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Arbeitsinspektoren packen aus
So befolgen Schweizer Firmen die Homeoffice-Pflicht

Seit einer Woche gilt die schweizweite Homeoffice-Pflicht. Die Arbeitsinspektionen beraten und kontrollieren die Unternehmen. Noch längst läuft nicht alles rund.
Publiziert: 23.01.2021 um 01:09 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2021 um 22:27 Uhr
Aline Leutwiler

Seit Anfang Woche befindet sich ein Grossteil der Schweiz wieder im Homeoffice. Der Bundesrat machte das Arbeiten von zu Hause aus überall dort zur Pflicht, wo es «verhältnismässig umsetzbar» ist. Damit will er vor allem die Verbreitung der Mutanten-Viren verhindern.

Die Homeoffice-Pflicht wirft viele Fragen auf. Tag für Tag gehen zahlreiche Hinweise oder Beschwerden zu Firmen ein, die sich offenbar nicht daran halten. Die kantonalen Arbeitsinspektionen haben entsprechend viel zu tun. Sie gehen den Hinweisen nach. Und nehmen Kontrollen vor. Unangekündigt. Sieben Arbeitsinspektoren sind allein im Kanton Luzern unterwegs.

«Die Hinweise haben sich seit Anfang Woche verdoppelt. Wir haben 50 Meldungen erhalten», sagt Martin Bucherer, Leiter des Luzerner Amtes für Wirtschaft, Arbeit und Soziales zu BLICK. «Beim ersten Lockdown ging keine einzige Meldung ein.»

Eine wichtige Corona-Massnahme ist die Homeoffice-Pflicht.
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Mehr Fragen als Antworten

In den meisten Kantonen laufen die Drähte heiss. «Wir haben Hinweise, auch direkt von Mitarbeitern, bekommen. Zudem zwei Dutzend telefonische Anfragen betreffend Umsetzung mit präventiver Wirkung», sagt Bernhard Neidhart, Leiter des Amtes für Wirtschaft und Arbeit im Kanton Zug.

Ähnlich tönt es aus St. Gallen. In Basel traf eine Handvoll Hinweise ein. Diese kommen aus allen Branchen. «Wir stellen eine leichte Häufung in den Bereichen Personalverleih, Treuhand und Immobilienverwaltungen fest», so der Luzerner Martin Bucherer.

Kontrollen haben begonnen

Solothurn reagierte sofort auf die vielen Hinweise: «Fünf Betriebe klären wir derzeit genauer ab.» In Schaffhausen gab es bei 20 Firmen einen Besuch von Kontrolleuren. In Zürich waren es deren 79 und im Kanton Baselland sieben. Neun unangekündigte Kontrollen fanden in Luzern statt.

Doch gab es längst nicht in allen Kantonen Kontrollen. «Es sind bei uns keine Hinweise auf Verletzung der Homeoffice-Pflicht eingegangen. Gleichzeitig haben wir keinen Betrieb aktiv kontrolliert. Wir behalten uns aber vor, Stichproben durchzuführen», heisst es etwa im Kanton Obwalden. «Die Kontrollen finden im täglichen Rahmen der Überprüfung statt. Gut möglich, dass in den nächsten Wochen ein Schwerpunkt auf Homeoffice gelegt wird», sagt eine Sprecherin aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden.

Was ist verhältnismässig?

Doch wann ist Homeoffice überhaupt verhältnismässig? «Das ist eine schwierige Angrenzung», sagt der Sprecher vom Landammannamt in Uri. Das bestätigen auch die Verantwortlichen in Zug: «Da braucht es sehr viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Gleichzeitig pochen wir bei begründeter, eingeschränkter Umsetzung der Homeoffice-Pflicht auf ein Schutzkonzept.»

Jeder Betrieb müsse einzeln betrachtet und beurteilt werden. «In jedem Betrieb müssen individuelle Voraussetzungen als Massstab genommen werden», heisst es auch aus dem Kanton Nidwalden. Das Gespräch mit den Arbeitgebern sei deshalb umso wichtiger.

Kanton Zürich hinkt hinterher

Die meisten Kantone melden keine Verletzungen der Homeoffice-Pflicht. So etwa der wirtschaftsstarke Kanton Zürich. «Die Umsetzung in den Betrieben, welche der Pflicht noch nachzukommen haben, ist im Gang. Oft ist aber noch technische Aufrüstung nötig, was noch nicht immer möglich war», so die ziemlich sperrige Antwort aus den Büros des Zürcher Amtes für Wirtschaft und Arbeit.

In Solothurn wurden sechs kleinere Mängel festgestellt. Der Kanton forderte die Firmen zur Behebung dieser Mängel auf. Bei einer der neun Kontrollen in Luzern mussten die Behörden Massnahmen anordnen.

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