Betreiber der Bauteilbörse Basel
«Gebrauchte Fenster gehen am besten weg»

Das Wiederverwerten von Gegenständen aller Art liegt derzeit im Trend. Kreislaufwirtschaft ist in aller Munde. Das Schöne dabei: Man tut nicht nur etwas für die Umwelt, sondern kann auch wacker sparen. Blick hat sich umgeschaut.
Publiziert: 04.12.2021 um 00:30 Uhr
Patrik Berger

Sie stehen fein säuberlich in Reih und Glied: Dutzende Küchengeräte, Fenster und Lavabos. Die Teile haben eines gemeinsam: Sie sind gebraucht und stammen aus Häusern, die abgebrochen wurden. Und sie sind praktisch neuwertig. Kein Wunder, denn heute werden vor allem Gewerbeliegenschaften und Bürogebäude schon nach wenigen Jahren wieder abgebrochen.

Ein Fall für Manuel Herzog (35), Leiter der Bauteilbörse Basel, und seine sieben Mitarbeiter. «Alle vom Fach», wie er betont. Die bauen Brauchbares aus, bereiten es auf und verkaufen es im Internet und in einer 800 Quadratmeter grossen Halle in Münchenstein BL. Bauherren, Architekten und Handwerker decken sich dort mit Material ein.

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Gegen Verschwendung wertvoller Ressourcen

Die Nachfrage ist gross und Herzog überzeugt: «Das ist die Zukunft!» Die Kreislaufwirtschaft ist das Rezept gegen die Verschwendung wertvoller Ressourcen. Die Rohstoffknappheit werde mit den Jahren weiter zunehmen. Noch werde in der Baubranche zu viel weggeworfen und recycelt statt wiederverwendet. Dabei könnte man so einfach Abfall vermindern, Rohstoffe erhalten, den CO2-Ausstoss verringern und den Verbrauch von grauer Energie senken, wenn man Produkten ein zweites Leben schenkt.

Manuel Herzog (35) ist Leiter der Bauteilbörse Basel.
Foto: Christian Aeberhard
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Auf seinen Touren durch die Baustellen erlebt Manuel Herzog so einiges. «Da werden Hunderte Fenster in die Deponie gekarrt – fünf Jahre alt, mit guten Dämmwerten», sagt er. Er habe schon Backöfen gerettet, die noch nie gebraucht wurden. «Sogar Kirchenbänke haben wir schon weiterverwertet. Der Rohstoff Holz ist begehrt.»

Fenster und Parkett sind besonders begehrt

Auch komplette Küchen hat die Bauteilbörse im Angebot. Die werden primär von Privaten gekauft. Vor allem einzeilige Küchen, die Nachfrage nach Massküchen sei gering. «Am besten gehen aber Fenster und Altholzparkett weg», sagt Herzog. Da würden vor allem Architekten zugreifen. Von gewissen Haushaltsgeräten verkauft er nur Einzelteile. «Hauswarte finden bei uns fast alles für Waschmaschinen oder Geschirrspüler, die nicht mehr hergestellt werden.»

Wer sich bei der Bauteilbörse eindeckt, kann auch ganz schön Geld sparen. Ein Lavabo von Laufen kostet 60 Franken, ein Glaskeramik-Kochfeld von Electrolux mit sechs Monaten Garantie 109 Franken. Ein Dampfbackofen von Gaggenau (Neupreis 4795 Fr.) kostet noch 999 Franken und ein vier- bis fünfjähriges Fenster zwischen 450 und 500 statt neu 1700 Franken.

Ganz ohne Sorgen ist Manuel Herzog aber nicht. «Oft erfahre ich zu kurzfristig von verwertbaren Objekten und kann nicht mehr reagieren», sagt er. Zudem müsse heute alles schnell gehen, oft habe er höchstens zwei Tage Zeit zum Ausbauen. Zudem seien geeignete Lagerflächen immer seltener und vor allem teuer. «Es macht wirtschaftlich keinen Sinn, Fenster zwei Jahre lang einzulagern.»

Ikea kauft Möbel zurück

Auch der schwedische Möbelgigant Ikea setzt auf die Kreislaufwirtschaft. Ikea kauft seinen Kunden gebrauchte Möbel in gutem Zustand ab. So bekommt man etwa für das Kultgestell Billy immerhin noch 21 Franken. Allemal besser, als es mit Abfallmarken beklebt vors Haus zu stellen.

Das Geld erhält man in Form von Einkaufsgutscheinen. Das Möbel wird von Ikea weiterverkauft. Die Produkte werden schon so entworfen, dass sie umgerüstet, repariert, wiederverwendet, verkauft oder recycelt werden können.

Gegen Wegwerfpraktiken der Hersteller

«Reparieren statt wegwerfen» ist auch das Motto der 176 Repair Cafés in der Schweiz. Dort kann man defekte Dinge zusammen mit Reparaturprofis reparieren, ihnen neues Leben einhauchen und so Geld sparen. Werkzeuge können von den Besuchern kostenlos genutzt werden. Gängige Ersatzteile kann man vor Ort kaufen.

«Eine Reparatur wird in vielen Fällen aufgrund zu hoher Kosten gar nicht in Erwägung gezogen oder ist laut Herstellern nicht möglich», heisst es bei der Organisation. Mit den Reparaturveranstaltungen werde ein Gegengewicht zu den «Verschleiss- und Wegwerfpraktiken der Hersteller» geschaffen.

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