A Small World floppt in der Börsenwelt
Reichen-Netzwerk macht Aktionäre arm

Zum Börsenstart von A Small World im März war Unternehmer Patrick Liotard-Vogt in bester Feierlaune. Diese dürfte ihm in der Zwischenzeit vergangen sein. Die Aktie ist aktuell deutlich weniger als ihren Ausgabepreis wert.
Publiziert: 07.07.2018 um 13:54 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:00 Uhr
Julia Fritsche

Wer zum exklusiven Netzwerk von Patrick Liotard-Vogt (34), ein Erbe des früheren Nestlé-CEO, Zutritt hat, steht auf der Sonnenseite des Lebens. Davon zeugen Partybilder mutmasslich erfolgreicher junger und schöner Menschen in der Blüte ihres Daseins, die A Small World (ASW) regelmässig ins Internet stellt.

Wer nicht zum illustren ASW-Kreis gehört, aber sich zum Kauf von ASW-Aktien hinreissen liess, für den gilt das nicht unbedingt: statt Sonnenschein herrscht graue Tristesse.

Seit März können auch Normalsterbliche ins sogenannte «Facebook für Reiche» investieren. Während die Facebook-Aktie in den letzten drei Monaten stetig zugelegt hat, ging es für ASWN – so das Aktiensymbol für A Small World – an der Schweizer Börse abwärts.

Bei Börsengang an der SIX im März hat Asmallworld-Besitzer Patrick Liotard-Vogt (l.) noch gut lachen.
Foto: David Biedert
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Aktie kostet weniger als sechs Franken

Aktuell liegt der Kurs noch gerade mal bei 5.82 Franken, nur wenig mehr als die Hälfte vom Startpreis von 9.75 Franken. Noch deutlicher der Unterschied zum Höchstpreis von 22.45 Franken Ende April. 

Grund für den Taucher der Glamour-Aktie: Vorwürfe der deutschen Börsenaufsicht Bafin. Diese hatte die Aktie sogar zeitweise vom Handel in Frankfurt ausgesetzt. Börsenbrief-Schreiber, so der Vorwurf, würden die Titel aggressiv anpreisen und versuchen so den Kurs in die Höhe zu treiben.

Die Massnahme habe Kleinaktionäre verunsichert, die seitdem vermehrt verkauft hätten, versucht ASW-CEO Jan Luescher (37) den Absturz zu begründen. «Wir möchten betonen, dass dieser Vorfall nichts mit dem tatsächlichen Geschäftsverlauf der ASM zu tun hat.» Der Kurs werde sich wieder stabilisieren, da sei man zuversichtlich.

Eine fragwürdige Kaufempfehlung

Insgeheim hoffte der CEO wohl auch, dass sich Investoren auf den Analystenbericht der Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser von Ende Juni verlassen. Die Empfehlung des Analysten: Kaufen. Das Kursziel: zwölf Franken – falls eine angestrebte Übernahme Tatsache wird, sogar 20 Franken.

Nur, die gleiche Privatbank begleitete Ende Mai die Platzierung von 725'000 neuen Aktien, mit der A Small World einen Erlös von über acht Millionen Franken erzielte. Damit ist die Kaufempfehlung zumindest fragwürdig. «Wir sehen da keinen Interessenskonflikt», kontert Luescher. Der Bericht von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers sei einige Zeit nach der Kapitalerhöhung erschienen. Zudem arbeite die Studienabteilung unabhängig vom Private Banking.

Tatsache bleibt, grosse Schweizer Banken wie UBS und Credit Suisse setzen keine Analysten auf den neuen Börsentitel ab. Kein Interesse.

Übernahme in Aussicht

Auch die Aktienplatzierung selbst wirft Fragen auf. Denn zum Börsengang gab das Unternehmen noch bekannt, kein neues Kapital zu benötigen. Es ginge dabei um mehr Handlungsspielraum und eine grössere Bekanntheit. Nur kurz später wird doch Geld benötigt. Hintergrund ist der angestrebte Kauf einer Firma im Luxus-Reisebereich.

Momentan laufe die Risikoprüfung, mit der Übernahme seien sie im Zeitplan, so der CEO zu BLICK.

Der Markt allerdings scheint nicht so recht an die exklusive Zukunft von ASW zu glauben, das Liotard-Vogt im Alter von 25 Jahren, also vor fast zehn Jahren, dem US-Filmproduzenten Harvey Weinstein abgekauft hat. Und im letzten Jahr einen Verlust von 2,5 Millionen Franken einfuhr.

Profitabel will ASW bis 2021 sein. Dann soll die Zahl der zahlenden Mitglieder von heute knapp 30'000 auf über 100'000 angestiegen sein. Das sind hohe Erwartungen, auf deren Erfüllung Anleger derzeit keine Wette abschliessen wollen. Und so dümpelt der Kurs weiter weit unter seinem Ausgabewert herum.

* Eine frühere Version gab den Startpreis fälschlicherweise mit 12.40 Franken statt 9.75 Franken da. Dabei handelte es sich aber um den Schlusskurs des ersten Handelstag. Für das Versehen entschuldigen wir uns.

Reichen-Facebook geht steil

Die Börsenglocke am ersten Handelstag läutet, kurze Zeit später geht der Aktienkurs steil nach oben. Davon träumen viele Börsenneulinge. Für Hauptaktionär Patrick Liotard-Vogt (33) vom Facebook für Reiche «Asmallworld» – Börsenkürzel ASWN – ging dieser Traum gestern in Erfüllung. 9.75 Franken betrug der Anfangspreis, kurz nach Öffnung der Schweizer Börse SIX kletterte die Aktie um 27 Prozent auf 12.40 Franken. Das ausgegebene Aktienkapital umfasst 8'137'153 Namenaktien. Basierend auf diesem Kurs entspricht dies einer Börsenkapitalisierung von rund 101 Millionen Franken – allerdings ein Mini-Wert im Vergleich mit anderen Börsenfirmen. «Trotzdem sind wir auch was für Kleinanleger, die sich diversifizieren wollen», sagt Liotard-Vogt zu BLICK. Rund 40 Prozent der Titel seien für andere offen. Doch der Börsengang hat einen anderen Zweck: mehr Aufmerksamkeit. CEO Jan Luescher (28): «Der Börsengang ermöglicht die Vermarktung bei Investoren und erleichtert den Zugang zu Kapital.» Das hat fürs Erste geklappt: Die Aktie schloss bei 14.60 Franken (plus 50 Prozent). Ulrich Rotzinger

Die Börsenglocke am ersten Handelstag läutet, kurze Zeit später geht der Aktienkurs steil nach oben. Davon träumen viele Börsenneulinge. Für Hauptaktionär Patrick Liotard-Vogt (33) vom Facebook für Reiche «Asmallworld» – Börsenkürzel ASWN – ging dieser Traum gestern in Erfüllung. 9.75 Franken betrug der Anfangspreis, kurz nach Öffnung der Schweizer Börse SIX kletterte die Aktie um 27 Prozent auf 12.40 Franken. Das ausgegebene Aktienkapital umfasst 8'137'153 Namenaktien. Basierend auf diesem Kurs entspricht dies einer Börsenkapitalisierung von rund 101 Millionen Franken – allerdings ein Mini-Wert im Vergleich mit anderen Börsenfirmen. «Trotzdem sind wir auch was für Kleinanleger, die sich diversifizieren wollen», sagt Liotard-Vogt zu BLICK. Rund 40 Prozent der Titel seien für andere offen. Doch der Börsengang hat einen anderen Zweck: mehr Aufmerksamkeit. CEO Jan Luescher (28): «Der Börsengang ermöglicht die Vermarktung bei Investoren und erleichtert den Zugang zu Kapital.» Das hat fürs Erste geklappt: Die Aktie schloss bei 14.60 Franken (plus 50 Prozent). Ulrich Rotzinger

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