10 Milliarden Franken liegen auf Sperrkonten brach
Jungunternehmer wollen Mietern die Kaution vergolden

Zwei Jungunternehmen wollen das schlummernde Geld auf den Sperrkonten der Schweizer Mieterinnen und Mieter besser einsetzen. Mit Investments statt Sperrkonten sollen die Mietkautionen Erträge abwerfen, statt brachliegen.
Publiziert: 03.11.2023 um 11:00 Uhr

Auf den Sperrkonten von Schweizer Mieterinnen und Mietern schlummern Milliarden. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, wittern jetzt zwei Jungfirmen ein gutes Geschäft mit dem brachliegenden Kapital. Denn gemäss ihren Hochrechnungen erreichen die ausgesprochen schlecht verzinsten Einlagen mittlerweile einen Wert von rund 10 Milliarden Franken!

Gemäss Marc van Nuffel vom Jungunternehmen Zinsli beträgt die durch Privatpersonen auf Mietkautionskonten hinterlegte Summe heute etwa 11 Milliarden Franken. Das sind im Schnitt rund 5000 Franken pro Mieter. Zusätzlich kommen 10 Milliarden Franken von Firmen hinzu. Auch Marc Schuster von Evorest rechnet mit 8 bis 9 Milliarden Franken von Privatpersonen und etwa 6 Milliarden Franken von Firmen.

Die Inflation frisst die meisten Mietkautionen jedoch weg: Ihr Zins liegt oftmals bei nur 0,2 Prozent. Auch für das Einrichten und Auflösen des Kontos werden zwischen 50 und 100 Franken Gebühren erhoben. Würde auf den Konten stattdessen ein gängiger Sparzins von 0,75 Prozent gelten, würden bereits Dutzende Millionen Franken mehr anfallen. Die beiden Zürcher Unternehmen wollen den Mieterinnen und Mietern nun zu einem höheren Ertrag verhelfen.

Riesige Geldsummen schlummern in der Schweiz auf schlecht verzinsten Sperrkonten.
Foto: imago images/Future Image
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Investment statt Sperrkonto

Das Vorgehen der beiden Firmen ist jedoch unterschiedlich. Bei Evorest können die Mietenden etwa wählen, ob sie die Kaution auf ein normales Konto einzahlen oder in einfache Indexfonds investieren wollen. Sie profitieren so von steigenden Börsenkursen.

«Wir geben den Verwaltungen ein Werkzeug, mit dem sie ihren Mietenden eine grössere Wahlfreiheit geben können», sagt Marc Schuster. Bereits seien die ersten Verwaltungen an Bord. Mit weiteren, sehr grossen Verwaltungen liefen Gespräche. Um welche es dabei geht, will Schuster aber noch nicht sagen.

Bei Evorests Modell gilt jedoch auch: Das Risiko eines Kursverlusts trägt der Mieter. Dies sei aber nur relevant, wenn der Schaden an der Wohnung gleich gross oder grösser als das Depot ist, erklärt Marc Schuster. Das sei nur bei 1 Prozent der Kündigungen der Fall. Und sollte es so weit kommen, gleicht Evorest die Differenz aus. Der Mieter muss dann das Geld nachzahlen. So hat der Wohnungseigentümer stets Zugriff auf die volle Kaution.

Bei Zinsli soll dagegen ein Marktplatz geschaffen werden, wie Marc van Nuffel erklärt. Mieterinnen und Mieter sollen die Anlageform als Depot hinterlegen können, die ihnen am besten gefällt. Sei dies ein Sperrkonto bei einer Bank, ein Fonds, ein Goldbarren oder ein Bitcoin-Konto. Auch Zinsli habe bereits erste Partner an Bord. (sak)

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