Auch die Schweiz profitiert
Joe Biden lässt US-Wirtschaft abheben

Die USA erleben gerade einen wirtschaftlichen Aufschwung. Warum sich Joe Biden auch bei Donald Trump bedanken müsste und wie die Schweiz profitiert.
Publiziert: 17.04.2021 um 10:36 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2021 um 05:29 Uhr
Nicola Imfeld

Donald Trump (74) dürfte dieser Tage vor Neid orange-rot anlaufen, wenn er sich die aktuellen Konjunkturdaten der USA ansieht. Joe Biden (78), sein verhasster Nachfolger im Weissen Haus, lässt die amerikanische Wirtschaft gerade so richtig abheben.

Sogar Trumps ehemaliger Haussender Fox News räumte diese Woche ein, dass es Biden – «wirtschaftlich gesehen» – gar nicht so schlecht mache. Kurz zuvor hatte das Arbeitsministerium die neusten Zahlen publiziert. Die Ökonomen trauten ihren Augen kaum: In der Woche zum 10. April wurden nur noch 576'000 Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Ein Rekordtief seit Beginn der Pandemie.

Der Anteil Trumps

Um den Wirtschaftsaufschwung Amerikas einzuordnen, muss man die Zeit zurückdrehen. Donald Trump hat nämlich einen gewichtigen Anteil am jetzigen Erfolg. Mit Steuersenkungen und dem Abbau von Regulierungen hat er Amerika in den ersten Jahren seiner Amtszeit zu neuen Höhen geführt.

Joe Biden verhilft der US-Wirtschaft zum Aufschwung.
Foto: AFP
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Die Arbeitslosenquote sank Anfang 2020 auf 3,5 Prozent. Bemerkenswertes Detail: Noch nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen hatten so viele Afroamerikaner einen Job wie unter Trump.

Die beste US-Wirtschaft aller Zeiten hatte Trump laut Berechnungen der «New York Times» zwar nicht – obwohl er es gebetsmühlenartig wiederholte... Doch durfte er sich zurecht für die starken Wirtschaftszahlen feiern lassen.

Viele Experten sind überzeugt: Wäre im Frühjahr 2020 nicht die Corona-Pandemie ausgebrochen, wäre Trump locker wiedergewählt worden.

Dann kam Corona – 40 Mio Arbeitslose

Mit der Ankunft von Covid-19 war es um Trumps politische Zukunft und die starke US-Wirtschaft geschehen. Innerhalb weniger Monate verloren 40 Millionen Menschen ihre Jobs. Die Arbeitslosenquote stieg auf 20 Prozent. Ein Wert, der zuletzt in der Grossen Depression vor fast 100 Jahren erreicht wurde.

Auf einen Schlag bildeten sich vor den sogenannten «Food Banks» wieder lange Schlangen. Millionen Amerikaner standen stundenlang an, um sich mit Essen für die Familie einzudecken. Es waren Bilder, die man zuletzt in Zeiten des Zweiten Weltkriegs sehen konnte. Jedes fünfte Kind im Land soll im Sommer 2020 gehungert haben.

Und Donald Trump? Der stemmte zusammen mit dem Kongress ein 2,2-Billionen-Dollar-Hilfspaket. Per Helikopter-Geld erhielten fast alle Amerikaner im Mai einen 1200-Dollar-Scheck. Doch dann geschah erstmal nichts mehr. Die US-Wirtschaft litt unter den Lockdowns, erholte sich nur langsam.

Wie Biden die Wirtschaft ankurbelt

Im Januar kam Joe Biden. Erst peitschte er mithilfe der Demokraten ein 1,9-Billionen-Hilfspaket durch den Kongress und revolutionierte dabei gleich noch das US-Sozialsystem. Nun arbeitet er bereits an einem 2-Billionen-Paket, um die marode amerikanische Infrastruktur zu sanieren.

Biden profitiert auch vom Impffortschritt. Die USA wurden unter dem 78-Jährigen zum Impfturbo – bereits Ende Mai werden alle Einwohner, die möchten, geimpft sein. Ironischerweise kann sich Biden auch hier bei seinem Vorgänger bedanken: Trumps Regierung hat viel Geld in die Impfstoffentwicklung investiert und bürokratische Hürden abgebaut.

Das Resultat lässt sich sehen: Die Arbeitslosenquote sinkt stetig, der Konsum steigt und an der New Yorker Börse werden wieder Rekorde gebrochen. Schon in diesem Quartal wird die US-Wirtschaft die Verluste der Corona-Krise wettgemacht haben.

Wie die Schweiz von Amerika profitiert

Vom amerikanischen Wirtschaftsaufschwung profitiert auch die Schweiz. Die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich erwartet, dass das Schweizer Bruttoinlandprodukt schon im dritten Quartal 2021 wieder so gross sein wird wie vor Krisenbeginn. Dann wäre die Schweizer Wirtschaft gleich schnell aus der Corona-Krise gekommen wie aus der Finanzkrise.

Laut der Credit Suisse kann sich Bern bei Washington für dieses kleine Wunder bedanken. Der Schweizer Industriestandort profitiere vom guten Konjunkturgang in den USA, teilte die Grossbank unlängst mit.

Trump sagte eine Depression voraus

Joe Biden hat sich übrigens bei Donald Trump für dessen Vorarbeit nie öffentlich bedankt. Ob es damit zu tun hat, dass Trump über all die Jahre auch kein Wort der Anerkennung für Barack Obama und seinen Vize Biden übrig hatte? Immerhin hatte das Duo die USA aus der Finanzkrise von 2008 geführt und Trump eine solide Wirtschaft hinterlassen.

Oder liegt es daran, dass Trump im Wahlkampf dem US-Volk eine jahrelange Depression vorhersagte, sollte Biden Präsident werden? Dass jetzt das Gegenteil eingetreten ist, ist ironischerweise auch Trumps Verdienst.


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