Aufräumaktion reisst LafargeHolcim in die roten Zahlen
Grosser Frühlingsputz beim Zementriesen

Der neue Chef Jan Jenisch hat beim schweizerisch-französischen Zementkonzern ausgemistet, die Bilanz bereinigt und verspricht nun grosses Wachstum. Ob das gut geht?
Publiziert: 03.03.2018 um 10:37 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:51 Uhr
René Lüchinger

Fünf Monate ist Ex-Sika-Chef Jan Jenisch (51) nun CEO des fünfmal grösseren, weltweit grössten Zementriesen LafargeHolcim. Als er gestern zum ersten Mal einen Jahresabschluss des 26-Milliarden-Konzerns präsentierte, pflanzte er zwei Botschaften in die Welt.

Die 2014 angekündigte Fusion ist erstens abgeschlossen und zweitens resultiert für 2017 ein Konzernverlust von 1,7 Milliarden Franken. Wie, fragt sich der aussenstehende Betrachter, geht das zusammen?

Das geht so: Jenisch ist innert knapp vier Jahren bereits der dritte Mann an der Spitze der Firma und der erste, der von keiner der zwei Vorgängerfirmen imprägniert ist. Und neben ihm sitzen inzwischen zwei Frauen in der Konzernleitung, die Personal- und die Finanzchefin, die wie er ohne Vorgeschichte sind in diesem schweizerisch-französischen Unternehmen.

LafargeHolcim-CEO Jan Jenisch räumt im Konzern auf, wie er am Freitag an der Bilanzpressekonferenz durchblicken liess.
Foto: ARND WIEGMANN

Wieder Ordnung im Zahlenwerk

Und letztere, Géraldine Picaud, ist gerade einmal acht Wochen im Hause und hat für den Frühjahrsputz sofort den grossen Besen herausgeholt – 3,8 Milliarden Franken strich sie aus den Büchern, allesamt zu hohe Bewertungen für Fabriken und Anlagen draussen in den Märkten. Das ergibt zwar einen rechnerischen Verlust in der Bilanz für 2017, dafür herrscht  wieder Ordnung im Zahlenwerk.

Für Jan Jenisch «eine gute Sache», wie er sagt. Als er das Angebot bekam, von Sika zu der unter Fusionswirren leidenden LafargeHolcim zu wechseln, hat er schliesslich sofort gewusst: «Das muss ich tun. Das ist in der Branche, wo ich zu Hause bin, der grösste Player.»

Lacht, lehnt sich zurück und verspricht Wachstum

Und jetzt ist die Luft draussen aus den Büchern, der Tachometer steht gewissermassen auf null. Und der CEO weiss, was jetzt von ihm verlangt wird: eine schöne Wachstumsstory, wie er sie seinerzeit auch bei Sika hingelegt hatte.

Ob er bei dieser Vorgabe entspannt ist? Jan Jenisch lacht, lehnt sich zurück und sagt: «Ein Wachstum von drei bis fünf Prozent muss schon sein. Das ist mein Minimalziel. Dann haben wir das Momentum.»

Dafür hat er gute Argumente. In Asien, Afrika oder auch Lateinamerika produzieren  Urbanisierung und Bevölkerungsentwicklung grossen Hunger nach Zement. In Indien ist der Nachschub aus den LafargeHolcim-Werken sogar bis Ende Jahr bereits ausverkauft.

Nun soll dort eine neue Produktionsstätte hochgezogen werden. Prognosen gehen gar davon aus, dass der weltweite Bedarf nach Zement um 3,7 Prozent zunehmen wird – pro Jahr und dies bis ins Jahr 2030. Solch ein Umfeld stachelt einen wie Jan Jenisch an. Das durchschnittliche Marktwachstum zu übertreffen, ist wohl das Minimum. Noch besser wäre, die Prognosen zu schlagen. 

Ob das gelingt? Investoren sind offenbar skeptisch. Nicht anders sind die Aktienverkäufe gestern Freitag zu erklären: LafargeHolcim brach an der Börse ein – und schloss als schlechtester SMI-Wert mit einem Minus von 7,5 Prozent. Der Leitindex selbst schloss 1,9 Prozent im roten Bereich.

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