Auch Quereinsteiger nehmen zu
«Pflegeberufe sind bei Jungen stark im Aufwind»

Harte Arbeit zu tiefen Löhnen. Die Pflegebranche kämpft noch immer mit ihrem schlechten Image. Bei der Ausbildung von neuem Personal spiegelt sich das jedoch nicht wider.
Publiziert: 19.03.2021 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2021 um 15:28 Uhr
Levin Stamm

Überstunden-Berge, ständig wechselnde Einsätze, schwierig in der Vereinbarkeit mit Familie: Die Begeisterung bei der jüngeren Generation für einen Beruf in der Pflege müsste sich eigentlich in Grenzen halten. Doch der Eindruck täuscht. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Branchen sind Lehrstellen in Spitälern und Altersheimen äusserst beliebt.

Das bestätigt Domenica Mauch (32), Chefin der Online-Lehrstellenplattform Yousty: «Lehrberufe in der Pflegebranche gehören zu den meistgesuchten auf unserer Website.» So rangiert die Ausbildung zur Fachfrau oder zum Fachmann Gesundheit EFZ seit Jahren in den Top 6 der beliebtesten Lehrstellen. Mauch weiss: «Gesundheits- und Pflegeberufe sind stark im Aufwind. Jugendliche wollen eine sinnvolle Tätigkeit ausüben.»

Viele Lehrstellen schon besetzt

Das heisst: Viele Jugendliche gewichten den Nutzen für die Gesellschaft höher als den Faktor Lohn, der im Vergleich zu vielen anderen Berufen niedriger ist. Das ist nicht erst seit Corona so. Eine BLICK-Umfrage bei mehreren Spitälern zeigt: Die Anzahl Bewerbungen auf Lehrstellen ist gegenüber den Vorjahren konstant geblieben.

Lehrstellen für Pflegeberufe sind in der Schweiz äusserst beliebt.
Foto: Keystone
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Für den kommenden Sommer sind von etwa 5000 ausgeschriebenen Lehrstellen noch rund 800 unbesetzt. Das ist deutlich weniger als in den meisten anderen Branchen. Laut einer aktuellen Auswertung von Yousty und der ETH Zürich sind einzig Lehrstellen in der Informatik, Wirtschaft, Verwaltung sowie im Tourismus beliebter.

Run auf Bildungsgang

Auffallend: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist das Interesse an einer höheren Pflegeausbildung gestiegen. In der Vergangenheit blieb das Berner Bildungszentrum (BZ) Pflege mit jährlich knapp 400 Abgängerinnen und Abgängern unter der vom Kanton vorgegebenen Marke von 450. Dieses Jahr ist alles anders. «Letzten Herbst mussten wir zum ersten Mal Interessenten aufs nächste Semester vertrösten», sagt Wilhelmina Zwemer (59), Leiterin der Abteilung Praxis am BZ Pflege.

Einen sprunghaften Anstieg an Studierenden gibt es auch für den im März startenden Ausbildungsgang. Waren es 2020 noch 132, sind es dieses Jahr 200. Immer mehr Quereinsteiger wagen den Einstieg. Zwemer zur plötzlichen Beliebtheit: «Die Bilder der Intensivstationen und Alterszentren haben gezeigt, wie wichtig der Beruf für unsere Gesellschaft ist und wie sehr wir genügend Pflegefachpersonen brauchen.»

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