18 Millionen landeten im Detailhandel!
VBS-Maske nutzlos gegen Corona

Die VBS-Maske ist ein Beschaffungsflop im Millionenhöhe. «Kassensturz»-Enthüllungen zeigen: Der Bund und das Schweizerische Rote Kreuz sind auf ein Fake-Zertifikat reingefallen.
Publiziert: 23.09.2020 um 09:37 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2020 um 16:30 Uhr

Im April importierte der Bund tonnenweise Masken. 18 Millionen davon gelangten in den Handel. Sie werden zum Teil heute noch verkauft – in Packungen à 20 Stück. Recherchen von «Kassensturz» zeigen aber: Die Maske schützt nicht ausreichend gegen Corona.

Die Konsumentensendung hat die VBS-Masken in Österreich testen lassen. Das Laborteam mass die Filterleistung von fünf Prüfmustern, alle fielen durch. Die schlechteste VBS-Maske filterte nur gerade 80 Prozent der Aerosole.

Das österreichische Labor prüfte diese Maske schon für unterschiedliche Auftraggeber, wie «Kassensturz» berichtet. Sie fiel jedes Mal durch, aber die Resultate variierten. Testleiter Professor Heinz-Peter Werner: «Die Qualität ist unterschiedlich, und das schliesst nicht aus, dass sie von verschiedenen Herstellern kommen.»

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Foto: keystone-sda.ch
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Fragezeichen aus China

Darauf deuten die unterschiedlichen Verpackungen und diverse Medienberichte aus China. Schliesslich sorgt auch der Hersteller Jiaxuan gleich für mehrere Fragezeichen. Die Firma wurde erst im Februar gegründet. Mitte März erhielt sie grünes Licht von den Behörden für die Produktion von Masken. Damals lag die Kapazität aber erst bei einigen Zehntausend Masken pro Tag. Wie also soll sie innert Tagen millionenfach für die Schweiz produzieren?

Wie es zum Flop kam, zeigt «Kassensturz» auf. Der Beschaffungsauftrag des Bundes landete beim Schweizerischen Roten Kreuz (SRK). Dieses gelangte über diverse Umwege, unter anderem via eine Zürcher Einmann-Firma, an Jiaxuan. Der Lieferant sei dem SRK von der ETH Lausanne empfohlen worden, heisst es in einer Stellungnahme.

Auf die 80-prozentige Filterleistung der Masken angesprochen, sagt das SRK, dass es damals die beste Alternative gewesen sei. Christine Kopp, die stellvertretende Direktorin, zeigt sich in der Stellungnahme davon überzeugt, dass die Masken in dem Rahmen, in welchem sie gebraucht werden, einen guten Schutz leisten würden.

Auf Fake-Zertifikat hereingefallen

Das österreichische Testlabor, das im Auftrag von «Kassensturz» agierte, kommt zu einem anderen Schluss: «Hier ist damit zu rechnen, dass die Virus-Aerosole noch voll durchgehen», sagt Testleiter Werner.

Das VBS und das SRK verliessen sich unter anderem auf ein gefälschtes Zertifikat, ausgestellt von der Firma BSI Test Limited. Die europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz warnt offiziell vor diesem Unternehmen. BSI Test Limited ist keine echte Zertifizierungsstelle, das EU-Zertifikat im VBS-Dossier ist ein Fake.

Das VBS verliess sich ausserdem auf Testresultate aus dem Labor Spiez. Doch dieses ist gar nicht akkreditiert, Hygienemasken nach europäischer Prüfnorm zu testen. Ausserdem hat Spiez für seine Messung nicht nur eine falsche Prüfnorm hinzugezogen, sondern die Messresultate ausgerechnet mit jener Maske verglichen, die diesen Sommer als «Müffel-Maske» Schlagzeilen machte. Der Bund musste sie zurückziehen. Bei der Maske aus dem Jahr 2007 war das Haltbarkeitsdatum längst abgelaufen. (ise)

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