Bekannter Professor ist Chefermittler
Raiffeisen startet interne Untersuchung zum Fall Vincenz

Zur Aufarbeitung der Ära Pierin Vincenz startet Raiffeisen eine interne Untersuchung. Die Bank setzt Professor Bruno Gehrig als unabhängigen Chefermittler ein.
Publiziert: 11.04.2018 um 07:27 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:50 Uhr

Bruno Gehrig (71) zur Seite steht ein Team der renommierten Zürcher Anwaltskanzlei Homburger, wie die Raiffeisen am Mittwoch mitteilte. Die unabhängige Untersuchung habe zum Ziel, die Beteiligungskäufe von Raiffeisen Schweiz oder ihrer Tochtergesellschaften, die seit 2005 getätigt wurden, auf allfällige Unregelmässigkeiten zu überprüfen.

Ausgenommen seien Unternehmen und Transaktionen, welche bereits im Rahmen der Strafuntersuchung der Staatsanwaltschaft Zürich direkt untersucht würden. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) sei über dieses Vorgehen informiert.

Der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger sagt zur heutigen Mitteilung der Raiffeisen: «Lieber spät als nie! Bei Raiffeisen ist es allerdings jetzt reichlich spät.»

Schon als die Vincenz-Untersuchungen Ende Februar ihren Anfang nahm, meinte er gegenüber BLICK. «Die Hausdurchsuchungen kommen ein, zwei Jahre zu spät.» «Private Deals, wie sie Vincenz gemacht hat, sind nicht nur unanständig. Sie sind rechtlich auch gar nicht zulässig.»

Die Affäre Vincenz hat bei der Raiffeisen ein Erdbeben ausgelöst: Bis 2020 treten acht der elf Verwaltungsräte zurück.
Foto: Keystone/WALTER BIERI

Nun glaubt er, dass die interne Untersuchung nicht viel Neues zu Tage fördern werde: «Ich erwarte keine Überraschungen bei grossen Deals wie Notenstein oder Avaloq. Wenn irgendwo Fleisch am Knochen wäre, dann hätte man das wohl schon gefunden.»

Zürcher Oberstaatsanwaltschaft ermittelt

Bruno Gehrig profilierte sich in langjährigen Verwaltungsratsmandaten bei verschiedenen Schweizer Firmen. So war der 71-Jährige unter anderem Verwaltungsratspräsident der Fluggesellschaft Swiss und des Versicherers Swiss Life, Vizepräsident des Pharmakonzerns Roche, UBS-Verwaltungsrat sowie Mitglied der Bankenkommission. Derzeit ist er Vorstandsmitglied des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse.

Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Vincenz wegen möglicher ungetreuer Geschäftsbesorgung. Der langjährige Chef der Bankengruppe soll bei Firmenübernahmen der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Investmentgesellschaft Investnet ein Doppelspiel gespielt und persönlich abkassiert haben. Aduno reichte im letzten Dezember, Raiffeisen im Februar Anzeige gegen Vincenz ein.

Zuvor hatte Ende Oktober die Finma ein Verfahren zu Corporate-Governance-Themen gegen Raiffeisen eingeleitet. Noch immer befindet sich Pierin Vincenz in Untersuchungshaft. Das bestätigt die Oberstaatsanwaltschaft Zürich gegenüber BLICK. Es gilt die Unschuldsvermutung. (SDA/jfr)

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