Arbeiter haben 200 Autoschlüssel geklaut
Jetzt sucht Audi einen Käufer für Protest-Fabrik in Brüssel

Die 3000 Angestellten haben heftig gegen die Schliessung ihrer Fabrik protestiert. Auch mit illegalen Mitteln. Nun zieht Audi die Reissleine. Und schliesst das kleine, aufmüpfige belgische Werk. Künftig will der Autohersteller in Mexiko produzieren.
Publiziert: 17.09.2024 um 19:49 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2024 um 10:03 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Audi-Werk in Brüssel vor Schliessung, Mitarbeiter protestieren
  • Schlüssel von 200 Luxusautos geklaut, Fahrzeuge blockiert
  • Rund 3000 Mitarbeiter betroffen, hohe Produktionskosten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Sie haben alles gegeben, die 3000 Angestellten des Audi-Werkes in Brüssel. Sie haben für ihre Jobs gekämpft. Auch mit illegalen Mitteln. So haben sie zum Beispiel die Schlüssel von 200 Luxusautos geklaut und die Fahrzeuge so blockiert. Audi hat die Szene gefilmt und mit einer Anzeige gedroht. Gestern Montag sind die Arbeiter nach Wochen des Protestes gegen die drohende Fabrikschliessung wieder zur Arbeit erschienen.

Wohl nicht mehr für lange. Denn die Aussichten für das Audi-Werk in Brüssel sind düster. Weder ein neues Automodell noch eine andere Verwendung im Konzern erscheinen wirtschaftlich tragbar. Audi-Produktionschef Gerd Walker (53) sagt: «Jetzt konzentrieren wir uns mit vollem Fokus auf die gemeinsame Arbeitsgruppe und die Suche nach potenziellen Investoren.» Die Nachfrage nach dem seit 2018 dort produzierten Elektro-SUV Q8 e-tron sinkt, der Mutterkonzern Volkswagen will im Brüsseler Werk kein anderes Modell als Nachfolger auflegen.

«20 alternative Geschäftsmodelle analysiert»

Und es gebe derzeit auch keine wirtschaftlich tragbare Alternativverwendung im Volkswagen-Konzern für den Standort, teilte das Unternehmen mit. Audi habe viele Optionen geprüft, «mehr als 20 alternative Geschäftsmodelle analysiert und sie mit den Sozialpartnern im Rahmen des Informations- und Konsultationsprozesses transparent erörtert», sagt Walker. «Leider stellte sich bisher keines als wirtschaftlich und nachhaltig heraus.»

Die 3000 Arbeiter haben wochenlang für ihren Standort gekämpft.
Foto: imago/Belga
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Audi hatte im Juli mitgeteilt, dass die Einstellung des Betriebs in Brüssel nicht ausgeschlossen werden könne. In Belgien sind vor gravierenden Änderungen an einem Standort aber ausführliche Beratungen des Unternehmens mit Betriebsräten und Gewerkschaften gesetzlich vorgeschrieben. Anfang Oktober soll der ausserordentliche Unternehmensrat erneut tagen.

Die Kosten sind zu hoch

An dem Standort waren zuletzt rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt. Die kleine Fabrik hat relativ hohe Produktionskosten und fertigt nur ein einziges Modell.

Die Lage zwischen einem Wohngebiet, Bahngleisen und Autobahn macht Erweiterungen schwierig. Die Logistikkosten sind laut Audi deutlich höher als an anderen Standorten, weil nur wenige Zulieferer vor Ort seien. Der Nachfolger des Q8 e-tron wird nach aktuellem Stand künftig in Mexiko gebaut.

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