«Die Leute wollen draussen was erleben»
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Inhaber Grischconsulta:«Die Leute wollen draussen was erleben»

Abenteuer-Spass in den Schweizer Bergen
Diese Ösis bauen unsere Erlebnisparks

Für die einen ist es wie Disneyland in den Alpen. Für die Tourismusdestinationen sind Erlebnispfade und -parks zwingend, um Gäste anzulocken. Der grösste Erlebnis-Schaffer der Alpen kommt aus Österreich und will nun die Schweizer überzeugen.
Publiziert: 06.07.2020 um 22:55 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2020 um 16:04 Uhr
Claudia Gnehm

Das haben sie den Österreichern abgeschaut: Landauf, landab stampfen Schweizer Sommerferienorte und Bergbahnen Erlebniswelten aus dem Boden. So setzt sich etwa die Appenzeller Luftseilbahn Jakobsbad-Kronberg AG diesen Sommer mit einem Erlebnispark samt Kletterkrone, Riesensandkiste und Wasserpark in Szene. Auch eine Geschichte über einen Himmelsprinz, der einer Kräuterfee eine riesige magische Krone schenkt, gehört zur Inszenierung am Familienberg.

Beauftragt mit dem Projekt ist die österreichische Firma Pronatour – nach eigenen Angaben der marktführende Generalanbieter für Erlebnisinszenierungen in Europa. Zahlreiche weitere Schweizer Erlebniswelten entstanden auf dem Reissbrett von Pronatour: Etwa der «Thrill Walk» und der «007 Walk of Fame» am Schilthorn BE, der «Murmeltier-Märchenweg» in Samnaun GR oder das «Mooraculum» in Sörenberg LU.

Die Schweiz hinkt hinterher

«Die Schweizer Bergbahnen haben erkannt: Wer im härter werdenden Wettbewerb um den Sommergast herausragen will, der braucht eine klare Positionierung mit einer ganz eigenen Story und dazu passende Erlebnisangebote», sagt Pronatour-Geschäftsführer Christian Lang (48).

Action auf dem Berg: Die österreichische Pronatour hat unter anderem den «Thrill Walk» am Schilthorn geplant und gebaut.
Foto: David Birri
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Die Tourismusdestinationen in Österreich setzten schon länger auf diesen Trend. «Die Schweiz hinkt vielleicht etwas hinterher, aber auch hier entwickelt sich der Bergsommer ganz stark in Richtung besondere Erlebnisse schaffen», führt Lang aus. Die Schweizer Destinationen hätten es sich lange leisten können, nicht oder wenig in die Tourismusinfrastruktur zu investieren.

Heute wandelten sie sich zu kompletten Erlebnisanbietern mit Attraktionen am Berg, Gastronomie und Merchandising. «In diesem Sinne, sind solche Erlebniswelten bereits ein Must», sagt Lang.

Nervenkitzel, aber keine zu grossen Risiken

«Es ist ein Trend, dass Destinationen Erlebnisangebote gestalten, die das Grundangebot wie Wandern, Schwimmen und Biken ergänzen», beobachtet Roland Zegg (64) von Grischconsulta aus Maienfeld GR. Die Firma berät und begleitet Bergbahn- und Tourismusunternehmen und ganze Destinationen in den Alpen. Im Gegensatz zu Österreich, wo man sich etwas einfallen lassen müsse, seien die bekannten Schweizer Ausflugsberge bisher per se ein Magnet gewesen.

Doch inzwischen würden Outdoorerlebnisse in einem organisierten Rahmen erwartet, inklusive Vorkehrungen, welche die Sicherheit der Gäste gewährleisten. «Ein Abenteuer- und Sporterlebnis mit ein wenig oder mit mehr Nervenkitzel in freier Natur, bei dem ich aber den Ausgang des Abenteuers kenne und mich sicher fühlen kann», so beschreibt es Zegg.

Mehr Kritik an Inszenierung

Kleiner als Pronatour, aber auch dick im Erlebnisgeschäft ist die Luzerner Firma Erlebnisplan. Sie entwickelte unter anderen das «Bärenland Arosa», die «Murmelibahn Scharmoin» auf der Lenzerheide GR, den «Öpfelchüechliweg» und den «Royal Walk» auf dem Männlichen sowie den «Heidipfad» am Pizol. Offenbar lohnen sich die Investitionen. Die Pizolbahnen konnten die Besucherfrequenzen um 15 Prozent steigern, dadurch die Tarife erhöhen und den Umsatz um 40 Prozent steigern.

Dass die «Disneylandisierung» der Alpen auch Kritiker auf den Plan ruft, dessen ist sich Erlebnisplan-Stratege und Entwickler Matthias Imdorf (51) bewusst. Wenn eine nachhaltige Umsetzung nicht möglich sei, dann habe seine Firma Einladungen zu prestigeträchtigen Projekten auch schon abgelehnt, sagt er.

Allerdings wendet er ein: Was Kulturkritiker Kommerzialisierung nennten, sei für Gäste ein neues Besuchsargument. Touristische Unternehmen wiederum sähen in den Erlebniswelten Entwicklungspotenziale als Ergänzung zum zusehend schwierigen Wintergeschäft. Für Behörden und Politiker schliesslich ist es eine Unterstützung der Regionalwirtschaft in oft strukturschwachen Regionen.

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