So erleben Arbeitstätige den Co-Working-Space in Wil SG
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Soziales Arbeitsumfeld:So erleben Arbeitstätige den Co-Working-Space in Wil SG

Bürogemeinschaften boomen – vermehrt auch abseits der grossen Zentren
Büro auf Zeit – arbeiten wir so in der Zukunft?

Arbeiten, wo man wohnt: Neben Homeoffice werden Co-Working-Büros immer beliebter. Und was in den grossen Städten funktioniert, entpuppt sich für kleinere Gemeinden sogar als Standortvorteil. BLICK nahm einen Anbieter in Wil SG in Augenschein.
Publiziert: 10.04.2019 um 23:14 Uhr
Maren Meyer
Maren MeyerWirtschafts-Redaktorin

Wo einst Näherinnen Garn auf Spulen drehten, schreiben heute Jungunternehmer an Businessplänen. 2013 wurde die alte Spinnerei in Wil SG zum Co-Working-Space «BüroLokal». Wie eine grosse Patchworkfamilie arbeiten hier Freelancer, Start-up-Unternehmer und Angestellte aus verschiedenen Berufen Seite an Seite. Bruno Opprecht (45) ist Programmleiter eines amerikanischen Telekom-Unternehmens. Er kann dort arbeiten, wo es ihm gefällt. Im Co-Working hat er einen festen Arbeitsplatz ganz in der Nähe seines Wohnorts: «Ich bin froh, dass ich zum Arbeiten nicht nach Zürich reinpendeln muss», sagt er zu BLICK.

Das Angebot an Co-Working-Flächen in der Schweiz wächst. Seit 2016 hat sich ihre Zahl auf 228 verdreifacht. Knapp die Hälfte liegt in den Grosszentren wie Zürich, Basel oder Bern. Die Kosten für flexible Arbeitsplätze im Gemeinschaftsbüro: im Schnitt 35 Franken pro Tag.

Doch immer mehr Arbeitsflächen gehen abseits der grossen Zentren auf. Das zeigt das aktuelle Immo-Monitoring von Wüest Partner: 51 Prozent der Neueröffnungen 2018 fanden in kleineren Städten und Gemeinden statt.

Das BüroLokal in Wil SG besteht seit 2013. An geschäftigen Tagen arbeiten hier an die 20 Personen aus verschiedenen Branchen.
Foto: Philippe Rossier
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So tauchen plötzlich Aarau, Burgdorf BE, Payerne VD oder Wil SG auf der Co-Working-Landkarte auf. Die wachsende Nachfrage abseits der Zentren hat laut Robert Weinert (40) von Wüest Partner drei Gründe: Das mobile Arbeiten hält immer mehr Einzug in Schweizer Unternehmen. Zudem stehen in kleineren Städten mehr Büroflächen leer. «Mit neuen Konzepten wie Co-Working wollen die Eigentümer neue Mieter finden», sagt der Immobilienexperte.

Schweizer Gemeinden mit einem schwachen Arbeitswachstum merken, dass sie durch Co-Working einen Standortvorteil schaffen können. Die Genossenschaft VillageOffice unterstützt Gemeinden beim Aufbau dieser Arbeitsräume. So soll nicht nur der Pendlerverkehr eingeschränkt, sondern auch die Gemeinden unterstützt werden.

«Wer an seinem Wohnort arbeitet, wird dort einkaufen, statt sein Geld an der Bahnhofstrasse in Zürich auszugeben», sagt Jenny Schäpper-Uster (46), Co-Gründerin und Vorstandsmitglied. Bis heute zählen 60 Standorte zum VillageOffice-Netzwerk. Darunter das Juralab in Olten SO, Wunderraum in Pfäffikon SZ, Uferbau in Solothurn oder das BüroLokal in Wil SG. 

In Wil hat sich Gründer Noah Menzi (20) vor drei Monaten zusammen mit seinem Geschäftspartner eingemietet. Denn sein 2014 gegründetes Start-up Webwirkung wächst. «Wir brauchten Platz, um Kunden zu empfangen», sagt er. «Aber da wir bisher nur zu dritt sind, lohnt es sich finanziell nicht, ein Büro anzumieten.» Im BüroLokal zahlt er für zwei feste Arbeitsplätze im Monat 860 Franken. Die Entscheidung für Wil war eine pragmatische: Menzi lebt im Toggenburg, sein Partner in St. Gallen – Wil liegt in der Mitte.

An geschäftigen Tagen sind an die 20 Personen im kleinen Co-Working. «Mir gefällt der Austausch», sagt Menzi. Anders als im Homeoffice sei er hier nicht allein. Das findet auch Praktikantin Tanja (17): «Nur wenn ich telefonieren muss, bin ich nervös, weil mir alle zuhören können.»

Die Welt des Co-Workings

Auch wenn es immer mehr Co-Working-Flächen abseits der Zentren gibt, die meisten Büros finden sich noch in den Städten: Mit 44 Standorten schwingt Zürich obenaus. Ein Anbieter ist Impact Hub: Rund 1000 Mitglieder nutzen die Gemeinschaftsbüros an drei Standorten. Der erste sogenannte Space wurde 2005 in London gegründet. Heute gibt es weltweit über 100 Impact Hubs mit rund 16'000 Mitgliedern. Der Büroflächenriese IWG ist in der Schweiz mit den Marken Regus und Spaces aktuell an 35 Standorten vertreten. Bis 2025 will das Unternehmen ein Netzwerk von 100 Büros betreiben. In Luzern gibt es das schweizweit erste Konzept fürs Arbeiten und Wohnen: Neben einer Arbeitsfläche am Hirschengraben bietet das Capsule-Hotel Übernachtungen in der Schlafkapsel für digitale Nomaden an.

Auch wenn es immer mehr Co-Working-Flächen abseits der Zentren gibt, die meisten Büros finden sich noch in den Städten: Mit 44 Standorten schwingt Zürich obenaus. Ein Anbieter ist Impact Hub: Rund 1000 Mitglieder nutzen die Gemeinschaftsbüros an drei Standorten. Der erste sogenannte Space wurde 2005 in London gegründet. Heute gibt es weltweit über 100 Impact Hubs mit rund 16'000 Mitgliedern. Der Büroflächenriese IWG ist in der Schweiz mit den Marken Regus und Spaces aktuell an 35 Standorten vertreten. Bis 2025 will das Unternehmen ein Netzwerk von 100 Büros betreiben. In Luzern gibt es das schweizweit erste Konzept fürs Arbeiten und Wohnen: Neben einer Arbeitsfläche am Hirschengraben bietet das Capsule-Hotel Übernachtungen in der Schlafkapsel für digitale Nomaden an.

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