273 Gläubiger bangen um ihr Geld
Benkos Signa-Gruppe hat 5 Milliarden Schulden

Jetzt ist es soweit: Das Firmen-Imperium von Milliardär René Benko muss die Bilanz deponieren. Die Signa-Gruppe hat Insolvenz angemeldet. Gleichzeitig lässt Signa die Rubrik «Beirat» mit namhaften Persönlichkeiten von der Website verschwinden.
Publiziert: 29.11.2023 um 11:11 Uhr
|
Aktualisiert: 29.11.2023 um 18:23 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_1058.JPG
Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Jetzt ist es amtlich: Die Signa-Gruppe von René Benko (46) ist zahlungsunfähig und meldet deshalb Insolvenz an. Das geht aus einer Mitteilung der Signa Holding GmbH hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Der Antrag ging beim Handelsgericht in Wien ein. Darin steht auch, dass die Annahme eines Sanierungsplans beantragt werde. «Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs», heisst es in der Mitteilung weiter. In Eigenverwaltung solle die Restrukturierung des Unternehmens vollzogen werden.

Signa begründet den Insolvenzantrag in Eigenregie mit «wirtschaftlich starkem Druck» im stationären Einzelhandel, in den der Retailbereich der Gruppe geraten sei. «Auch im Immobilienbereich haben sich in den letzten Monaten externe Faktoren negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt», heisst es weiter.

Was bedeutet die Insolvenz in Eigenregie? Hier kann die Geschäftsführung des Schuldners das Heft des Handelns und die Verfügungsgewalt in der eigenen Hand behalten. Zur Seite steht ein Sanierungsexperte. Das alles soll Vertrauen schaffen und helfen, die «geordneten Fortführung des operativen Geschäfts» zu gewährleisten.

René Benko: Der Milliardär liebt den Prunk, sein Imperium aus unzähligen Einzelfirmen wankt.
Foto: Peter Rigaud/laif
1/6

Privatbank Julius Bär trägt massives «Benko-Risiko»

Allerdings: Das verschachtelte Imperium von Benko ist in einer desolaten Lage. Gläubigerschutzverbände AKV und KSV in Österreich berichten, dass 42 Dienstnehmer und 273 Gläubiger von der Signa-Insolvenz betroffen sind. Die Schuldenlast: 5 Milliarden Euro.

Inwieweit eine geordnete Fortführung möglich ist, kann heute noch niemand sagen. Auch dass Signa das Heft in der Hand behalten darf, dürfte nicht unbedingt im Sinne der Gläubiger sein. In der Schweiz gehört die Privatbank Julius Bär zu den grossen Kreditgebern Benkos. Der österreichische Milliardär steht allein bei den Bären mit 606 Millionen Franken in der Kreide, wie diese Woche bekannt wurde.

Zu den Signa-Grossinvestoren der ersten Stunde gehört der Schweizer Schoggi-König Ernst Tanner (77). Neben dem Lindt & Sprüngli–Manager sind weitere prominente Grossaktionäre im Boot: Strabag-Grossaktionär Hans Peter Haselsteiner (79), der Thurgauer Kaffeemaschinen-Unternehmer Arthur Eugster (72) und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller (57).

Namhafte Persönlichkeiten verschwinden von Signa-Website

Mit diesen Persönlichkeiten «schmückte» sich Signa noch am 27. November 2023 auf der Firmen-Website. Zwei Tage später sind sie von der Seite verschwunden.
Foto: Screenshot Blick

Pikant: Noch am 27. November prangte auf der Signa-Website die Rubrik «Beirat», wie Blick festgehalten hat. Jetzt ist diese gelöscht worden. Hier rühmte sich Signa mit einem Beraterkreis von «angesehenen Persönlichkeiten aus dem Bankenwesen, aus der Politik und aus der Wirtschaft».

Dieses Gremium wollte nun offenbar nicht mehr in Verbindung mit Benko und der Signa-Insolvenz gebracht werden. Anders ist die Löschung der Rubrik nicht erklärbar.

Globus-Warenhäuser mitten im Signa-Sturm

Signa ist eine privat geführte internationale Beteiligungs- und Industrieholding, aktiv im Immobilien-, Detailhandels- und Mediengeschäft. Eigentümer Benko hatte viele seiner Liegenschaften in Zeiten tiefer Zinsen gekauft und sich dafür hoch verschuldet. So ist mit den Jahren ein unübersichtliches Konglomerat aus über 1000 Einzelfirmen entstanden. Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und hausgemachte Probleme hatten den Handels- und Immobilienkonzern zuletzt in eine massive Schieflage gebracht.

Mitten im Insolvenz-Sturm: die Schweizer Luxus-Warenhauskette Globus. Sie gehört je hälftig zum bröckelnden Signa-Imperium und zu der thailändischen Central Group. Diese könnte nun ganz Globus übernehmen, wie sie es schon bei den britischen Selfridges-Warenhäusern getan hat. Eine Anfrage bei Signa-Retail, zu der die Globus Warenhäuser in der Schweiz gehören, blieb bislang unbeantwortet. Central Group bekräftigt gegenüber der Agentur AWP, «sicherzustellen, dass die Globus-Geschäfte die notwendige Unterstützung erhalten, um ihren Betrieb wie gewohnt weiterführen zu können.»

Benko hatte Globus zusammen mit der Central-Gruppe im Jahr 2020 von der Migros übernommen. Zum Deal gehörten sowohl die Warenhausaktivitäten als auch acht Globus-Immobilien an bester Lage. In Deutschland gehören Gross-Immobilien wie die Galeria-Warenhäuser zu Signa. Auf Eis liegt derzeit Benkos Prestigeprojekt, der Elbtower in Hamburg.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.