Trotz Millionen-Gewinn bleibt SBB-Chef Ducrot kritisch
«Können aus eigener Kraft Milliarden-Schulden nicht abbauen»

Dank erneutem Rekordstand an Reisenden schreiben die SBB im Geschäftsjahr 2023 erstmals seit 2019 wieder schwarze Zahlen. Die Bundesbahnen vermelden einen Gewinn von 267 Millionen Franken.
Publiziert: 11.03.2024 um 09:34 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2024 um 10:46 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Das Jahr 2023 fiel für die SBB positiv aus: Täglich wurden 1,32 Millionen Personen transportiert – 160'000 Menschen mehr als im Vorjahr. Damit sei das Niveau aus dem Rekordjahr 2019 wieder erreicht, wie die SBB am Montag mitteilen. 

Unterm Strich führt das zu einem Gewinn von 267 Millionen Franken, nach einem Vorjahresverlust von 245 Millionen Franken. Damit schreiben die SBB erstmals seit 2019 wieder schwarze Zahlen.

Gutes Jahr, aber Herausforderungen bleiben gross

Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar (64) erklärte an der heutigen Medienkonferenz, die SBB hätten 2023 den «Endpunkt der Pandemie» erreicht. Nun gelte es, vorwärts zu schauen. 

SBB-Chef Vincent Ducrot stellt die Jahreszahlen 2023 an der Bilanzmedienkonferenz vor.
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Kurzfristig lautet die Devise «Sicher, sauber, pünktlich». Positiv sei unter anderem schon jetzt die Pünktlichkeitsquote von 92,5 Prozent, «für die uns ganz Europa beneidet», so Ribar. Allerdings bleibe der Spar- und Effizienzdruck hoch.

CEO Vincent Ducrot (61) seinerseits erklärt sichtlich zufrieden, die SBB hätten entgegen Medienprognosen über 70'000 Halbtax Plus und über 90'000 GA Night verkaufen können. Dazu liege die Anzahl an internationalen Bahnreisenden auf Rekordniveau.

So konnten die SBB den Schuldenberg leicht abbauen. Doch die Schuldenlage bleibt angespannt: «Wir haben aus eigener Kraft nicht die Möglichkeit, die Schulden deutlich abzubauen.» Dafür wäre ein nachhaltiges Gewinnniveau von über 500 Millionen Franken über mehrere Jahre notwendig. Aktuell haben die SBB Schulden in Höhe von 11,26 Milliarden Franken. Das Sparprogramm, mit dem bis 2030 rund 6 Milliarden Franken eingespart werden sollen, sei derweil «auf Kurs».

Leicht langsamer für mehr Stabilität

Wesentlich jetzt und auch in Zukunft sei die Stabilität des Fahrplans. Ducrot hält fest, dass der nächste Fahrplan «an die Realität» angepasst wird. Beispielsweise wird die Strecke Bern–Fribourg im Fahrplan mit einer Minute mehr einkalkuliert. Das nimmt man in Kauf im Interesse eines verlässlichen Systems, so Ducrot.

Ebenso müssen die SBB hierbei die vielen Baustellen berücksichtigen. «Das Austarieren zwischen Fahren und Bauen wird immer schwieriger», hält Monika Ribar fest. Die SBB hatten 2023 über 20'000 Baustellen. Das Bauvolumen werde weiterhin steigen. Das stelle grosse Herausforderungen an die Planung.

Nebst der Bautätigkeit sehen die SBB die grössten Herausforderungen in den kommenden 10 Jahren in den Bereichen Güterverkehr, Digitalisierung, Energie und internationaler Personenverkehr. In diesem Zeitraum gehe es darum, im Kerngeschäft intelligent zu wachsen.

Wo steht die Bahn ab 2050?

Seit zwei Jahren arbeiten die SBB an der Langfristfrage. «Ein neues "Bahn 2000" oder eine neue NEAT wird es nicht geben», dämpft Ribar die Erwartungen. Zentral in der Langfristplanung seien Nutzerbedürfnisse und Wirtschaftlichkeit. Oberstes Ziel sei «häufiger, schneller, flexibler».

Denn Kunden wollen attraktive Angebote zu angemessenen Preisen. Es gehe also darum, die bestehende sowie die geplante Infrastruktur noch besser zu nutzen.

Dazu Ducrot: «Wir können künftig nicht mehr so viel bauen wie heute.» Der Bund sei in der Strategie 2050 vor allem auf regionalen Ausbau fokussiert; die SBB schauen aber auch stark auf die europäische Anbindung. Es brauche etwa drastische Verbesserungen auf Strecken nach München, Mailand oder Lyon. Im nationalen System brauche es einen 15-Minuten-Takt auf allen wichtigen Strecken.

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