UPC hat laut Weko Eishockeyrechte missbraucht
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30 Mio Franken Weko-Busse:UPC hat Eishockeyrechte missbraucht

Neues Sport-Angebot von Swisscom und UPC – die Beyeler-Analyse:
«Fussball-Fans zahlen nun das Doppelte!»

Nach einer Busse der Wettbewerbskommission haben die Kunden von Swisscom und UPC je gegenseitig Zugriff auf die Fussball- und Eishockeyspiele. Je nach Angebot muss man dabei aber tiefer in die Tasche greifen, urteilt Telecom-Analyst Ralf Beyeler.
Publiziert: 20.10.2020 um 07:35 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2020 um 08:16 Uhr

Happige Klatsche für die Telekom-Anbieterin. Die Wettbewerbskommission (Weko) büsst UPC mit rund 30 Millionen Franken. «Sie verweigerte Swisscom jahrelang die Übertragung von Live-Eishockey», schreibt die Weko. Bis Sommer 2020 sogar jegliches Angebot für eine Ausstrahlung. Diese Verweigerung sei kartellrechtlich unzulässig.

UPC erwarb von 2017 bis 2022 die Exklusivrechte für die Übertragung von Spielen der Schweizer Eishockeymeisterschaft. Folglich ist sie bei der Live-Übertragung von Eishockeyspielen im Pay-TV marktbeherrschend.

Zum Weko-Entscheid heisst es bei UPC, dass man diesen beim Bundesverwaltungsgericht anfechten werde.

Marktmachtmissbrauch kostet UPC 30 Millionen Franken.
Foto: Keystone
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Beyeler-Analyse: «Doppelter Preis für internationale Spiele»

Heute haben Swisscom und UPC ihr neues gemeinsames Sport-TV-Angbeot bekannt gegeben. Ralf Beyeler, Telecom-Experte von moneyland.ch, hat das Angebot analysiert.

«Es ist sehr gut, dass nun endlich Swisscom-Kunden auch die Eishockey-Spiele auf MySports verfolgen können und umgekehrt UPC-Kunden sehr viele Fussballspiele auf Blue (Teleclub)», urteilt Beyeler. Allerdings gebe es aus Konsumentensicht auch einige schlechte Entwicklungen. Die wichtigsten Punkte:

Erstens: Massive Preiserhöhungen bei den Fussball-Spielen von Blue (Teleclub). Bisher kosteten die nationalen Fussballspiele (wie Raiffeisen Super League) 5 Franken, neu sind es 7.90 Franken. Eine Preiserhöhung um 58%. Die meisten internationalen Spiele (mit Ausnahme der TIM Serie A, UEFA Champions League, UEFA Europe League) kosteten bisher 5 Franken, neu sind es mit 9.90 Franken fast doppelt soviel.

Zweitens: Kunden von Swisscom können immer noch keine einzelnen Spiele oder zumindest den Tagespass kaufen. Hier sind die Kunden von Swisscom gegenüber den Kunden von UPC benachteiligt. Denn Kunden von UPC und weiteren Kabelnetz-Betreibern wie Quickline können einzelne Tagespässe kaufen. Es darf bezweifelt werden, dass es sehr viele Swisscom-Kunden gibt, die 300 Franken im Jahr dafür bezahlen, um einige Eishockey-Spiele am TV verfolgen zu können.

Drittens: Die Kunden binden sich sehr lange an die Pakete. Die Monats-Abos von blue haben eine Mindestlaufzeit von 6 Monate und eine Kündigungsfrist von 3 Monaten. Das MySports-Abo hat eine Mindestlaufzeit von 12 Monat und eine Kündigungsfrist von 3 Monaten.

Viertens:
Sportfans müssen tief in die Tasche greifen: Ganze 658.80 Franken pro Jahr kosten die Sport-Abos von blue und MySports zusammen.

Ralf Beyeler, Telecom-Experte.

Heute haben Swisscom und UPC ihr neues gemeinsames Sport-TV-Angbeot bekannt gegeben. Ralf Beyeler, Telecom-Experte von moneyland.ch, hat das Angebot analysiert.

«Es ist sehr gut, dass nun endlich Swisscom-Kunden auch die Eishockey-Spiele auf MySports verfolgen können und umgekehrt UPC-Kunden sehr viele Fussballspiele auf Blue (Teleclub)», urteilt Beyeler. Allerdings gebe es aus Konsumentensicht auch einige schlechte Entwicklungen. Die wichtigsten Punkte:

Erstens: Massive Preiserhöhungen bei den Fussball-Spielen von Blue (Teleclub). Bisher kosteten die nationalen Fussballspiele (wie Raiffeisen Super League) 5 Franken, neu sind es 7.90 Franken. Eine Preiserhöhung um 58%. Die meisten internationalen Spiele (mit Ausnahme der TIM Serie A, UEFA Champions League, UEFA Europe League) kosteten bisher 5 Franken, neu sind es mit 9.90 Franken fast doppelt soviel.

Zweitens: Kunden von Swisscom können immer noch keine einzelnen Spiele oder zumindest den Tagespass kaufen. Hier sind die Kunden von Swisscom gegenüber den Kunden von UPC benachteiligt. Denn Kunden von UPC und weiteren Kabelnetz-Betreibern wie Quickline können einzelne Tagespässe kaufen. Es darf bezweifelt werden, dass es sehr viele Swisscom-Kunden gibt, die 300 Franken im Jahr dafür bezahlen, um einige Eishockey-Spiele am TV verfolgen zu können.

Drittens: Die Kunden binden sich sehr lange an die Pakete. Die Monats-Abos von blue haben eine Mindestlaufzeit von 6 Monate und eine Kündigungsfrist von 3 Monaten. Das MySports-Abo hat eine Mindestlaufzeit von 12 Monat und eine Kündigungsfrist von 3 Monaten.

Viertens:
Sportfans müssen tief in die Tasche greifen: Ganze 658.80 Franken pro Jahr kosten die Sport-Abos von blue und MySports zusammen.

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Fans guckten lange in die Röhre

Davor hatte die Swisscom jahrelang in der Übertragung von Sportspielen dominiert. Dann stieg UPC mit MySports in das Geschäft ein. In die Röhre guckten ab der Saison 2017 vor allem die Fans: Sie mussten sowohl Teleclub als auch MySports abonnieren, wenn sie Zugriff auf die volle Ladung Sport haben wollten.

Inzwischen haben sich UPC und Swisscom darauf geeinigt, sich gegenseitig ihre Sportinhalte zugänglich zu machen. Über drei Millionen Abonnenten profitieren demnach von der Lösung. 1,8 Millionen seien es auf Seiten von UPC. 1,6 Millionen bei der Swisscom, hiess es vor ein paar Monaten.

Die Sportsender des jeweiligen Konkurrenten werden auf dem eigenen Netz aufgeschaltet. Das heisst: Die Mysports-Inhalte sind künftig bei Swisscom TV und die Teleclub-Inhalte bei UPC verfügbar. UPC-Kunden hatten bislang nur auf einen Teil des Teleclub-Angebots Zugriff.

MySports gewinnt 3,3 Millionen Haushalte

UPC schreibt heute in einer Mitteilung, dass man die Reichweite des Senders um 1,55 Millionen auf insgesamt 3,3 Millionen Haushalte ausbauen konnte. Jeder Haushalt über seinen eigenen TV-Anbieter.

Für monatlich 25 Franken verfolgen Abonnenten exklusiv alle Spiele der Schweizer Eishockey National League, schreibt UPC. Dazu weitere Spiele aus dem internationalen Spitzeneishockey, der Swiss League und von Einsätzen der Nationalmannschaft. Einzelne Angebote, weitere Sport-Events sowie eine Reihe beliebter Sportsender würden das Angebot abrunden.

«Einzelabrufe von Live Events und erweiterte Features via MySports-App werden zu einem späteren Zeitpunkt auf für Swisscom-Kunden verfügbar sein», verspricht UPC.

Swisscom baut per sofort Angebot aus

Ab heute sind alle Inhalte von MySports auch auf Blue TV von Swisscom verfügbar. «Wir freuen uns sehr, dass wir unseren blue TV Kunden nun auch wieder Schweizer Eishockey aus der National League anbieten können», heisst es in einer Swisscom-Mitteilung.

Das wird geboten: Sportfans haben neben dem bestehenden Angebot von Blue Sport auch Zugriff auf dasjenige von MySports – und damit auf das gesamte Angebot an Spielen der höchsten Schweizer Fussball- und Eishockeyligen sowie der Partien der UEFA Champions League, der UEFA Europa League, der Bundesliga, vieler weiterer europäischer Fussballligen oder der europäischen und nordamerikanischen Hockeyligen.

Die MySports-Kanäle können Swisscom-Kunden gemäss eigenen Angaben ganz einfach mit wenigen Klicks direkt über die Blue TV Plattform abonnieren und mit ihrer Swisscom Rechnung bezahlen.

Das Blue-Sport-Paket steht Swisscom-Kunden weiterhin für monatlich 29.90 Franken zur Verfügung, Spiele im Einzelabruf ab 7.90 Franken. «Bei einem Vertragsabschluss profitieren Neuabonnenten des Blue Sport-Angebotes in der Startphase von zwei Gratis-Monaten», wirbt die Swisscom. (uro/SDA)


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