten kennen die Ecken.»

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