Altenrhein SG nach Friedrichshafen in 8 Minuten
So wars auf dem kürzesten internationalen Linienflug der Welt

20,5 Kilometer in nur acht Minuten: People's Viennaline bietet ab heute zwei Mal täglich den kürzesten internationalen Linienflug der Welt an. BLICK flog bereits mit.
Publiziert: 02.11.2016 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:42 Uhr
Konrad Staehelin

Für 20,5 Kilometer über den Bodensee in den Flieger steigen. Das klingt so, als wolle einer zwischen zwei Tramstationen den Schnellzug nehmen. Völlig undenkbar also? Denkste!

Kölsch und Biberli aus der Bordküche der Embraer-Maschine von Altenrhein SG nach Köln (D).
Foto: Konrad Staehelin

Heute Morgen um 6.45 Uhr hob die erste Embraer-Maschine von Altenrhein SG Richtung Friedrichshafen ab. BLICK flog mit und stoppte die Zeit. «Knapp sechs Minuten beträgt die Zeit vom Aufheulen der Motoren in Altenrhein bis zum Abbremsen in Friedrichshafen», stellt der Redaktor fest.

Selfie von BLICK-Redaktor Konrad Staehelin im Flugzeug der People's Viennaline nach Friedrichshafen.
Foto: Konrad Staehelin

Gemäss Firmenangaben benötigt der Jet der österreichischen Gesellschaft People's Viennaline acht Minuten für den neu kürzesten internationalen Linienflug der Welt. 

Anspruchsvoll für Piloten

Der Start in Altenrhein erfolgt in Richtung Westen. Kaum in der Luft, dreht der Pilot nach rechts ab. Links am Horizont blinken die Lichter von St. Gallen. 1000 Meter über dem Bodensee geht der Flieger in die Horizontale, und schon gehts wieder runter. Natürlich reicht die Zeit nicht zum Getränkeausschank. In Friedrichshafen warten gut zehn Planespotter auf der Flughafenterrasse auf die Maschine und schiessen Erinnerungsfotos.

An Bord auf dem Jungfernflug: Chef der People's Viennaline ist der Ostschweizer Daniel Steffen (52).
Foto: Konrad Staehelin

Doch in der deutschen Stadt am Bodensee ist nicht Endstation. Schon nach wenigen Minuten am Boden gehts weiter. Eine Stunde dauert der Flug dann bis nach Köln/Bonn.

Aus der Bordküche: Birchermüesli zum Zmorge.
Foto: Konrad Staehelin

Zwei Mal täglich hin und zurück

Die Airline fliegt die Route seit heute zwei Mal täglich hin und zurück. Zwischen Köln und Friedrichshafen bleibt Zeit für den Bordservice: Der Ostschweizer Daniel Steffen (52), Chef von People's Viennaline, setzt auf lokale Spezialitäten. Auf dem Jungfernflug gabs für die Fluggäste Gipfeli und Birchermüesli zum Zmorge. Auf den Abendflügen werden jetzt im Herbst heissi Marroni angeboten.

Der Zwischenstopp in Friedrichshafen ist im Angebot, um weitere Passagiere mit auf den Flug zu nehmen. «Dass man dadurch gleich auf der anderen Seite des Bodensees wieder aussteigen kann, ist ein schöner Nebeneffekt», sagt Steffen zu BLICK.

People's Viennaline ist eigentlich eine österreichische Fluggesellschaft mit Sitz in Wien. Ihre Basis hat sie aber auf dem Schweizer Flughafen Altenrhein im St. Galler Rheintal, wo Airline-Boss Steffen auch Flughafenchef ist.

Kurz-Flug gibts ab 50 Franken

Aus der Schweiz ist das Billett nach Köln ab 109 Franken zu haben, jenes nach Friedrichshafen ab 50 Franken. Doch ist überhaupt Nachfrage für die Verbindung Altenrhein–Friedrichshafen vorhanden?

Martin Grabher (31) aus dem österreichischen Bregenz wollte den Erstflug auf keinen Fall verpassen.
Foto: Konrad Staehelin

Zum Jungfernflug sind 48 Personen in der Embraer-Maschine, die 75 Passagieren Sitzplätze bietet. Auf dem Erstflug waren vor allem internationale Journalisten mit an Bord – aber nicht nur. In Friedrichshafen steigt eine Handvoll Passagiere aus, die in Altenrhein an Bord gingen.

Frederick Albrecht (46) sagt, dass er als Flugzeugfan auf jeden Fall dabei sein musste.
Foto: Konrad Staehelin

Frederick Albrecht (46) zum Beispiel. Er ist aus Kloten angereist: «Dieses Erlebnis durfte ich mir als Luftfahrtfan nicht entgehen lassen.» Martin Grabher (31) aus dem österreichischen Bregenz sagt: «Ich bin aus Spass hier. Ich wollte so etwas mal miterleben. Normalerweise würde ich einen solchen Flug aber nie buchen.»

Die Kurz-Fluglinie ist umstritten, da bei Start und Steigflug einer Maschine überproportional viel Treibstoff verbraucht wird. Hinzu kommt der Lärm bei Start und Landung. Im September war die Fluglinie in einem Vorstoss aus dem St. Galler Kantonsrat kritisiert worden.

Das ist offenbar kein Problem für Flughafen- und People's-Viennaline-Chef Steffen. Und was die Kunden betrifft setzt er vor allem auf Geschäftsreisende, die aus der Ostschweiz in Richtung Köln unterwegs sind. 

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