«Die CS hat ihren Job nicht gut gemacht»
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Blick-Redaktor Christian Kolbe:«Die CS hat ihren Job nicht gut gemacht»

Gegen Pflichten verstossen
Finma stellt bei CS schwere Mängel fest

Die Credit Suisse erhält im Debakel um Greensill einen happigen Rüffel seitens der Finanzmarktaufsicht. Die Bank habe ihre Aufsicht vernachlässigt, so die Finma.
Publiziert: 28.02.2023 um 07:54 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2023 um 18:38 Uhr

Die Finanzmarktaufsicht (Finma) hat das Verfahren gegen die Credit Suisse wegen derer Probleme mit den Greensill-Fonds abgeschlossen. Sie stellt fest, dass die Bank «in schwerer Weise» gegen die aufsichtsrechtlichen Pflichten verstossen habe und ordnet korrigierende Massnahmen an, wie sie am Dienstag mitteilte.

Die Geschäftsbeziehung mit Greensill sei zwar wiederholt auf Stufe Geschäftsleitung thematisiert worden. Gefehlt habe jedoch «eine Gesamtsicht sowie eine regelmässige, konsequente Auseinandersetzung mit den Risiken rund um Greensill auf höchster Stufe», so die Finma.

Boni-Kürzungen als Druckmittel

Zudem habe es viele kritische Hinweise gegeben, auf die aber nicht angemessen reagiert worden sei. Und die Bank habe gegenüber der Finma «teilweise falsche und zu positive Angaben» gemacht. Insgesamt stellt die Finma gravierende Mängel in der Betriebsorganisation und eine schwere Verletzung von Schweizer Aufsichtsrecht fest.

Die Credit Suisse habe bei Greensill gegen ihre aufsichtsrechtlichen Pflichten verstossen, so die Finma.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Finma zieht bei der CS nun die Schrauben an: So müsse die Bank künftig auf Stufe Geschäftsleitungsmitglied periodisch die wichtigsten rund 500 Geschäftsbeziehungen namentlich auf Gegenparteirisiken überprüfen. Zudem muss die CS die Verantwortlichkeiten ihrer rund 600 höchsten Mitarbeitenden in einem Verantwortlichkeitsdokument festhalten.

Würden diese ihren Bereich nicht so adäquat führen und organisieren, müssten sie von der Bank sanktioniert werden. Zum Beispiel könnten die Boni gekürzt werden. Damit dies auch wirklich geschieht, erhält die Bank einen «Aufpasser». Die Finma setzt dazu einen Prüfbeauftragten ein, der die Einhaltung der Massnahmen überprüft.

Vier Ex-CS-Banker im Fokus

Die von der Bank selber beschlossenen Massnahmen, etwa die verbesserten Kontrollprozesse bei der Genehmigung und Überwachung von Fondsprodukten, unterstützt die Finma.

Ausserdem hat die Finma laut den Angaben gegen vier ehemalige CS-Mitarbeiter, die nicht namentlich genannt werden, sogenannte Enforcementverfahren eröffnet. Bekanntlich kann die Finanzmarktaufsicht Personen, die für eine schwere Verletzung aufsichtsrechtlicher Bestimmungen verantwortlich sind, die Tätigkeit in leitender Stellung bei einer Bank untersagen. Ein solches Berufsverbot kann für eine Dauer von bis zu fünf Jahren ausgesprochen werden.

Die Credit Suisse begrüsst in einer ersten Stellungnahme den Abschluss des Verfahrens. «Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur endgültigen Bewältigung der Supply-Chain-Finance-Funds-Angelegenheit», lässt sich CEO Ulrich Körner (60) zitieren. Das Verfahren bestätige viele der Erkenntnisse aus der vom Verwaltungsrat in Auftrag gegebenen unabhängigen Untersuchung.

Betont wird von der finanziell angeschlagenen Bank ausserdem, dass die Finma im Zusammenhang mit ihrem Verfahren keine Gewinneinziehung verfügt habe. Die Umsetzung der zusätzlichen Massnahmen werde für die Credit Suisse voraussichtlich keine erheblichen Kosten zur Folge haben, so die Mitteilung.

Sinnbild der fehlenden Risikokultur

Der britisch-australische Lieferkettenfinanzierer Greensill Capital geriet im Frühjahr 2021 in Schieflage. Die CS muss in der Folge vier Fonds im Wert von zehn Milliarden Franken liquidieren. Insgesamt sind bisher gemäss dem letzten Update 74 Prozent der investierten Gelder respektive 7,4 Milliarden wieder an die CS zurückgeflossen.

An der Börse ist die Aktie der CS den ganzen Tag unter Druck, verliert im Moment 0,6 Prozent an Wert.

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Kurz nach Greensill traf die CS auch noch das Debakel um den Vermögensverwalter Archegos, die Bank muss weitere fünf Milliarden abschreiben. Die CS geriet durch die Greensill- und Archegos-Pleiten tief in die Verlustzone.

Die Milliarden-Pleiten trafen zwar auch andere Banken, die CS erwischte es aber deutlich schwerer. Die beiden Milliarden-Pleiten stehen denn auch sinnbildlich für die mangelhafte Risikokultur innerhalb der Bank. (SDA/sfa)

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