Aber in Zug und Luzern ist das Angebot dünn
Plötzlich gibts in Zürich bezahlbare Wohnungen

Der Leerstand auf dem Land steigt, der Platz in den Städten aber wird knapp. Vor allem bezahlbare Wohnungen sind gefragt. Ein Schweiz-Vergleich zeigt: Vor allem in Zürich ist die Situation besser. Nachholbedarf herrscht in Zug, Genf oder Lausanne.
Publiziert: 27.10.2018 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2018 um 11:21 Uhr
Maren Meyer

Der Leerstand steigt, die Mieten sinken – zumindest in den ländlichen Regionen. Doch in den Städten ist bezahlbarer Wohnraum rar wie eh und je. Das Thema erhitzt die Gemüter. Denn Mieterhaushalte müssen oft tief in die Tasche greifen: Laut einer Untersuchung von Wüest Partner geben sie im Schnitt 18,9 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aus.

Vor allem Einpersonenhaushalte sind gestraft. Seit den 70er-Jahren haben sie sich mehr als verdreifacht. «Kleinwohnungen sind für die Bewohnerinnen und Bewohner im Verhältnis zu ihren Einkommen überdurchschnittlich teuer, wenn Einzelpersonen die Mietkosten alleine tragen müssen», sagt Patrick Schnorf, Partner bei Wüest Partner.

Zürich hat mehr bezahlbare Wohnungen

Mit rund 170'000 Wohnungen spielen gemeinnützige Wohnbauträger wie Genossenschaften eine wesentliche Rolle für bezahlbares Wohnen – 4 Prozent aller Wohnungen in der Schweiz fallen in diese Kategorie. Am stärksten sind sie in den Kantonen Basel, Zürich, Luzern, Bern und Genf vertreten.

Bezahlbaren Wohnraum, wie bei der Familienheim-Genossenschaft (FGZ), gibt es in Zürich immer mehr. Das zeigt die Untersuchung von Wüest Partner.
Foto: Familienheim Genossenschaft Zürich FGZ
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Besonders Zürich hat sich in den letzten Jahren gemacht: Insgesamt weist die Stadt einen Anteil von 25 Prozent an gemeinnützigen Wohnungen aus – die sind 10 bis 20 Prozent günstiger als reguläre Wohnungen. Aktuell steht die Bebauung zweier städtischer Areale zur Debatte: Hardturm und das Neugasse-Areal. Beide fordern eine Bebauung für gemeinnützige Wohnungen.

Die Städte Winterthur und Luzern liegen im Mittelfeld. Doch vor allem in Genf, Zug oder Lausanne mangelt es noch an bezahlbarem Wohnraum. Auch die Kantone Wallis und Tessin hinken hinterher. «Unsere Untersuchungen zeigen, dass die meisten politischen Vorstösse in der Deutschschweiz gemacht werden und deutlich weniger in der Romandie», sagt Stefan Brüesch von Iazi. Die Immobilienberatungsfirma erhebt quartalsweise Initiativen und Vorstösse auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene zum Mietmarkt. Die aktuelle Untersuchung zwischen 14 Städten und neun Kantonen zeigt: Von insgesamt 115 Vorstössen kamen nur drei aus dem Tessin, 30 aus der Romandie und 82 aus der Deutschschweiz.

Alle wollen in die Städte

Auf Gemeinde- und Kantonsebene ist einiges in Bewegung. Ein aktuelles Beispiel ist Basel-Stadt. Dort wurden im Sommer gleich vier Initiativen zu bezahlbarem Wohnraum und Mieterschutz angenommen. «Urbanes Wohnen erlebt eine Renaissance – besonders Basel wie wohl kaum eine andere Stadt», sagt Lukas Ott, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt. In den letzten zehn Jahren zählten sie über 10'000 Zuzüger. 85 Prozent der Einwohner sind Mieter. Der bezahlbare Wohnraum geriet zusehends unter Druck.

Die Initiative «Recht auf Wohnen» verankert das Recht aller in Basel-Stadt ansässigen Personen auf bezahlbaren Wohnraum in der Verfassung. Jetzt ist es an der Stadt, Lösungen zu finden. Und sie hat Glück: Im Zentrum werden in den kommenden Jahren rund 110 Hektar Land frei. Hier sollen bis 2035 um die 20'000 Einwohner untergebracht werden. «Mindestens 30 Prozent der entstehenden Wohnfläche soll kostengünstig sein», erklärt Ott.

Wo noch Nachholbedarf herrscht

Im Schweizvergleich hinkt Zug beim ausgewiesenen gemeinnützigen Wohnen hinterher. Stadtrat Karl Kobelt hält dagegen: «Neben den 300 kostengünstigen Wohnungen bieten Genossenschaften und Korporationen bezahlbaren Wohnraum.» Zudem gebe es ausgewiesene Bauzonen, auf denen teilweise bezahlbarer Wohnraum entstehen werde. «Die Situation bessert sich, aber die Nachfrage bleibt nach wie vor hoch», sagt er.

Auch Genf hat Nachholbedarf. Eine aktuelle Initiative will ausgewiesene Entwicklungszonen zu 80 Prozent für den Wohnungsbau nutzen. 30 Prozent der entstehenden Liegenschaften sollen speziell für gemeinnütziges und bezahlbares Wohnen bereitstehen.

Auf Bundesebene steht in den kommenden Jahren die Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» an. Sie will den Anteil gemeinnütziger Wohnungen weiter erhöhen. Konkret müssten bei Neubauten dann 10 Prozent der Liegenschaft so genutzt werden.

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